Naturfotograf Naturfotograf: Jürgen Borris hat eine Liebeserklärung an die Elbe veröffentlicht

Dessau-Roßlau - Ausgerechten der Biber. Immer wieder hatte Jürgen Borris gehört, den zu fotografieren sei ein Leichtes, den gebe es überall. Doch Borris, professioneller Naturfotograf, sichtet das heimliche Wappentier der Region Mittlere Elbe nirgends. „Dafür sind mir die Nutrias über die Füße gelaufen.“ Irgendwann hatte er doch Erfolg, wie Aufnahmen im jüngst erscheinen Bildband „einFlussReich“ belegen.
Dreieinhalb Jahre ist der Fotograf immer wieder an die Elbe zwischen Wittenberg und Lauenburg gereist, um Landschaften, Tiere, Pflanzen, Parks und Gebäude aufzunehmen.
Die Beschränkung auf 400 Flusskilometer kommt nicht von ungefähr: Sie entsprechen der Ausdehnung des Biosphärenreservats Mittelelbe. 6.500 Motive hat Borris gesammelt, 228 haben Eingang ins Buch gefunden. Die Auswahl nennt er einen „schmerzhaften, aber produktiven Prozess“.
Für Jürgen Borris war die Natur „zwangsläufig und glücklicherweise der Spielplatz Nummer 1“
Borris, 1955 in Bornum (Kreis Wolfenbüttel) geboren, hat mit sieben, acht Jahren seine ersten Fotos gemacht, mit einer schon damals urtümlichen Bilora Box. Von einer fotografierende Patentante und in einer schulischen Arbeitsgemeinschaft lernte er die Basis der Fotografie: Blende, Verschlusszeit, Filmempfindlichkeit, Bildgestaltung. 1976 kaufte er sich die erste Spiegelreflexkamera.
Aufgewachsen im ländlichen Raum, war für Borris die Natur „zwangsläufig und glücklicherweise der Spielplatz Nummer 1. Ich wollte wissen, was kreucht, was wächst da. Und ich wollte andere an meinen Erlebnisse teilhaben lassen. Aber mit Worten war das nicht so einfach.“ Also fing er an, seine Entdeckungen und Abenteuer zu fotografieren. Borris wurde Banker, und obwohl die Fotografie sein Hobby blieb, entstanden mehrere Bildbände wie einer über die Lüneburger Heide. Inzwischen pensioniert, ist er Vollzeit-Fotograf.
Mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein rückten auch andere Tiere in den Fokus der Kameras
Als er anfing, sei es bei der Naturfotografie in Deutschland vor allem darum gegangen, jagdbares Wild zu fotografieren. Im Laufe der Jahrzehnte habe sich das geändert: Mit dem wachsenden ökologischen Bewusstsein rückten auch andere Tiere in den Fokus der Kameras.
Die Texte für „einFlussReich“ stammen vom Biologen Johannes Prüter, Leiter des Biosphärenreservates Niedersächsische Elbtalaue, mit dem Borris schon früher zusammengearbeitet hat. Überhaupt waren die Reservatsverwaltungen für ihn wichtige Partner: Hier erfuhr er von lohnenden An- und Aussichten, erhielt Informationen über Flora und Fauna. Manche Orte, etwa Dessau-Roßlau und Umgebung, steuerte er mehrfach an, schon allein, um das passende Licht für Landschaftsaufnahmen oder ein Foto vom Bauhaus abzupassen.
Fotografiert hat Borris auch im Steckby-Lödderitzer Forst
Fotografiert hat Borris auch im Steckby-Lödderitzer Forst, der Keimzelle des Biosphärenreservats und einer der letzten ursprünglichen Auwälder entlang der Elbe. „Beeindruckend“ fand er den - und andererseits führte ihm der Zustand des Waldes vor Augen, „was die Trockenheit anrichtet“. Vergebens wartete er während seiner Arbeit an dem Bildband auf höhere Wasserstände. (mz)
Jürgen Borris, Johannes Prüter: „einFlussReich - Unesco Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe“, Tecklenborg Verlag, 184 Seiten, 28,50 Euro.
