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Projekt "Anhalt kompakt" Projekt "Anhalt kompakt": Das Land in Containern

Von Danny Gitter 28.05.2015, 06:03
Joachim Liebig und Maren Springer -Hoffmann haben das Projekt gestern übergeben.
Joachim Liebig und Maren Springer -Hoffmann haben das Projekt gestern übergeben. Sebastian Lizenz

Dessau-Roßlau - Wie viel Platz braucht es, um einen Landstrich, der von den Höhen des Harzes bis in die Tiefen des Flämings reicht, der reich an Kultur und Geschichte ist, der dem Bindestrich-Land Sachsen-Anhalt einen Großteil seiner Identität gibt, angemessen zu präsentieren? Drei Container! Mit dem Projekt „Anhalt kompakt“ versprechen die Anhaltische Landschaft und die Evangelische Landeskirche Anhalts in drei ausrangierten Übersee-Containern das darstellen zu können, was das ehemalige Fürstentum und die heutige Region Anhalt auszeichnet.

Gestern Nachmittag wurde das Ausstellungsprojekt „Anhalt kompakt“ mit einem Anhalt-Picknick auf dem Gelände des Technikmuseums „Hugo Junkers“ offiziell eröffnet. Heute reisen die drei Container nach Köthen. Damit sind sie nach Dessau 2012 zum zweiten Mal bei einem Sachsen-Anhalt-Tag. Zumindest die Container an sich.

Präsentation auf ungewöhnliche Weise

Vor drei Jahren, zum Jubiläum „Anhalt 800“, präsentierte sich die Evangelische Landeskirche auf diese ungewöhnliche Weise. Auf großen Planen, verteilt auf drei Übersee-Container, wurden alle 214 evangelischen Kirchen zwischen Harz und Fläming dargestellt. Ein Jahr später, zum Evangelischen Kirchentag in Hamburg, präsentierte man sich damit einem noch größerem Publikum. „Das Containerprojekt wurde von vielen Besuchern sehr begeistert aufgenommen“, beobachtete Andreas Janßen, Tourismus-Referent der Anhaltischen Landeskirche mit großer Zufriedenheit. „Doch“, so räumte er gestern zur Eröffnung der Ausstellung „Anhalt kompakt“ ein, „fragten die Leute auch zunehmend, was denn Anhalt sonst noch außer Kirchen zu bieten hätte.“

Daraufhin wurde das Ausstellungskonzept seit dem vorigen Jahr überarbeitet. Mit Museologen und Designern wurde beraten, verworfen und schließlich eine neue Linie gefunden. In „Anhalt(en) , Glauben und Begegnen“ unterteilen sich die drei Container thematisch jetzt. Die 214 Kirchen der Landeskirche können nun auf Fotos in einem Container bestaunt werden. Eine Nachbildung des heiligen Grabes der Stiftskirche Gernrode und eine Kopie des „Dessauer Abendmahls“ von Cranach d.J. aus der Johanniskirche laden neben den Fotos dazu ein, sich vor Ort auf Spurensuche zu begeben.

Mit einem neuen Ausstellungskonzept präsentiert sich das Containerprojekt „Anhalt kompakt“ der Anhaltischen Landschaft und der Evangelischen Landeskirche Anhalts auch zum diesjährigen Sachsen-Anhalt-Tag vom 29. bis 31. Mai in Köthen. Standort ist die Stiftstraße vor der Evangelischen Grundschule. 214 Kirchen und Begriffe von A bis Z, die mit Anhalt zu tun haben, können in den unteren beiden Containern erkundet werden.

Oben wartet auf die Besucher eine Sonnenterrasse und die Wanderausstellung „Einmal um die Welt - Ein Anhalter auf Reisen“. Mit dem neuen Ausstellungskonzept ist auch ein Aufenthalt beim Bundesposaunenfest 2016 in Dresden und zum Reformationsjubiläum 2017 in Berlin und Wittenberg geplant.

Auch am Stellplatz auf dem Gelände des Technikmuseums sollen die Container aktiver als bisher genutzt werden. Vorschläge dazu nimmt Maren Springer- Hoffmann unter Tel. 0340/2508 4011 oder per E-Mail: [email protected] entgegen.  

Im benachbarten Container können Interessierte anhalten und stöbern. Anhalt von A bis Z präsentiert hier die Anhaltische Landschaft auf alphabetisch geordneten Karteikarten. In den vergangenen Monaten wurde dazu aufgerufen, typische Anhaltbegriffe einzusenden. „Die Resonanz war gut. In den Karteikästen ist aber noch viel Platz“, fordert Maren Springer-Hoffmann weiterhin dazu auf, das Anhalt-Alphabet zu vervollständigen. „Es lohnt sich, die ernsten aber auch kuriosen Facetten der Region auf diese Weise zu erkunden“, verspricht Matthias Prasse.

Vielfältige und reiche Vergangenheit und Gegenwart

Der Dresdner Kunsthistoriker, der ein Rittergut bei Buro erworben hat, ist längst ein Anhalt-Kenner geworden und gab zur Ausstellungseröffnung ein paar Anekdoten zu Begriffen wie Anhaltiner, Bach, Coswig, Langhaardackel und Zerbst zum Besten. Im oberen Container wartete gestern Kuchen auf die Gäste des Anhalt-Picknicks. Auf der Sonnenterrasse musizierten vier Bläser. Hier sollen sich zukünftig die Besucher von „Anhalt kompakt“ begegnen und ins Gespräch kommen. Anhalt auf diese Weise zu präsentieren, nicht nur in der Region, sondern weit darüber hinaus, das sieht Joachim Liebig, Kirchenpräsident und Vorstandsvorsitzender der Anhaltischen Landschaft, als dringend geboten.

„Wir stellen mit diesem Projekt eine sehr vielfältige und reiche Vergangenheit und Gegenwart dar. Vergessen darüber aber auch nicht an die gute Zukunft zu denken“, sagt Liebig. Für ihn ist Anhalt mehr als nur ein letzter Platz im Wirtschaftsranking des Nachrichtenmagazins „Focus“. Das Containerprojekt soll das eindrücklich darstellen. (mz)

Anhalt lässt sich von nun an in drei Containern entdecken.
Anhalt lässt sich von nun an in drei Containern entdecken.
Sebastian Lizenz