Massentierhaltung in Roßlau Massentierhaltung in Roßlau: Enten stinken weniger als Schweine
Roßlau/MZ. - "Von der am Schäferberg geplanten Entenmastanlage habe ich durch Gerüchte erfahren", sagt Wolfgang Schmieder (nicht identisch mit dem Roßlauer Baudezernenten gleichen Namens). Ein Investor will die früher von einer LPG rechts neben dem Streetzer Weg betriebene Schweinemastanlage für die Aufzucht von Enten nutzen. Bewohner der nahen Eigenheimsiedlung haben dagegen eine Bürgerinitiative gegründet, der Schmieder angehört. Er vermutet einen Zusammenhang des Vorhabens mit der Entenmastanlage in Grimme, deren Schlachthaus ausgelastet werden solle.
Die betroffenen Bürger fürchten eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität durch Geruchsbelästigung und durch Lärm der Transportfahrzeuge, die Schlachttiere, Futter und Mist auf dem Streetzer Weg transportieren würden. Der umliegende Wald sei außerdem für die Roßlauer Erholungsgebiet, die Stall-Flächen laut Nutzungsplan für die Aufforstung vorgesehen. Ob der nahe Wald durch den Ausstoß von Ammoniak und das Eindringen von Stickstoff in den Boden geschädigt werden könnte, müsse "aus forstfachlicher Sicht" geklärt werden, stellt das Umweltamt in einem Schreiben an Wolfgang Schmieder fest.
Rund 20 Anwohner haben Ende 2003 beim Landkreis gegen die geplante Entenmastanlage Widerspruch eingelegt. "Wir Anwohner sind über das Vorhaben nicht informiert worden, aber es kann doch nicht sein, dass die Bürger hier einfach umgangen und vor vollendete Tatsachen gestellt werden", kritisiert Schmieder.
Ein Genehmigungsverfahren laut Bundes-Immissionsschutzgesetz sei nicht notwendig, weil der Investor die ursprünglich geplante Kapazität von 20 000 Enten auf 19 600 reduziert habe, heißt es in einer Antwort der Kreisverwaltung auf eine Anfrage von 19 Bürgern. Die vermuten hinter dieser Reduzierung einen raffinierten Schachzug, mit dem das aufwändige Verfahren umgangen werden sollte.
Nun drängt sich dem Außenstehenden die Frage auf, ob denn nicht Schweine mehr stinken als Enten, ob sich die Geruchsbelästigung durch die Umnutzung nicht eher verringern würde. Dieser Argumentation folgt auch das Amt für Bauordnung und Planung beim Landkreis, das die Umnutzung im Oktober genehmigt hat. In Folge der Nutzungsänderung "werden sich die Emissionen der Anlage verringern", wird in einem Schreiben an die Beschwerdeführer festgestellt. Und auch das Umweltamt stellt fest, "dass erhebliche Geruchsbelästigungen durch die geplante Entenhaltung ... mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden können". Die Ämter berufen sich außerdem darauf, dass es sich hier nur um einen Wechsel von der Massenhaltung einer Tierart zu einer anderen handelt und die Anlage demnach unter Bestandsschutz stehe.
"Dort werden seit vier Jahren schon höchstens noch drei bis vier Schweine gehalten", empört sich Wolfgang Schmieder, der annimmt, die Beamten hätten sich vor der Genehmigung des Vorhabens die Anlage überhaupt nicht angeschaut. Die Bewohner der Eigenheimsiedlung am Streetzer Weg hätten zwar bei deren Bau Mitte der 90er Jahre Geruchsbelästigungen durch die Schweine hinnehmen müssen, deren Haltung sei aber später nahezu eingestellt worden, weil die Stallungen nicht den Vorschriften entsprachen, erinnert sich der Ingenieur. Heute ist das Gelände überwuchert, die Gebäude marode und die Fensterscheiben fast alle zerstört. "Ein Bestandsschutz, auf den sich der Investor beruft, besteht nicht mehr", sagt Schmieder.