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Projekt erarbeitet Projekt erarbeitet: Vier Frauen fahren in den Partnerkreis

Von Yvonne Falke 05.09.2001, 16:04

Bernburg/MZ. - Am Donnerstag machen sich vier Frauen auf den Weg zu den 4. Niedersächsischen Medientagen nach Nienburg/Weser. Zu ihrem Gepäck gehören die Ergebnisse eines Projektes. Mehrere Wochen, so berichtet die Gleichstellungsbeauftragte der Bernburger Kreisverwaltung, Carola Broneske, erforschte sie zusammen mit Claudia Stange vom Frauenkommunikationszentrum "Pauline", Sabine Jerominski, Praktikantin im Frauenkommunikationszentrum, und Elke Heynemann, Praktikantin in der Kreisverwaltung, die Situation der Chancengleichheit der Geschlechter in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören die Schule, die Ausbildung, die Politik und die Gesellschaft.

Das Projekt, an dem die Bernburger seit dem 30. Juli arbeiten, wurde für die Niedersächsischen Medientage ins Leben gerufen. Mit ihm sollen vor allem die Partnerstädte von Nienburg/Weser angesprochen werden. Das, so erläuterte Frau Broneske, sei neben Dendermonde in Belgien, Las Cruces in New Mexiko und Witesk in Weißrussland auch Nienburg/Saale. Dennoch dehnten die Frauen ihre Untersuchungen auf den ganzen Landkreis Bernburg aus. Dabei, so Frau Broneske, habe man große Unterstützung vom Frauenkommunikationszentrum "Pauline" erhalten.

Wie Frau Heynemann, Studentin der Politikwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle, berichtet, habe die Gruppe mit der Befragung von 23 Frauen bei der Info-Börse der Gleichstellungsbeauftragten auf dem Bernburger Karlsplatz begonnen. In puncto Fragen habe man sich an der Mädchengruppe von Nienburg/Weser orientiert. So interessierten sich die Interviewer besonders für die familiäre und berufliche Situation ihrer Gesprächspartner, fragten nach beliebten Einrichtungen für Frauen und der Betreuung der Kinder.

Zielgerichtet führten die Frauen dann Interviews zur Chancengleichheit von Männern und Frauen. Gesprächspartner waren hier unter anderem die Kreistagspräsidentin Benita Mannich, der Nienburger Verwaltungsleiter Jürgen Bloi, eine Busfahrerin, Pfarrerin Christine Reizig, der Nienburger Standesbeamte Manfred Kiesewetter, die Unternehmerin Ilka Hinzdorf und Ingeborg Mingram vom Behindertenverband.

Als beeindruckend schildert Frau Heynemann das Gespräch mit der Unternehmerin. Denn es sei ungewöhnlich, gerade in der Baustoffindustrie eine Frau in leitender Position anzutreffen. Dass sie das schaffe, habe die Gesprächspartnerin der Unterstützung durch ihre Familie zugeschrieben.

Auch die Busfahrerin habe keine Probleme, von ihren Kollegen anerkannt zu werden. Viel schwieriger sei das aber mit den Fahrgästen. Besonders Schulkinder würden über die Frau, die den Bus lenkt, gerne Witze machen.

Vom Standesbeamten Manfred Kiesewetter im Nienburger Rathaus wollte die Gruppe eigentlich etwas über die Geburtenentwicklung in der Stadt und in der Verwaltungsgemeinschaft erfahren. "Das klappte nicht", erzählt Frau Heynemann. "Deshalb stiegen wir in unserer Recherche auf die Eheschließungen um." Und dabei erfuhren die Frauen, dass man "in Nienburg ganz wild auf die amerikanische Hochzeit ist", schmunzelt die Studentin. Das bedeute, dass die Paare in freier Natur heiraten wollen. Da Trauungen aber nur in geschlossenen Räumen vollzogen werden können, habe Kiesewetter einen Trick gefunden. Die amtliche Trauung findet im Rathaus statt, zum zweiten Teil geht es auf Wunsch der Paare raus aus dem Haus.

Die Arbeitsgruppe kann aber jetzt ebenso beantworten, wie es mit Frauen in der Politik im Landkreis Bernburg aussieht. Im Kreistag gibt es beispielsweise unter den 42 Abgeordneten 14 Frauen, von den 40 Bernburger Stadträten sind 13 weiblich, und zu den 31 Bürgermeistern im Kreis gehören sieben Frauen.

All diese Ergebnisse haben die vier Frauen in Mappen festgehalten. Ein Teil davon hat Doreen Gowronsky auch ins Englische übersetzt, damit die Gruppe in Nienburg/Weser ihre Erfahrungen mit den Vertretern der anderen Städte vergleichen kann.