Turnen Turnen: Ein kleiner großer Champion
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Klein und zierlich, aber voller Stolz stand Luis Wodner im April vergangenen Jahres in der Anhalt-Arena im weinroten Wettkampfdress des PSV 90 Dessau, die Deutschland-Fahne in der Hand. Der Turn-Steppke aus der Muldestadt stand neben seinen Vorbildern Fabian Hambüchen und Matthias Fahrig, als diese mit der deutschen Turn-Nationalmannschaft zum Länderkampf gegen Polen antraten.
Am Samstagnachmittag steigt ab 14.30 Uhr wieder ein Turn-Länderkampf in der Anhalt-Arena. Gegner der Deutschen ist eine internationale Riege mit Aktiven aus Polen, Frankreich und Großbritannien. Allerdings werden Hambüchen (verletzt) und Fahrig (Bundeswehr) fehlen. Dafür aber ist Luis Wodner wieder mit dabei. Er gehört wieder mit zum mehr als 30 Mitstreiter zählendem Helferteam des PSV 90, das beim Turn-Länderkampf wieder tatkräftig mit anpacken wird. Hinter dem Siebenjährigen, der beim PSV nach wie vor als ein großes Talent gehandelt wird, liegt dabei ein aufregendes Jahr. Im Sommer 2010, am letzten Trainingstag und kurz vor einem lange geplanten Ägypten-Urlaub seiner Familie, missglückte ihm ein Abgang. Die Folge waren ein gebrochener Ellbogen, eine Operation, ein Krankenhausaufenthalt und ein geplatzter Urlaub. "Zwei Jahre lange hatten wir die Reise nach Ägypten geplant. Am Ende wurden es noch ein paar Tage Ostsee", erzählt Katharina Wodner, die Mutter des kleinen Tausendsassa.
Dieser springt mittlerweile wieder putzmunter durch die Trainingshalle des PSV, kaum fünf Minuten, die er mal ruhig stehen bleiben kann. "Er hat einen unheimliche Bewegungsdrang", sagt seine Mutter, die mit ihrem Sohn zwei Mal pro Woche nach Halle zum Fördertraining am Olympiastützpunkt fährt. Mit den anderen Trainingsfahrten - Luis trainiert bis zu vier Mal pro Woche - kommen locker 1 000 Kilometer im Monat zusammen, von der Zeit gar nicht zu reden, die investiert werden muss. Mit involviert sind auch die Geschwister von Luis. Sein älterer Bruder Marc darf in Halle auch mittrainieren, auch seine Schwester Helena hat dort eine Trainingsgruppe gefunden. Sein jüngster Bruder Elias, gerade einmal 1,5 Jahre alt, ist zwar noch zu klein um zu trainieren, aber wenn es darum geht, mit seinem Bruder gemeinsam auf einem Trampolin zu klettern, ist auch er schon eifrig dabei.
Von seiner Ellbogenverletzung merkt Luis knapp ein Jahr nach dem Unfall gar nichts mehr. Die Heilung verlief problemlos, wenige Monate nach der Operation wurde er schon wieder Landesmeister, später Landespokalsieger. Ein Naturtalent? "Er kann sich auf seine Sache konzentrieren, und das ist das Entscheidende", meint PSV-Trainer Hagen Hochhäusler.