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MZ-Gespräch mit Joachim Pfannmüller MZ-Gespräch mit Joachim Pfannmüller: «Dessau braucht ein eigenes Image»

20.02.2003, 17:05

Dessau/MZ. - Was verbirgt sich hinter dem Wirtschaftsbeirat?

Pfannmüller: Der Wirtschaftsbeirat geht auf Initiative des Oberbürgermeisters zurück. Die Sorge um die Stadt hat sicher eine Rolle gespielt. Es geht darum, die Kommunikation zwischen Politik und Wirtschaft zu verbessern und Synergien zu suchen. Nur wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es der Stadt gut. Das Geld muss die Wirtschaft aber allein verdienen.

Klappt die Kommunikation in der Stadt bislang nicht?

Pfannmüller: Das kann man nicht sagen. Gerade der Oberbürgermeister hat immer ein offenes Ohr. Für die äußeren Rahmenbedingungen kann die Stadt nur in Maßen etwas. Der Stadt kann man nicht vorwerfen, nichts getan zu haben. Wenn ich mich an meine Anfangszeit hier in Dessau erinnere, damit ist das einfach nicht mehr zu vergleichen. Das Gesicht der Stadt hat sich deutlich verändert.

Was ist das größte Problem?

Pfannmüller: Wir haben bei uns in der Fahrzeugtechnik Dessau eine unglückliche Altersstruktur. Da könnten wir in einigen Jahren Probleme kriegen. Wir wissen darum und wollen auch junge Leute einstellen. Doch zum einen sind unsere Kapazitäten begrenzt, zum anderen ist es schwierig, junge Leute zu begeistern und Leute von außerhalb nach Dessau zu holen. Wer gut ist, kann sich überall bewerben.

Womit kann die Fahrzeugtechnik Dessau locken?

Pfannmüller: Wir sind eine moderne, innovative Firma. Das Unternehmensziel kann nicht allein darin bestehen, in allen Fällen immer billiger zu sein. Wir haben von Anfang an Tarif gezahlt. Wer macht das schon noch in der Gegend hier? Dieses Lohnniveau hat uns aber auch von Anfang an gezwungen, eine Produktpalette aufzubauen, die westlichen Standards genügt, die dann aber auch westliche Preise haben muss. Doch dieses Lohnniveau sichert uns Know-How, Qualität, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Das sind Marktvorteile.

Wenn der Osten Dessau heißt, wird das Problem noch größer?

Pfannmüller: Dessau hat natürlich das Problem, in einem Wirtschaftsraum zwischen Halle und Leipzig bestehen zu müssen. Da muss man mehr tun, um auf sich aufmerksam zu machen. Dessau braucht ein gutes, vor allem ein eigenes Image. Wobei Image immer auch etwas mit allgemeinem Wohlstand zu tun hat.

Die Dessauer Wirtschaftsjunioren arbeiten an einem besseren Image. Ihr Spruch lautet: Dessau - Raum für Ideen.

Pfannmüller: Das ist ein Anfang. Doch wir müssen jetzt überlegen, wie wir das ausgestalten. Vielleicht müssen wir auch etwas Geld in die Hand nehmen. Wir müssen die Stadt bezüglich ihrer Vergangenheit und Gegenwart klarer präsentieren.

Warum hat Dessau so wenig Image?

Pfannmüller: Wenn ich es wüsste, würde ich es ändern. Schlagworte allein ändern es nicht. Es hat mit allem zu tun: mit der Stadt, mit der Wirtschaft, mit dem Tourismus. Gibt es mehr Tourismus, gibt es mehr Gaststätten, mehr Gäste. Kann die Wirtschaft bessere Gehälter zahlen, ist mehr Geld für die Kaufkraft da, profitieren die Handwerker, der Handel, die Gastronomie davon. Das hängt alles zusammen, doch es fehlt da ein Gesamtkonzept, eine Initialzündung. Da wird immer noch zu viel auf den Großinvestor gewartet. Doch das Industrie- und Produktionszeitalter ist vorbei. Im Mittelpunkt müssen kleine, innovative Firmen, Dienstleister und Einzelinitiativen stehen. Das ist die Zukunft, die ich für eine Stadt wie Dessau sehe.