Technikmuseum Technikmuseum: Technik spielerisch erkundet

Dessau - Traumberufe? Anwalt, Manager, Kulturschaffender. Gerald Taraba hätte da noch eine wichtige Ergänzung. Ingenieur! Für den Geschäftsführer der Actemium Controlmatic GmbH aus Kabelsketal, einem Mittelständler mit Standorten in ganz Deutschland, der technische Anlagen fast aller Art herstellt und installiert, wird das, was er einst studiert hat, allzu oft in der Hitliste populärer Berufe vergessen. „Was wir machen, ist richtig spannend und abwechslungsreich“, sagt der studierte Ingenieur für Automatisierungstechnik. Heute ein Kraftwerk zum Laufen bringen, ein paar Wochen später eine Raffinerie, in ein paar Monaten einer Papierfabrik. So in etwa beschreibt Taraba den Alltag für die Techniker und Ingenieure in seinem Unternehmen.
Dumm nur, dass das der Nachwuchs bei der Berufsorientierung kaum auswählt. „Am Ende läuft es bei den meisten jungen Leuten auf eine Handvoll populäre Berufe hinaus“, beobachtet Taraba. Noch hat er die Fachkräfte, um seine Aufträge qualifiziert abzuwickeln. Doch auf lange Sicht wird es schwer. Deshalb nutzt er auch intensiv das Dessauer Forum zum bundesweiten Tag der Technik im Technikmuseum „Hugo Junkers“, um Interesse für technische Berufe zu wecken. Zum dritten Mal lockte der Techniktag im Schatten der Ju52 Gymnasiasten von der 6. bis zur 8. Klasse gestern in die Kühnauer Straße, um sich auf einem Wissensparcours auf spielerische Weise mit Technik und Ingenieurskunst vertraut zu machen und möglicherweise Interesse für technische Studiengänge zu entdecken. Initiiert hat den Techniktag im Technikmuseum Christian Dubiel. Der Dessauer Ökonom, der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Belzig und Mitglied im Förderverein des Technikmuseums ist, holte für die Durchführung des Aktionstages auch die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig sowie Taraba und sein Unternehmen mit ins Boot.
„In dem Alter unserer Besucher des Aktionstags kann man für Technik noch begeistern und für die Wahl der zukünftigen Leistungsfächer entsprechende Argumente liefern“, so Dubiel. Auch wenn er sich selbst beruflich anders entschieden hat, so ist die Werbung für ein technisches Studium für Dubiel aus ökonomischer Sicht in mehrfacher Weise sinnvoll. Absolventen haben gute Gehalts- und Berufsaussichten. Technische Unternehmen haben eine hohe Produktivität und tragen dadurch zum Wohlstand einer Region bei. Für Dubiel ist als Dessauer die Förderung des technischen Nachwuchses auch Anliegen aus der Junkers- und Industrietradition heraus.
Deshalb hatte es ihn ein bisschen geärgert, dass bisher die Dessauer Schulen die Teilnahme am Techniktag nicht einrichten konnten. Am Mittwoch aber waren unter 55 Teilnehmern des Aktionstags 2015 von drei Leipziger und einem Dresdner Gymnasium immerhin sieben interessierte Sechstklässler des Philanthropinums zum ersten Mal beim Techniktag dabei. Sie ließen sich an neun Stationen Messinstrumente technischer Anlagen erklären, löteten Kabel, starteten Flieger aus Styropor und Papier und erzeugten auf einem Ergometer selber Strom. „Technik ist schon spannend, aber vielleicht wird es eher Medizin oder Architektur“, sagt Manuela Onesciuc vom Philan. „Mit Physik lässt sich die Welt doch am besten erklären“, lässt ihr Mitschüler Jan Große keine Zweifel, was mal aus ihm werden könnte. (mz)