Unklare Zukunft für Neue Pergamon
Dessau/MZ. - Oswald war damals Geschäftsführer der Neuen Pergamon Krankenhausmanagement GmbH (NPK). Einer der vielen Töchter ist eben jene DGH, die auch in Dessau über eine Niederlassung verfügt: das Plasmazentrum im Rathauscenter. Voriges Jahr hatte es dreijähriges Bestehen gefeiert. Seit Eröffnung waren rund 100 000 Liter Plasma gespendet worden. Dessau habe die kühnsten Erwartungen übertroffen, konstatierte DGH-Geschäftsführerin Michaela Rethwilm.
Trotzdem hat vor zwei Wochen Ludwigshafens Sparkasse der DGH eine 3,5-Millionen-Euro-Kreditlinie gestrichen. Grund sind die die Turbulenzen um die Mutterfirma NPK. Ein Sparkassensprecher: "Wir sehen da auch noch nicht richtig durch." In den vergangenen vierzehn Tagen habe man von der NPK nichts neues mehr vernommen.
Alles bleibt offen
Geschäftsführer Oswald, selbst nur wenige Monate im Amt, wurde inzwischen von den NPK-Gesellschaftern abgelöst und durch den Wirtschaftsanwalt Sixto Atrio ersetzt. Der soll Ordnung ins Durcheinander bringen. Was geschehen wird, Atrio lässt es offen: Verkauf, ein Partner, Teilinsolvenz oder der Untergang der NPK - Atrio wollte gegenüber der "Rheinpfalz" nichts ausschließen.
Ausgelöst wurde die gegenwärtige Krise durch Volker Graf. Anfang der 90er Jahre wurde der Arzt zum Geschäftsführer des Ludwigshafener Klinikums bestellt. Als er drei Jahre später die NPK gründete, verlangte er einen Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen seiner Firma und dem Klinikum. Der Krankenhausaufsichtsrat unter Führung des damaligen Ludwigshafener Oberbürgermeisters, Wolfgang Schulte, stimmte zu.
1999 übernahm Eva Lohse den Aufsichtsratsposten im Krankenhaus. Sehr bald, so die CDU-Frau und heutige Oberbürgermeisterin Ludwigshafens gegenüber der MZ, habe sie Hinweise - auch anonyme - erhalten, dass Graf sich "erhebliche Verfehlungen" habe zuschulden kommen lassen.
Mehrere Revisionen
Sie veranlasste Revisionen, die Fragwürdiges zutage förderten. Graf hatte ums Klinikum herum Firmen aus dem NPK-Imperium gruppiert und soll über diese zum Nachteil des Klinikums gehandelt haben. Statt eines Dienstwagens genehmigte er sich derer drei. Von privat genutzten Klinikums-Kreditkarten ist die Rede, von überhöhten Kilometerabrechnungen.
Ein Versuch, Grafs Abwahl herbeizuführen, scheiterte am Widerstand der SPD- und der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat, so Lohse. Erst im Laufe des Jahres 2005, als die Vorwürfe immer massiver wurden, räumte Graf seinen Posten. Unterstützung findet er zunächst weiter in Schulte - der nach dem Ausscheiden aus dem OB-Amt seit diesem Jahr für die NPK arbeitet. Inzwischen hat Graf seinen Geschäftsführerposten bei der NPK aufgegeben.
Auf über sechs Millionen Euro beziffert Lohse den durch Graf verursachten Schaden. Inzwischen wurde Strafanzeige gegen Graf gestellt, ein Schritt, der einstimmig vom Ludwigshafener Stadtrat befürwortet wurde. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ermittelt. Bislang, so deren Sprecher, gehe man noch nicht von vorsätzlicher Veruntreuung aus.
Christina Matschuck, Pressesprecherin der NPK, bleibt trotz aller Widrigkeiten vorerst zuversichtlich: "Der Spendenbetrieb bei der DGH geht weiter." Auch in Dessau.