Schloss Großkühnau Schloss Großkühnau in Dessau: Besserer Schutz gegen Hochwasser

Großkühnau - Eine Kutsche, so wie sie ganz früher bestimmt einmal regelmäßig vorgefahren ist, hätte jetzt ihre liebe Not, die Freitreppe zu erreichen. Berge von Erde liegen vor dem Schloss in Großkühnau.
Das Pflaster, das einst als Fußweg diente, ist zum Teil herausgerissen. Etliche kleine und größere Baugruben offenbaren den Unterbau des Schlosses. Es liegen aber auch im Gelände neben Bauschutt viele neue Regenwasserrohre.
Handwerker haben das Zepter im Schloss Großkühnau übernommen
Im Schloss Großkühnau hat die Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung das Zepter vorübergehend an die Handwerker abgegeben. Die Mitarbeiter haben längst ihre Büros im Junkers-Gewerbegebiet bezogen, während am angestammten Sitz, dem ehemaligen Landsitz des „Kühnschen Prinzen“, die Bauarbeiter der Firma Umwelttechnik und Wasserbau mitten in den Tiefbauarbeiten stecken.
Es sind alte Abwasserleitungen und Sammelgruben abzureißen. Es sind zwei neue Brunnen zu bauen und weitere acht vor wenigen Jahren errichtete Hochwasserentlastungsbrunnen zu ertüchtigen. Das Regenwasser vom Dach des Schlosses soll künftig in den nahen Kühnauer See geleitet werden. Ein kleiner Graben für die Leitung ist bereits geschachtet.
5,6 Millionen Euro aus Hochwasserfonds
Insgesamt 5,6 Millionen Euro erhielt die Stiftung aus dem Hochwasserfonds des Bundes, um das Schloss und das danebenstehende Kavaliershaus zu ertüchtigen. In letzterem sollen voraussichtlich das Historische Archiv und Verwaltungsarchiv sowie die Bibliothek eine neue Bleibe finden. Bisher waren die Abteilungen samt ihren teils sehr wertvollen Unterlagen im Souterrain des Schlosses untergebracht.
„Bei Hochwassergefahr war es immer ein immenser Aufwand, die Unterlagen zu sichern“, weiß Robert Hartmann, Referatsleiter für Bauforschung bei der Dessau-Wörlitzer Kulturstiftung, der die Sanierungsmaßnahme betreut. Nach dem Umbau wird das Kellergeschoss des Schlosses deshalb so gut wie leer bleiben. Auch die Leitungen, die jetzt noch durch die zahlreichen Kellerräume führen und der Zählerkasten werden hochwassersicher umverlegt.
Schloss Großkühnau ist 2013 nur knapp einer erneuten Überflutung entgangen
Schloss Großkühnau und die Hochwasser 2002 und 2013 können mit Recht in einem Atemzug genannt werden. 2002 stand das Hochwasser der Elbe im Souterrain des herrschaftlichen und sanierungsbedürftigen Gebäudes mehr als einen Meter hoch. Daraufhin wurden Präventivmaßnahmen ergriffen, die eine nochmalige Flutung verhindern sollten, sagt Hartmann und erwähnt den Bau von acht Brunnen.
Bei kleineren Zwischenhochwassern haben diese gut funktioniert. Doch 2013 stieg die Flut noch höher als 2002. „Das Souterrain blieb dabei zwar weitestgehend trocken, aber in einige Bereiche drang doch Wasser ein, was die Grenzen der bisher ergriffenen Maßnahmen aufzeigte.“ Hartmann weiß: Sollte ein zukünftiges Hochwasser nur wenige Zentimeter über den Höchststand von 2013 steigen, dann wäre ein Schutz für das Souterrain nicht mehr möglich. Nicht zuletzt war deshalb die Entscheidung gereift, das seit Jahren leer stehende Kavaliershaus zu ertüchtigen und für Archive und Bibliothek zu nutzen.
Doch die Tiefbauarbeiten und die bevorstehenden Bauarbeiten in dem Seitengebäude allein waren kein Grund, die Mitarbeiter vorübergehend an einem anderen Standort arbeiten zu lassen. Im Zuge der Vorbereitung der Baumaßnahme wurde festgestellt, dass Balkenköpfe der einzelnen Geschossdecken im Schloss durch Insekten geschädigt sind. Dafür sind die Fußböden in vielen Räumen zu öffnen. Um die erforderliche Baufreiheit zu haben, musste die Stiftung das Objekt räumen.
Plastikfenster werden endlich entfernt
Die Bauarbeiten werden sich voraussichtlich bis 2018 hinziehen. Denn im Schloss Großkühnau gibt es einiges zu tun. Wer einmal die hintere Fassade des Gebäudes anschaut, der sieht den Putz „blühen“ und bröckeln.
Schloss Großkühnau hat übrigens ein Alleinstellungsmerkmal, das bis 2018 mit dem Ende der Sanierungsmaßnahmen definitiv aufgegeben wird. Es ist das einzige Schloss weit und breit, in dem Plastikfenster eingebaut sind. Auch die werden entfernt, weil sie erstens in die Jahre gekommen sind und zweitens unsachgerecht eingebaut waren und jetzt die Chance besteht, nach denkmalrechtlichen Gesichtspunkten zu sanieren.
Die Plastikfenster stammen noch aus der Zeit, als das Schloss Großkühnau als Bildungsstätte des Landes diente. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz bezog das Gebäude erst im Jahre 1998, ein Jahr zuvor wurde es ihr als Liegenschaft zugeordnet. (mz)
Das Schloss Großkühnau wurde für den Prinzen Albert von Anhalt-Dessau gebaut und im Jahr 1780 fertiggestellt. Sein Besitzer nannte es schlichtweg „Haus“. Es war ursprünglich sehr schlicht eingerichtet.
Bis auf den mit Dekorationsmalerei ausgestatteten Festsaal im ersten Obergeschoss des gebäudes wurde auf jeglichen künstlerischen Schmuck verzichtet. Der zum Schloss gehörende Kühnauer Park wurde am Südufer des Kühnauer Sees und auf künstlichen Inseln im See angelegt.
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