Schiffermuseum öffnet am Sonntag Schiffermuseum öffnet am Sonntag: Roßlau erinnert an Tragflügelboote der 1930er Jahre

Rosslau - Alle Jahre wieder: Pünktlich zum Deutschen Museumstag eröffnet am Sonntag um 10 Uhr im Roßlauer Schifffahrts- und Schiffbaumuseum eine neue Sonderausstellung „Tragflügel- und Schnellboote aus Roßlau“.
Roßlau hat seit 2001 jedes Jahr zum Museumstag eine kleine Sonderausstellung
„Wir hatten seit 2001 in jedem Jahr zum Museumstag eine Sonderausstellung. Und hören nicht damit auf“, sagt Dieter Hermann und marschiert burschikos durch die Ausstellungshalle auf dem Schiffswerft-Gelände. „Hier sind sie“, weist der Museumsdirektor vom Roßlauer Schifferverein auf außergewöhnliche Schiffsmodelle. Die „Schell 1“, das größte je gefertigte Marine-Tragflächenboot und der kleine Wasserbus TF10. Der Stolz der (Kriegs-)Marine Hitlers sank 1945 ruhmlos in der Ostsee vor Polen. Der zivile Wasserbus fuhr als Bäderschiff noch in den 1960er Jahren vor der Ostseeküste Rostock/Warnemünde.
Dieses Kapitel in der langen Roßlauer Schiffbaugeschichte ist nur kurz: Tragflächenboote (alternativ Tragflügelboote) sind an der Mittelelbe lediglich zwei vom Stapel gelaufen. Die Entwicklung und Konstruktion der neuen Wasserfahrzeuge mit kleinstmöglichem Kontakt vom Schiffsrumpf unterhalb der Wasseroberfläche aber ist in Deutschland untrennbar mit der Roßlauer Sachsenberg-Werft verbunden.
Sachsenberg hatte einst die Patente nach Westdeutschland verkauft
Nach dem Weltkrieg verkauften die Sachsenbergs ihre Patente nach Westdeutschland. Tragflügelboote wurden nun kommerziell in Italien gebaut und am Lago Maggiore in Dienst gestellt. Im Osten zog die Sowjetunion die Weiterentwicklung der Wasserfahrzeuge für ihre langen Flüsse und großen Seen an sich. Hier wurde auch an neuen Schnellbooten für die Seestreitkräfte geforscht. Die Roßlauer Schiffswerft war in diesem Produkt-Segment nicht mehr involviert. Sie baute forthin Küstenmotorschiffe. Aber die in enormen Stückzahlen.
In der modernen Zeit haben Tragflächenboote ausgedient. „Sie haben keine Zukunft mehr“, räumt Axel Kaczmarek vom Schifferverein ein. Ihre Tragflügel sind bei Wellengang empfindlich und instabil. „Das kann jeder Katamaran besser. Aber in seiner Zeit hatte der Bootstyp seine Berechtigung. Und die Werft Roßlau ihren Anteil.“
Neuerwerbung wird am Museumstag eröffnet
Zum Museumstag kann das Schiffermuseum auch eine Neuerwerbung präsentieren: Das Modell einer Einzylinder-Dampfmaschine von 1868. Die Maschine produzierte Dampf aus kochendem Wasser, mit dem dann Maschinen angetrieben worden. Das Original entstand nach Plänen der Sachsenbergwerke und steht heute im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.
Das Modell kam als Schenkung ins Roßlauer Museum. Entdeckt hatte es der einstige Chef der Impfstoffwerke Heinz Hoffmann. Der war auch Sachsenberg-Preisträger. Wieder einmal schließt sich ein Kreis... (mz)
