1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Nienburger Kloster: Nienburger Kloster: Ein Leitergerüst ist der einzige Weg

Nienburger Kloster Nienburger Kloster: Ein Leitergerüst ist der einzige Weg

Von Yvonne Falke 04.05.2004, 15:12

Nienburg/MZ. - "Betreten verboten" steht an der Eisentür des Nienburger Klosters. Nur Baudezernentin Katrin Gerstner hat derzeit hier mit den Bauarbeitern Zutritt. Im Hof liegt ein grüner Ball, der vor Jahren von der Grundschule über die Mauer geflogen sein muss.

An der Fassade erkennt man noch die Losung "Es lebe die demokratische Republik". Jeannette Kwast vom Architektenbüro AAD in Köthen vermutet, dass dieser Satz an die Fassade geschrieben wurde, als das Gebäude zu DDR-Zeiten ein Getreidelager war. Sie kennt die wechselvolle Geschichte des Hauses genau.

Noch in diesem Jahr wird im August der 1000. Jahrestag der Klosterweihe begangen. Später sollen hier die Witwen der Fürsten gewohnt haben. In der Chronik hat die Köthenerin auch erfahren, dass hier Ende des 19. Jahrhunderts eine Malzfabrik untergebracht war.

Am meistens berührt Frau Kwast der Anblick der einstigen Klosterhalle. Um sie für industrielle Zwecke zu nutzen, seien mehrere Zwischendecken eingezogen worden. "Da sah man nur noch ein kleines Stück vom Kamin", schildert die junge Frau.

Die Architektin hat jetzt von der Stadt Nienburg die Aufgabe, das Kloster oder wenigstens einen Teil wieder allen Nienburgern zugänglich zu machen. "Da steh' ich im Wort der Kirche gegenüber", berichtet Jürgen Bloi, Leiter des Nienburger Verwaltungsamtes.

Doch ein Großbrand hat zum Ende des Jahres 1996 große Schäden auf dem Gelände hinterlassen. Er, hat sich die Architektin ein Bild gemacht, habe große Teile der Dachkonstruktion und der Dachbalkenlage zerstört. Das sei in den Folgejahren so weit fortgeschritten, dass die geschützte Substanz bedroht sei.

Mit Hübener und Zucher hat eine Nienburger Firma jetzt ein Leitergerüst an die Fassade des Klosters gestellt. Das, berichtet Frau Kwast, sei der einzig mögliche Weg für die Abbruchspezialisten aus Eisleben. Sie haben bisher 120 Kubikmeter Holz, 60 Kubikmeter Schrott und 20 Kubikmeter Schutt abgetragen.

"Alles per Hand", betont die Architektin. Mit dem Brand seien die Treppen, Gänge und Kanäle zugeschüttet worden. Dazu kommen Förderanlagen, die lose hängen. Und auch Bäume seien durch den Boden gewachsen. Deshalb könne man die Zugänge nicht nutzen. Jedes Stück, das die Bauarbeiter jetzt mit Kettensägen und anderen Geräten zerkleinert haben, wird über das Gerüst auf den Container geladen. Erst wenn diese Arbeiten erledigt sind, können die Dachdecker kommen.

Mit der Beräumung schaffen die Eislebener Arbeiter die Voraussetzung für die Dachdecker, die eine Notdachkonstruktion aus Gitterträgern herstellen sollen. Das sei notwendig, erklärt Bloi, um Reste der Klosteranlage zu sichern. Allein diese ersten Schritte kosten 50 000 Euro.

"Dann", meint der Verwaltungsleiter, "müssen wir weiter sehen, um das Kloster auch wirklich allen zugänglich zu machen."