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Oranienbaumer Heide Oranienbaumer Heide: Ist der Wolf sesshaft oder ein Wanderer?

Von Ilka Hillger 27.01.2014, 07:12

Oranienbaum/MZ - Siedelt sich der Wolf in der Oranienbaumer Heide an oder ist es bloß ein sogenannter Durchzieher? Yvette Krummheuer, Büroleiterin des World Wide Fund For Nature (WWF), ist seit November im Auftrag des Landesamtes innerhalb des Wolfsprojektes Sachsen-Anhalt auf Spurensuche. In einem Jahr hofft sie, die Frage klar beantworten zu können.

Blick zum Boden

„Die Entwicklungen des vergangenen Jahres waren für uns Anlass, eine gezielte Suche zu starten“, berichtet Martin Trost, Dezernent des Landesamtes für Umweltschutz in Halle, wo in Sachen Wolf die Fäden für Sachsen-Anhalt zusammenlaufen. Im Raum Oranienbaum habe es 2013 nicht nur etliche Beobachtungen, sondern auch Funde von Losung und Risse an Nutztieren gegeben. „Wir wollen einfach gezielter schauen, was dort los ist“, so Trost.

Neben Fotofallen setzt Krummheuer vor allem auf die eigenen Beobachtungen und jene von Mitstreitern. Krummheuer absolviert etliche Geländetage. „Ich suche gezielt nach Losung“, erklärt sie. „Man ist zu Fuß oder mit dem Rad schon mal sechs Stunden unterwegs und schaut konzentriert auf den Boden. Das ist Trainingssache“, erzählt Krummheuer, die Landschaftsnutzung und Naturschutz studierte und über den Biber in Brandenburg ihre Diplomarbeit schrieb.

Frische Wolfslosung wäre für sie der größte Glücksfall. „Die können wir analysieren lassen und wissen dann, ob der Wolf ein Sachse ist oder aus Polen kommt.“

Das Gebiet, in dem sie jetzt tätig ist, schätzt sie hingegen als schwierig ein. „In der Oranienbaumer Heide lassen sich Spuren nur schwer finden, die Bodenbeschaffenheit ist einfach nicht günstig“, sagt sie. Leichter sei es auf dem sandigen Boden eines Truppenübungsplatzes. Für den Wolf aber schätzt sie die Heide bei Oranienbaum als günstig ein. „Das Gebiet bietet sich für ihn an.“

Davon ist auch Martin Trost überzeugt. Die letzten Hinweise auf einen Wolf in der Oranienbaumer Heide stammen laut seiner Aussage vom Dezember. „Es spricht einfach vieles für eine neue territoriale Ansiedlung, und wir wollen mit der gezielten Suche mehr als nur Zufallsfunde als Beleg“, sagt Trost.

Auch andernorts setzt er derzeit auf den geschulten Blick von Wolfsexperten. Unter Beobachtung steht der Klötzer Forst nordwestlich von Gardelegen in der Altmark. „Dort gibt es eine ähnlich unklare Sachlage“, so der Dezernatsleiter. Würde sich in beiden unter Beobachtung stehenden Gebieten eine Wolfsansiedlung bestätigen, dann könnte Sachsen-Anhalt auf insgesamt sieben Rudel kommen.

Er wie auch Yvette Krummheuer können sich beim Wolfsmonitoring inzwischen auf eine Vielzahl von Mitstreitern verlassen. Das sind zum einen Mitarbeiter der Bundes- und Landesforstbetriebe, Jäger aber auch viele Ehrenamtliche, letztere sind vor allem in der Dübener Heide und im Fläming unterwegs. Einen Wolf bekommen sie dabei selten zu Gesicht. „Die meisten Daten fallen im Verborgenen an, in der Nacht“, sagt Trost. „Auch für mich ist es deshalb immer noch ein sehr emotionaler Moment, einen Wolf zu sehen, zuletzt hatte ich bei Altengrabow Glück.“

Ausstellung im Naturkundemuseum

Gut möglich, dass Martin Trost darüber am Sonntag, 26. Januar, ab 15 Uhr, ausführlicher berichten wird, denn er ist als Redner bei der Eröffnung der Ausstellung „Die Oranienbaumer Heide - Der Wolf im Naturparadies“ gesetzt. Organisiert hat die Schau im Dessauer Naturkundemuseum die Gesellschaft zum Schutz der Wölfe. „Wir haben auch Fotos von Wölfen aus Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt“, sagt Martin Trost. Aus der Oranienbaumer Heide seien die Tiere jedoch nicht. „Dafür ist es noch zu früh“, so Trost.