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Von zwei Städten überrascht

Von Claus Blumstengel 11.09.2005, 17:37

Halle/MZ. - Kurze Zeit später einhelliges

Staunen der Dessauer und Roßlauer Radler: Das "Tschechenwerk", die Überreste eines Bunkers, an dem vor dem Zweiten Weltkrieg Wehrmachts-Soldaten ausgebildet wurden, hatte noch keiner von ihnen je zu Gesicht bekommen, liegt er doch mitten im militärischen Sperrgebiet zwischen Roßlau und Luko.

Auf der gemeinsam von den Städten Dessau und Roßlau organisierten Tour kamen sich nicht nur geschichtlich interessierte Einwohner beider Städte näher, auch das bundesweite Thema des Denkmaltages "Krieg und Frieden" war ab der ersten Station, dem Hugo-Junkers-Museum, allgegenwärtig.

Dabei drohte die Radtour im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen. Gerade mal 14 Teilnehmer waren mitten durch den Platzregen ins Hugo-Junkers-Museum gekommen. Doch dann hatte der Wettergott ein Einsehen. Zu denen, die von der Leiterin des Stadtplanungsamtes, Christiane Jahn, begrüßt wurden, gehörten Erika Hippold und Brigitte Seelig aus Roßlau. "Wir sind fast jedes Mal dabei, wenn so eine Tour organisiert wird", sagten sie, und wurden auch diesmal nicht enttäuscht. Museums-Mitarbeiter Bernhard Klose gab einen Einblick in das Leben des Technik-Genies Hugo Junkers, der die Rüstungspolitik der Nazis nicht mitmachen wollte und deshalb enteignet wurde.

An den Krieg und seine Folgen erinnerten auch die nächsten Stationen - die 1945 völlig zerstörte und später wieder aufgebaute Marienkirche und der "Johannbau", ein Rest des dem Erdboden gleich gemachten Dessauer Schlosses. Neu für jeden aus der inzwischen auf 17 Teilnehmer angewachsenen Gruppe war die kürzlich im Johannbau eröffnete Ausstellung "Schauplatz vernünftiger Menschen". Eine völlig neue Erfahrung sei für sie das Übersetzen über die Elbe mit dem Technischen Hilfswerk Dessau gewesen, meinte Gabi Grundmann, die sich mit ihrem Mann Otto für den Pionierübungsplatz und die Roßlauer Burg interessierte. Bootsführer Stefan Weber, Christian Marx und Ricardo Silke vom THW sorgten dafür, dass alle trockenen Fußes ans andere Elbufer kamen.

Dort gab es nicht nur Bratwürste und Steaks, sondern auch Informationen satt. Den Übungsplatz stellte dessen Leiter Armin Purle vor. Über Pläne zur touristischen Nutzung des Geländes nach dem Abzug der Bundeswehr Mitte nächsten Jahres informierte Sabine Falkensteiner von der Roßlauer Wirtschaftsförderung, Volkmar Schulze vom Bundesforstamt führte die Radler durch das militärische Sperrgebiet, Rainer Augustin vom Förderverein "Militärhistorisches Museum" erklärte dessen Nutzung durch Wehrmacht, NVA und Sowjettruppen und schließlich tauchte man, geführt von Peter Hahne, auf der Roßlauer Wasserburg noch tiefer in die lokale Geschichte ein.

Am Schluss der Tour hatte sich ohne Zweifel für jeden Teilnehmer die Ankündigung von Christiane Jahn erfüllt: "Wir wollen den Bürgern beide Städte näher bringen. Sie sollen Dinge entdecken, die ihnen bisher unbekannt sind."