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Repgow oder Repgowe? Repgow oder Repgowe?: Wie lautet korrekter Name des Verfassers des Sachsenspiegels?

Von Heidi Thiemann 23.07.2020, 10:28
Die Eike-von-Repgowe-Straße in Dessau-Süd
Die Eike-von-Repgowe-Straße in Dessau-Süd Thomas Ruttke

Dessau - Richtig oder falsch, das ist die Frage. Denn wie der berühmte Verfasser des Sachsen-Spiegels richtig geschrieben wird, diese Frage treibt MZ-Leser Roland Haak um. In Dessau-Süd hat er ein Straßenschild entdeckt, bei dem er Zweifel hegt: „Eike-von-Repgowe-Straße“. Ist da nicht ein „e“ zu viel im Namen, fragt er.

Denn schaut man nach Halberstadt oder Oldenburg, wo es eine Eike-von-Repgow-Straße gibt, erst recht nach Reppichau, dem Ort, in dem der Sohn einer vermutlich ostfälisch-sächsischen Familie um 1180 geboren wurde und wo ihm nicht nur eine Straße, sondern sogar ein ganzes Kunstprojekt gewidmet ist, findet man die Schreibweise ohne das „e“ am Ende vor. Auch Magdeburg hat ein Eike-von-Repgow-Denkmal.

Die damalige Direktorin des Stadtarchivs teilte die korrekte Schreibweise 1993 mit

Und Dessau? Der Beschluss zur Umbenennung in „Eike-von-Repgowe-Straße“, die vormals Arthur-Keßler-Straße hieß, erfolgte 1992 auf Vorschlag des damaligen Stadtbildpflegeausschusses, sagt Stadtsprecher Carsten Sauer auf die Anfrage der MZ.

Im Frühjahr 1993 wandte sich der Bereich Stadtentwicklung mit einer telefonischen Anfrage an das Stadtarchiv und bat um Auskunft zur richtigen Schreibweise des Namens. Die damalige Direktorin des Stadtarchivs, Ulla Jablonowski, teilte am 1. Juni 1993 die korrekte Schreibweise in aller Kürze schriftlich mit: „Eike-von-Repgowe-Straße“.

„Eine Erläuterung war nicht beigefügt“, sagt Sauer, der die Namensfrage an den heutigen Leiter des Stadtarchivs, Frank Kreißler, weitergegeben hatte. Und der habe in den Unterlagen des Stadtarchivs ebenfalls nichts ausfindig machen können.

Eike von Repgow aus Reppichau (etwa 1180 - nach 1233) hat auf der Burg Falkenstein im Harz den Sachsenspiegel verfasst. Es ist das erste Prosawerk in deutscher Sprache und gilt als eines der ältesten Rechtsbücher. Außer in Deutschland galt es auch in Teilen Osteuropas. Es entstand entstand ab etwa 1220.

Bei Wikipedia findet sich unter dem Stichwort „Eike von Repgow“ ebenfalls der Verweis auf Schreibweise

Er gibt aber an, dass sich seine Vorgängerin wohl auf die Schreibweise „Repchowe“ bezieht, in der „ch“ für „g“ steht, so Sauer. Weiter schreibt er: „Im Übrigen enden alle Namensvarianten in den Urkunden auf -owe (heute gewandelt in -au; siehe auch Dissowe - Dessau). Insofern hat die Endung auf -e mit Blick auf die Schreibweisen und Namensvarianten im 13. Jahrhundert durchaus Berechtigung.“

Im Online-Nachschlagewerk Wikipedia findet sich unter dem Stichwort „Eike von Repgow“ ebenfalls der Verweis auf weitere Schreibweisen des berühmten Verfassers des Sachsenspiegels: von Repkow, von Repko, von Repchow, von Repgau oder von Repchau sind darunter.

Doch nicht nur Dessau hat wohl als einzige Stadt Deutschlands eine „Eike-von-Repgowe-Straße“ mit dieser Schreibweise. Auch in Berlin Moabit wird dem berühmten Verfasser des Rechtsbuches gehuldigt und zwar mit einem Platz. Und dieser hat auch eine ganz eigene Schreibweise: „Eyke-von-Repkow-Platz“. (mz)

Eike-von-Repgow-Statue am Gebäude der JVA in Dessau.
Eike-von-Repgow-Statue am Gebäude der JVA in Dessau.
Ruttke