Neujahrsempfang der Wohnungswirtschaft Neujahrsempfang der Wohnungswirtschaft: Besser Nebenkosten bremsen

Dessau - „Einzigartig und unerreicht in Sachsen-Anhalt“, nennt Ronald Meißner den gemeinsamen Neujahrsempfang der kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungswirtschaft in Dessau-Roßlau. Und der Verbandsdirektor der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalts schließt sein Grußwort mit einem Wunsch: „Behalten Sie die Fähigkeit, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden.“
Der Staffelstab für die Ausrichtung des Empfangs im Radisson Blu Hotel „Fürst Leopold“ war 2015 zur Roßlauer Wohnungsgenossenschaft (RWG) gelangt. Und deren Vorstandsvorsitzende Karin Troge zog die Bilanz der vier Großvermieter von Dessau-Roßlau in einer Phase tiefgreifender demografischen Veränderungen. „In Dessau-Roßlau gibt es genügend Wohnraum zu moderaten Preisen. Deshalb braucht auch niemand Angst vor dramatischen Mietpreissteigerungen zu haben.“ Nahezu jeder dritte Mieter in der Stadt sei ein Kunde der Großvermieter. Mit ihrem Bestand von 18400 Wohnungen haben die vier Wohnungsunternehmen (DWG, RWG, Wohnungsgenossenschaft und Wohnungsverein Dessau) einen Anteil von 35 Prozent am Wohnungsmarkt. In die Aufwertung ihrer Bestände haben die Unternehmen im Vorjahr 24,2 Millionen Euro investiert. Davon habe auch der örtliche Arbeitsmarkt profitiert, so Troge.
Wohnungsgenossenschaft Dessau eG: Neubauten Liebknechtstraße 10 und 12, Sanierung Askanische Str. 70-80, Wolframsdorfstr. 1-9
DWG: Modernisierung Elballee 30-42, Karl-Lemnitz-Str.1-6, 17-21
Wohnungsverein Dessau: Modernisierung Franzstr. 111-115
Roßlauer Wohnungsgenossenschaft: Modernisierung Waldstr. 28-34.
Oberbürgermeister Peter Kuras hatte zusammenzählen lassen: „Seit 1990 haben alle vier Unternehmen insgesamt 675,5 Millionen Euro für Modernisierung und Instandsetzung bewegt.“ Damit hat die Wohnungswirtschaft das Stadtbild erheblich attraktiver gemacht.
Die Nettokaltmiete liege mit 4,49 Euro pro m2 noch gering unter dem Landesdurchschnitt, hält Troge die bundesweit heftig diskutierte „Mietpreisbremse“ für Dessau-Roßlau unangebracht und investitionsschädlich. „Viel mehr treffen den Mieter die Nebenkosten. Und hier müssen die Vermieter mit den Versorgern harte Preisverhandlungen führen.“ Da wäre aus der Sicht der Wohnungswirtschaft eine ,Nebenkostenbremse’ besser als eine ,Mietpreisbremse’.
Zu den Forderungen an die Politik zählt dringlich auch ein neues rechtliches Instrument zur Altschulden-Teilentlastung. Und die Bereitstellung notwendiger Fördermittel für den Abriss dauerhaft leerstehender und nicht mehr benötigter Wohnungen. Es gelte der Grundsatz: Häuser weg - Schulden weg, so Karin Troge.
Die Politik schickte neben Bundestagsmitglied Ulrich Petzold und den Landtagsabgeordneten Jens Kolze auch den Minister für Landesentwicklung und Verkehr, Thomas Webel (alle CDU) zum Neujahrsempfang. Webel war bereits zum 4. Mal in Dessau-Roßlau. „Die Mietpreisbremse liegt ja in Länderhoheit. Und Sie können sicher sein, Sachsen-Anhalt wird diese Regelung nicht in Anspruch nehmen.“
Keine Hoffnung konnte Webel indes für eine Anschlussregelung zur Altschuldenhilfe machen. „Da konnten die ostdeutschen Länder keine entscheidende Mehrheit zusammenbringen.“ (mz)