Noten der barocken Meister

DESSAU/MZ. - Rössel spielte den Violone, Benuzzi das Cembalo. Nun ist es Zeit für eine Gegeneinladung, die den italienischen Cembalisten in der kommenden Woche nach Dessau führt. Rössel, seit 2007 Kontrabassist in der Anhaltischen Philharmonie, hat vom 29. Januar bis 1. Februar ein musikalisches Wochenende für die Stadt organisiert, das seine große Leidenschaft ganz in den Mittelpunkt stellt: die Alte Musik.

Von der gab und gibt es in der Stadt selten etwas zu hören. Wer Werke der großen Komponisten des Barocks hören will, der fährt zu Händel nach Halle, Bach nach Köthen oder Leipzig oder zu Telemann nach Magdeburg. Wer freilich erstmals Kontakt zu den Klängen des 17. und 18. Jahrhunderts aufnehmen möchte, der ist am letzten Januar-Wochenende gut in Dessau aufgehoben und kann sich gleich mehrfach Kostproben dieser Musik abholen.

Beispielsweise beim Kammerkonzert im Schloss Georgium. "Das Theater war unheimlich offen für meine Idee, das Cembalo in der Kammermusikreihe erklingen zu lassen", erzählt Sven Rössler, der an diesem Nachmittag gemeinsam mit dem Anhaltischen Streichquartett und Michele Benuzzi musizieren wird. Schon zwei Tage zuvor startet er an der Musikschule einen dreitägigen Winterkurs "Alte Musik", für den sich Interessierte noch anmelden können (Abschlusskonzert am 31. Januar, 20 Uhr). Und schließlich hat der Kontrabassist dem Gast aus Italien noch zwei Solokonzerte ermöglicht, die im Palais Minckwitz am 1. Februar angeboten werden.

"Es ist toll, dass Michele hierher kommt", freut sich Sven Rössel auf den Besuch und die gemeinsame Arbeit mit dem Musikerkollegen. Kennen gelernt haben sich beide während der Studienzeit Rössels, der in Dresden und Köln Musik studierte. Während der Dresdener Zeit nahm der junge Kontrabassist an einem Studentenaustausch mit Italien teil. Musiker aus Venedig spielten in Dresden und umgekehrt. Bei einem der Kurse in Venedig saß Michele Benuzzi am Cembalo, der auch Gründer des Ensembles Arcomelo ist, welches Musik des 17. Jahrhunderts auf historischen Instrumenten aufführt.

Auch Sven Rössel spielt mit seiner Partnerin, der Barockviolinistin Annette Liebscher, in solch einem Ensemble. Die Compagnia Musicantica beschäftigt sich mit der Aufführung unbekannter Barockmusik in Mitteldeutschland. "Es ist mir wichtig, neben den normalen Diensten im Orchester so etwas zu machen", sagt der Kontrabassist, der sich, um diese Freiheit zu haben, ganz bewusst für eine halbe Stelle in der Philharmonie entschied. So bleibt ihm vielleicht auch Zeit, öfter Konzerte für Alte Musik in Dessau zu organisieren.