Tradition in Dessau Tradition in Dessau: 250 Gäste feiern kurdisches Neujahrsfest
DESSAU/MZ - Bereits zum zehnten Mal feierte die kurdische Gemeinschaft in Dessau am Sonnabend gemeinsam ihr „Newroze“ und begrüßten so das kurdische neue Jahr. Der Saal der Gaststätte der Kleingartenanlage „Bürgerfeld“ reichte kaum aus, um die insgesamt deutlich über 250 Gäste aufzunehmen. Den Veranstaltern war das allerdings von vornherein klar und so hatten sie alle Tische entfernen lassen und den Saal um die große Tanzfläche herum lediglich mit Sitzreihen ausgestattet. Schon lange bevor die Feierlichkeiten offiziell begannen, hatten sich die vielen Sitzplätze dann auch rasch gefüllt. „Der Neujahrsempfang ist für die kurdischen Bürger ein sehr wichtiges Fest“, erklärte Razak Minhel, der Leiter des Multikulturellen Zentrums.
Den Stellenwert des Festes konnte man auch deutlich an der Kleidung der Gäste erkennen. Die Damen trugen zumeist prachtvolle und detailliert dekorierte Kleider, die in der kurdischen Tracht die Leichtigkeit einer Taube ausdrücken sollen und schnell an Märchen aus dem Orient erinnerten. Eher militärisch wirken dagegen im ersten Moment die traditionellen Trachtenuniformen der Herren. „Die meisten, über 20 Familien, der hier lebenden Kurden sind syrische Kurden“, so Minhel, „aber hier sind heute auch türkische und irakische Kurden.“ Angesichts des derzeitigen Bürgerkriegs in Syrien wurde zu Beginn der Situation dort und der schon immer schweren Geschichte ihres Volkes gedacht. „Die kurdische Minderheit kämpft eigentlich schon immer gemeinsam für ihre Unabhängigkeit“, so Minhel, der auch erwähnt, dass in manchen Ländern sogar die kurdische Sprache verboten ist.
Das „Newroze“, das bei besserer Witterung eigentlich mit einem großen gemeinsamen Lagerfeuer, ähnlich wie in Deutschland die Osterfeuer, gefeiert wird, aber steht für das dreigeteilte Volk in allererster Linie für Frieden und Freiheit. Zu kurdischer Folklore wurde ausgiebig getanzt und somit an die Heimat erinnert. Insbesondere die kleinsten Gäste genossen das ausgelassen in ihren ebenso festlichen Kleidern und Anzügen. Der Neujahrsempfang demonstriere laut Razak Minhel aber auch die Freundschaft zwischen den einzelnen kurdischen Familien. Am Sonnabend nahmen nicht nur Gäste aus Dessau und Umgebung teil. Auch aus Halle, Leipzig und Magdeburg waren Familien gekommen. Razak Minhel wünschte in einer kleinen Rede allen Gästen, dass sie ihr Fest im nächsten Jahr in einer friedlichen Heimat begehen können.