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MZ-Gespräch mit DGB-Chef Michael Kleber MZ-Gespräch mit DGB-Chef Michael Kleber: «Wir wollen die Politik transparenter machen»

11.02.2004, 19:32

Dessau/MZ. - Braucht die Stadt Dessau noch ein neues Bündnis?

Kleber: Die Frage ist berechtigt. Doch wir als Gewerkschafter haben fest gestellt, dass die Politik von Bund und Land immer stärker zu Lasten von Arbeitnehmern, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern geht. Reformen bringen den Leuten nicht mehr Gelder, im Gegenteil. Der Unmut darüber ist groß, sorgt für Unzufriedenheit und Politikverdrossenheit. Das Bündnis will sich damit auseinander setzen und die Diskussion zusammenführen.

Das Bündnis wird von Dessau aus nicht viel ändern können.

Kleber: Die Auswirkungen der Entscheidung in Berlin sind hier vor Ort zu spüren. Handwerker und Ladenbesitzer merken, wenn die Leute weniger Geld in den Taschen haben. Darauf wollen wir aufmerksam machen: Der Protest muss aber ankommen bei den Politiker. Ein Einzelner schafft das nicht, ein Bündnis schon.

In diesem Bündnis werden sich alle erst einmal heftig Luft machen.

Kleber: Das ist schon passiert und war auch notwendig. Wir wollen ja die Sorgen und Nöte aufnehmen und transportieren. Wir wollen die Politik mit alle ihren Auswirkungen transparenter machen.

Geht die Politik heute ohne den Abbau von Standards?

Kleber: Es geht um soziale Gerechtigkeit. Es geht darum, dass Reformen nicht nur zu Lasten der Schwächeren geht. Solidarität zwischen Arm und Reich muss her.

Wie soll es anders gehen?

Kleber: Alternativen wollen wir im nächsten Schritt erarbeiten.

Geht das in Dessau?

Kleber: Man muss kleine Brötchen backen. Doch man muss auch Optimist sein. Sonst könnte man sagen, ich mache gar nichts. Ich habe festgestellt, die Leute meckern so viel wie in den letzten Jahren der DDR. Das geht nicht lange gut.

Stehen wir vor einer neuen friedlichen Revolution?

Kleber: Das nicht. Doch wir haben jetzt Demokratie. Wir dürfen uns nicht in die eigenen vier Wände zurückziehen und die anderen machen lassen. Das ist falsch.