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Regionalbereichsbeamte in Dessau-Roßlau Regionalbereichsbeamte in Dessau-Roßlau: Kompass im Stadtdschungel

Von Heidi Thiemann 12.01.2015, 07:55
Regionalbereichsbeamter im Gespräch
Regionalbereichsbeamter im Gespräch MZ Lizenz

Dessau-Roßlau - Gemächlich geht es zu am Donnerstagvormittag im Dessauer Rathaus. Polizeiobermeister Thomas Butzmann hat seine Mütze auf den Tresen gelegt - als Zeichen dafür, dass der Regionalbereichsbeamte heute hier Ansprechpartner ist. Für zwei Stunden am Vormittag können die Menschen mit ihm ins Gespräch kommen. Regelmäßig mit ihm, wie auch mit Polizeiobermeister Gerd-Ingo Schmidt.

Beide sind zusammen mit Polizeikommissar Klaus Görsch im Bereich I als Regionalbereichsbeamte (RBB) unterwegs, der die Dessauer Innenstadt, aber auch Dessau-Nord und Süd sowie in Haideburg und Törten umfasst. Insgesamt gibt es in der Stadt fünf Bereiche.

Seit dem 1. Juli gibt es in Dessau-Roßlau insgesamt acht RBB und im gesamten Land im Zuge der von Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) initiierten Polizeistrukturreform rund 300. Sie sind Bindeglied der Polizei zu den Wohngebieten, halten Kontakt zu Bürgern, Firmen, Politik, öffentlichen Einrichtungen und Verwaltungen in ihrem Revier und werden auch mit Ermittlungen betraut.

Seit einem halben Jahr nun tun acht Männer in Dessau ihren Dienst als RBB, und der Grundtenor in der Bevölkerung ist: „Endlich sieht man wieder einen auf der Straße“, sagt Butzmann. Seit 1989 ist der 54-jährige Familienvater im Polizeidienst. Im damaligen Volkspolizeikreisamt (VPKA) in Roßlau hat er angefangen, kam vor sechs Jahren nach Dessau und war stets im Streifeneinzeldienst eingesetzt.

„Manche wollen nur schwatzen“

Seit zweieinhalb Jahren ist er als Kontaktbeamter, jetzt RBB, tätig. Aus persönlicher und polizeilicher Sicht, erzählt er, sei das eigenständige, eigenverantwortliche Arbeiten nicht nur eine gute Sache, sondern mache ihm auch viel Spaß. Denn den Kontakt, den er jetzt zu den Bürgern oder Händlern halten könne, dafür war, als die Polizisten in den Reviereinsatzdienst eingebunden waren, wenig Zeit.

Die Sprechstunden freilich im Rathaus werden noch mager angenommen. „Manche Leute wollen nur schwatzen“, sagt Butzmann, „andere kommen mit geringen Problemen.“ Manch einer fragt auch nach dem Weg innerhalb des Rathauses.

Nicht nur deshalb sind die acht Regionalbereichsbeamten für Revierleiter Jörg Schwabe ein „Kompass im kommunalen Dschungel“. Denn nicht für jedes Problem, das an die Männer herangetragen wird, ist die Polizei verantwortlich, manches ist Sache des Ordnungsamtes, der Fahrerlaubnisbehörde, des Jugend- oder auch des Sozialamtes, wohin dann der Weg gewiesen wird. „Ich sehe das Ganze auch als ein Stück Lebensberatung“, meint Butzmann, der sich über jeden freut, der auf ihn zukommt.

Ob er nun den Weg zum Standesamt weist, oder nach einem Hinweis seine Kollegen im Revier informiert, weil eine Bürgerin einen bettelnden Mann am alten Theater gesehen hat. Hier werden seine Kollegen überprüfen, ob der Mann eine Sammlungsgenehmigung hat. Oder bei älteren Leuten, die nur mal jemanden brauchen, mit dem sie reden können, nutzt er das gleich zum präventiven Gespräch zum Enkeltrick. Oder wenn er auf der Straße angesprochen wird, wie man zum Revier kommt, fragt er gleich nach dem Begehr und hilft der Mutter, deren Tochter ihren Ausweis verloren hat.

Erfolg der Präsenz vor Ort

Auch ist er unterwegs in den Bereichen, in denen es oft Autoaufbrüche gab, um Flyer zu verteilen, damit die Leute keine Wertgegenstände offen im Auto liegen lassen, oder er war mit seinem Kollegen Schmidt auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs, wo es in diesem Jahr merklich weniger Diebstähle gab. Nur zwei sind angezeigt worden. Ein möglicher Erfolg der Präsenz vor Ort.

Und überhaupt: „Wenn jemand mit seinen Problemen kommt“, meint Butzmann, „versuche ich nichts auf die lange Bank zu schieben. Das kommt bei den Leuten an.“

„Wesentlich ist“, stellt Revierleiter Schwabe fest, „dass es in den Ortschaften ganz konkrete Ansprechpartner gibt. Die Präsenz in den Bereichen ist das Wichtigste.“ Hier sind die Beamten zu Fuß, mit dem Fahrrad wie in Kochstedt oder auch mit dem Auto unterwegs. Die Autos, sagte Staatssekretär Ulf Gundlach im August bei seinem Besuch in Dessau-Roßlau, sollten zu rollenden Büros ausgebaut werden. Laptops sind in Aussicht gestellt, so Schwabe, die aber nur sinnvoll in Zusammenhang mit Druckertechnik seien. „Die Beschaffung läuft noch.“

In allen Ortschaften, sagt der Revierleiter, gab es in Absprache mit den Ortschaftsassistenten Sprechstunden der RBB. Seit 1. Januar gibt es die Assistenten nicht mehr, dadurch gibt es ein Problem, was gelöst werden müsse. Künftig, sagt Schwabe, solle die Präventionsarbeit der RBB ausgebaut werden, damit sie auch in Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen und -einrichtungen tätig werden. (mz)

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