Polizeirevier Dessau-Roßlau Polizeirevier Dessau-Roßlau: Revierchef Berger verabschiedet sich nach 36 Jahren im Dienst

Dessau-Roßlau - Die persönlichen Sachen sind gepackt, der Resturlaub ist verbraucht. Wolfgang Berger ist am Mittwoch dieser Woche nur noch einmal in der Dienststelle, um alles vorzubereiten für seinen offiziellen Abschied. Viel wurde darüber geredet, jetzt ist es soweit: Dessau-Roßlaus Polizeichef ist ab Freitag Pensionär, der auf 43 Arbeitsjahre zurückblickt.
36 davon war er im Polizeidienst. Rund sechs Jahre - mit Unterbrechungen - war er der Chef des hiesigen Polizeireviers. Mit seinem 60. Geburtstag sind die beruflichen Messen gesungen, obwohl er gerne „noch ein, zwei Jahre geblieben“ wäre.
Berger geht nicht, ohne seinen Kollegen ein Lob auszusprechen: „Wir sind ein gutes Team im Polizeirevier Dessau-Roßlau. Wir haben eine gute Arbeit geleistet“, weiß der Polizeidirektor, dass manche das anders sehen und erinnert an die Gesamtsituation: Es ist kein Geheimnis, dass in Sachsen-Anhalt Polizeibedienstete fehlen und noch eine Durststrecke von mindestens zwei Jahren zu überwinden ist - auch im Revier Dessau-Roßlau.
Berger wollte ursprünglich gar kein Polizist werden
Seinen beruflichen Werdegang hatte sich Wolfgang Berger einmal anders vorgestellt. Nach dem Wehrdienst, nach der Ausbildung zum Facharbeiter für Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (BMSR) im Möbelwerk in Roßlau und seiner Arbeit als Prüfgerätetechniker in der ehemaligen Magnetbandfabrik Dessau wollte er eigentlich „nie mehr eine Uniform tragen“. Das Leben wollte es anders.
Erst durch eine „Verschwörung seiner Frau mit einem Werber kam er zur Polizei. Es war bekannt geworden, dass Berger ein Faible für Wasser hat. 1981 wurde der junge BMSR-Techniker bei der Wasserschutzpolizei eingestellt. Seitdem hat das Lernen eigentlich nie aufgehört, rekapituliert der 60-Jährige seinen beruflichen Werdegang und die vielen verschiedenen Tätigkeiten bei der Polizei vor allem in der Region.
Nach der Fachhochschule wechselten die Dienststellen häufig. Mit der Wende kam er als Absolvent der Polizeihochschule Berlin in die Region Anhalt zurück, war Angestellter der Bezirksregierung, leitete später unter anderem den Revier-Einsatzdienst in Gräfenhainichen, arbeitete im Innenministerium, dann wieder bei der Wasserschutzpolizei oder in der heutigen Polizeidirektion. Vier Polizei-Strukturreformen erlebte er mit.
Schwere Zeiten im Polizeirevier Dessau
2003 wurde Wolfgang Berger in Bernburg Revierchef. Nach fünf Jahren erfüllte sich sein Wunsch, eine Arbeit in Wohnortnähe antreten zu können. Die Funktion in Dessau-Roßlau war jedoch kein Zuckerschlecken. Wolfgang Berger übernahm in einer Zeit die Leitung des Dessauer Reviers, als das wie kaum ein anderes Negativschlagzeilen produzierte.
Durch den qualvollen Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Zelle (2005) war das Image des Revieres in der Öffentlichkeit mächtig ramponiert. Und es gab Dauerdemonstrationen. „Es war damals wichtig, hier wieder ein normales Verhältnis zu ausländischen Mitbürgern aufzubauen“, beschreibt Berger seine wichtigste Aufgabe im Jahr 2007.
Es war ihm aber auch immer wichtig, ein Kollegium mit Teamgeist hinter sich zu wissen. Wer Berger kennt, weiß, dass der sensible, respektvolle Umgang mit Menschen dessen große Stärke ist.
Wolfgang Berger will auch künftig für seine Kollegen da sein
Als er 2012 in die Polizeidirektion wechselte und dort später Leiter des Führungsstabs der Polizeidirektion wurde, schien es undenkbar, dass er nochmals als Chef ins Revier zurückkehrt. Doch man sieht sich immer mehrfach im Leben - auch bei der Polizei.
Im August 2016 war er zurück. „Ich konnte an meine Arbeit von 2012 anknüpfen“, freut er sich rückblickend, dass viele Türen noch offen standen - sowohl im Revier als auch in der Stadt.
Er erzählt über die Sorgen von Polizisten, von Schwierigkeiten, Einsatzgeschehen zu verarbeiten und erinnert daran, dass heutzutage zwar im Bereich Gesundheitsmanagement viel getan werde. „Doch die wichtigste Ressource Mensch wird nicht genügend beachtet.
Die Kollegen sind dankbar, wenn sich jemand Zeit nimmt für ein Gespräch.“ Wolfgang Berger wird das auch künftig tun: „Meine Arbeit in den Seelsorgebeiräten werde ich fortführen“, sagt er und auch, dass die Arbeit als Revierchef die schönste ist, die er sich denken kann. (mz)