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Neues Impfzentrum So einfach kommt man inzwischen an einen Corona-Impftermin in Dessau-Roßlau

Seitdem Dessau wieder ein Impfzentrum eröffnet hat, läuft die Kampagne deutlich flüssiger als im November. Nachbarkreise schauen neidisch herüber.

Von Thomas Steinberg 26.12.2021, 14:00
Das „neue“ Impfzentrum befindet sich im Dessau-Center. Termine können telefonisch und inzwischen auch online gebucht werden.
Das „neue“ Impfzentrum befindet sich im Dessau-Center. Termine können telefonisch und inzwischen auch online gebucht werden. (Foto: Thomas Steinberg)

Dessau/MZ - Nie war es einfacher, in Dessau-Roßlau eine Corona-Impfung zu erhalten als derzeit. Zumindest für all jene, die nicht in Heimen lebend von mobilen Impfteams versorgt werden oder deren Hausarztpraxen Wartelisten führen. Drei Wochen, nachdem das städtische Impfzentrum im Dessau-Center seinen Betrieb aufgenommen hat, ist der holprige Start in die neue Impfkampagne vergessen.

Zunächst war vor Supermärkten geimpft worden. Später gab es unter anderen Angebote in der Freiwilligen Feuerwehr Dessau-Süd und auf dem Campus der Hochschule Anhalt. Oft verbunden mit stundenlangem Warten unter freiem Himmel. Der Zulauf war enorm - und von den Impfwilligen Geduld und Leidensfähigkeit gefordert.

Am 1. Dezember hatte die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau das Impfzentrum im Dessau-Center eröffnet

Wohlgemerkt: Die Kritik entzündet sich nicht an der Arbeit der Impfteams, sondern an den Schlangen vor den mobilen Impfpunkten, die eher der Bundes- und Landespolitik zuzuschreiben sind und der zögerlichen Stiko-Empfehlung zur Booster-Impfung. Noch am 1. November hatte Sachsen-Anhalts Landesregierung verkündet, man brauche keinen Ersatz für die im September geschlossenen Impfzentren, um vierzehn Tage später eine Kehrtwende hinzulegen. Entsprechend knapp war die Zeit für Landkreise und kreisfreie Städte zu reagieren, Räume und Impfärzte zu finden und eine Organisation aufzubauen.

Am 1. Dezember nun hatte die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau ein Impfzentrum im Dessau-Center eröffnet – in den ehemals vom Textilgeschäft C&A genutzten Räumen. Gleichzeitig wurde verkündet, es werde nur mit Termin geimpft.

Einen solchen zu ergattern, glich zunächst einem Erfolg in der Lotterie. Die beiden Telefonnummern für eine Anmeldung waren notorisch überlastet, das Durchkommen purer Zufall.

Zunächst konnten nur Termine für Booster-Impfungen vereinbart werden

Seit Freitag voriger Woche hat sich das grundlegend gewandelt. Dann nämlich wurde eine Seite zur Online-Anmeldung freigeschaltet. Zunächst konnten nur Termine für Booster-Impfungen vereinbart werden, inzwischen auch für Erst- und Zweitimpfungen. Das Verfahren ist aus dem Frühjahr bekannt, aber damals wurde die entsprechende Website von der Kassenärztlichen Vereinigung betrieben.

Und die hatte alles daran gesetzt, es so kompliziert wie möglich zu machen - so schien es manchem: Registrierung, SMS-Bestätigung, doppeltes Eintragen aller persönlichen Daten für beide Impftermine, getrennte E-Mails, die bestätigt werden mussten - selbst internetaffine Nutzer vermochte das System an den Rand des Wahnsinns zu treiben und ältere Menschen hatten ohne die Hilfe von Kindern, Enkeln oder anderen praktisch gar keine Chance.

Das Formular zur Anmeldung ist übersichtlich und verständlich

Nun aber zeigt Dessau-Roßlau, wie man es besser und einfacher macht. Das Formular ist übersichtlich und verständlich, es werden nur die absolut erforderlichen Daten abgefragt, man kann aus Terminen auswählen. So soll es sein.

Obacht muss man nur geben, dass die nach der Buchung eingehende Mail mit dem Bestätigungslink nicht übersehen wird, auch weil sich der Spamfilter des Mailprogramms irren kann und die kurzerhand in die Spamablage befördert.

Die Wartezeiten vorm Eingang bleiben überschaubar

Das gilt auch für die nach spätestens zwei Werktagen vom Gesundheitsamt versandte endgültige Bestätigung. Auch die ist vorbildlich gemacht. Der Termin ist als im Kalender speicherbare Termindatei angehängt, es wird aufgezählt, was alles mitzubringen ist, es gibt einen Link zum Anamnese- und Einverständnisbogen. Den muss man zwar nicht ausfüllen (und kann es ohne Drucker auch nicht), aber es beschleunigt das Verfahren vor Ort.

Diese Bögen stammen vom RKI, und zumindest auf Mac-Rechnern kann das Ausfüllen problematisch sein, weil eingegebene Daten nicht angenommen werden. Hier muss man deshalb nach dem Ausdrucken zum Stift greifen. An die Vergesslichen ist ebenso gedacht: Eine Stunde vorm Termin trudelt eine Erinnerungsmail mit freundlichen Grüßen ein.

Im Impfzentrum schließlich läuft alles reibungslos. Die Wartezeiten vorm Eingang bleiben überschaubar, und wer einmal angemeldet ist, bekommt schnell die Spritze gesetzt.

Allein in den ersten zwei Wochen wurden laut Pressestelle der Stadt fast 3.800 Spritzen im Impfzentrum verabreicht, davon 2.985 mit Biontech, 1.634 mit Moderna und 53 mit Johnson&Johnson. In den meisten Fällen, nämlich 3.178, handelte es sich um Auffrischungsimpfungen, der Rest verteilte sich auf Erst- und Zweitimpfungen.

In den Nachbarkreisen geht das Impfen ruckeliger zu

In den Nachbarkreisen geht das Impfen ruckeliger zu. In Wittenberg gibt es zwar ein Impfzentrum, aber bis Jahresende keine Termine. Darüber hinaus werden vier Impfteams übers Land geschickt, dafür können aber ebenfalls keine Termine gebucht werden und gewartet werden muss dann oft im Freien.

Anhalt-Bitterfeld gar betreibt nur in Köthen ein Impfzentrum ohne jede Terminvergabe und verweist ansonsten an Hausärzte und Gemeinden. Schnell geht das nicht unbedingt. In Zerbst zum Beispiel liegen die nächsten online buchbaren Termine im Impfzentrum auf dem 30. Dezember und dem 26. Januar.