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Tag des Bieres Tag des Bieres : Brauhaus "Alter Dessauer" schenkt Zwickl aus

Dessau - Der Zapfhahn hinter dem Tresen ist eigentlich nicht sein angestammter Platz. Trotzdem steht Matthias Hankel dieser Tage einmal mehr hinter dem Tresen im Brauhaus „Alter Dessauer“. Er greift mit seiner Linken zum Glas und mit der Rechten zum Zapfhahn und lässt bedächtig flüssiges Gold in den gläsernen Krug laufen. Langsam bildet sich die Schaumkrone ...

Von Annette Gens 22.04.2016, 20:12

Der Zapfhahn hinter dem Tresen ist eigentlich nicht sein angestammter Platz. Trotzdem steht Matthias Hankel dieser Tage einmal mehr hinter dem Tresen im Brauhaus „Alter Dessauer“. Er greift mit seiner Linken zum Glas und mit der Rechten zum Zapfhahn und lässt bedächtig flüssiges Gold in den gläsernen Krug laufen. Langsam bildet sich die Schaumkrone aus.

Hankels Prozedere läutet einerseits die neue Biergartensaison ein. Der Inhalt seines Glases ist aber zunächst einmal sein Geburtstagsgeschenk. Das Reinheitsgebot feiert am Sonnabend 500 Jahre. Hankel, Brauer im Dessauer Brauhaus, hat zum runden Jahrestag ein weiteres Produkt hinzugefügt. Das Neue trägt den Namen „Brauer-Zwickel“.

Idee entstand letzten Sommer

Die Dessauer Gasthaus-Brauerei wird zum Tag des Bieres mit einem neuen Bier aufwarten. Es schimmert bernsteinfarben im Glas, es „schmeckt süffig“, findet Hankel, und es ist liegt im Trend: Sein Alkoholgehalt ist niedriger als bei einem Bockbier. „Man kann getrost mehr als eins davon trinken“, lacht der Brauer des Brauhauses „Alter Dessauer“.

Sechs Wochen lagerte in den Kellern der kleinen Brauerei in der Langen Gasse, was nun zum ersten Mal ausgeschenkt werden soll und woran Brauer Hankel einige Zeit getüftelt hat. Zwischen der Idee bis zum gewünschten Bier liegen einige Monate: Im Sommer 2015 hatten Tobias Gröger, Chef des Dessauer Getränkegroßhandels Saga, und Matthias Hankel vom Brauhaus die Köpfe zusammengesteckt und darüber gefachsimpelt, wie das sein wird, wenn deutschlandweit 500 Jahre Reinheitsgebot gefeiert wird. Wie andere feiern, ist nicht bekannt. Im Brauhaus zu Dessau feiert man mit einem neuen Bier und bietet Führungen an. Noch immer werde erzählt, in Dessau würde nicht mehr selbst gebraut. „Wir wollen zeigen, was wir können.“

Pilsener über alles

Der Brauer von Dessau ist ein Allrounder, der seine ersten beruflichen Sporen im einstigen VEB Getränkekombinat verdient hat. Man sagt, dass das Kombinat in Dessau der 70er Jahre eine der modernsten Brauereien Europas betrieben haben soll. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt. Die Treuhand verkaufte die Brauerei nach der politischen Wende für ein paar symbolische Mark an eine Münchener Unternehmensgruppe. Jahre später waren Biere aus Dessau Geschichte.

In der kleinen Gasthausbrauerei lebt die Dessauer Braukunst weiter und firmiert unter „Alter Dessauer“, jenem anhaltischen Fürsten, der den eisernen Ladestock erfunden hat und dem man nachsagt, er habe 1738 in Leipzig mit der Gose ein obergäriges Bier eingeführt. Was die Gose betrifft, hat Hankel seine eigene Meinung und gibt diesem Bier in seiner Heimatstadt kaum eine Chance. Die Sachsen-Anhalter, meint er, lieben den Geschmack von Pilsener.

Das Brauer-Zwickel ist die dritte Bierkreation, die im Laufe der Jahre unter Hankels Händen entstanden ist. Auch für den Brauer ist es „immer wieder faszinierend“, welche Vielfalt mit nur vier Zutaten (Wasser, Gerste, Hopfen und Hefe) entsteht.

Die Grundstoffe für das Bier bezieht die Brauerei aus der Region. Die Hefe, erzählt Hankel, werde in Landsberg gezüchtet. „Von dort beziehen wir auch die Gerste.“ Der Hopfen, der für Bitterkeit und Haltbarkeit des Bieres sorgt, wächst auf den Feldern bei Köthen.

Braukunst gefragt

Dennoch liegt es an der Braukunst jedes einzelnen, das gewünschte Produkt zu erzeugen. „Wir wollten ein Bier, das im Trend liegt und das den Gästen einen geselligen Abend beschert.“ Es bleibt des Brauers Geheimnis, wie man das hinbekommt. Die Dessauer Gasthaus-Brauerei gibt es seit 2001. Seitdem ist auch Matthias Hankel angestellt und hegt insgeheim einen Traum: Einmal das Porter nachbrauen, das in der Stadt früher so begehrt war. Dagegen spricht momentan aber noch der Trend. Starkbiere sind nicht jedermanns Sache. Doch wie heißt es? Kommt Zeit - kommt Rat.

Die Gasthaus-Brauerei bietet am Sonnabend Führungen an. Geöffnet wird um 11 Uhr. (mz)