1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Musikschule: Musikschule: Weckruf für schöne Stimmen

Musikschule Musikschule: Weckruf für schöne Stimmen

Von Thomas Altmann 27.02.2004, 17:14

Coswig/MZ. - Am 6. März 1820 krönte Friedrich Schneider, der spätere Hofkapellmeister von Anhalt-Dessau, das Schaffen seiner Leipziger Zeit durch die Uraufführung des Oratoriums "Das Weltgericht" im Gewandhaus.

Bei der Aufführung unter Spohr im Oktober in Quedlinburg gehörte Schneider zu den Gästen. Angereist war auch der damalige Dessauer Musikdirektor Leopold Reinicke, "welcher auf der Rückreise einen unglücklichen Sturz machte und sein Leben hingab, und so die Veranlassung wurde zu meinem Amts- und Ortswechsel", schrieb Schneider in seiner Selbstbiografie.

Manch Ämterwechsel hat weniger tragisch verschlungene Wurzeln. Seit Dezember vorigen Jahres hat die Musikschule Coswig eine neue Gesangslehrerin, weil Sabine Richter durch Lehraufträge an der Leipziger Hochschule für Musik und an der Musikschule Zerbst ausreichend strapaziert ist. Die neue Lehrern heißt Liliya Groschewa.

Was hat sie mit Friedrich Schneider zu schaffen? Ganz einfach: Seit 2000 leitet die in der Ukraine geborene, gelernte Chorleiterin den "Friedrich-Schneider-Chor" Dessau, der bei seiner Gründung im Jahr 1948 freilich "ZAB-Kammerchor" hieß und heute auch Kirchenmusik im Repertoire führt.

Der Chor stand erst im vergangenen Jahr zur Friedrich-Schneider-Ehrung anlässlich des 150. Todestages des Komponisten im Blick der Öffentlichkeit, etwa mit der Gemeinschaftsaufführung des Oratoriums "Das Weltgericht" oder einem Chorkonzert mit Schneider-Werken.

Im Vorfeld der Ehrung hat der Chor eine CD eingespielt, die sich hauptsächlich aus dem großen Fundus der Autographen des Komponisten speist. Auf dieser CD singt nun wiederum Ines Rosenkranz, eine Schülerin von Liliya Groschewa. Die Chorleiterin unterrichtet nämlich auch an der Yamaha-Musikschule in Dessau.

Ines Rosenkranz hat beim letzten Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" den zweiten Platz belegt. Darauf darf die Lehrerin besonders stolz sein, zumal die Eleven privater Musikschulen nicht eben häufig in prämierten Positionen solcher Wettbewerbe zu finden sind.

In Coswig wurde man auf Liliya Groschewa durch Empfehlungen aufmerksam. Hier hat sie bisher vier Sologesangs-Schüler. Aus dem Kinderchor erhofft man sich Nachwuchs. Aber auch sonst wartet die Musikschule auf Interessenten. Gesangsunterricht sei eine schwierige Sache, sagt Liliya Groschewa. Denn: "Die Stimme kann man nicht zeigen", wie die Töne auf einer Klaviatur.

So versuche sie vor allem die Kreativität der Schüler zu wecken, damit sie sich selber hören lernen und korrigieren können. Angefangen wird eine solche Ausbildung mit technischen Übungen und Liedern, "die eine schöne Melodie haben". Für Tonsprünge, rhythmische Probleme oder Läufe stehen Übungslieder zur Verfügung. Wichtig ist vor allem die richtige Atmung. Da hat die Lehrerin offenbar einen ganzen Schatz bildlicher Vehikel bereit. Wer also Lust hat, Stimmlippen-Stellungen und die diversen Resonanzräume des Körpers zu trainieren, sollte sich in der Musikschule melden.