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Märchenstunde Märchenstunde: Frau Holle wartet auf die Goldmarie

Von Silvia Bürkmann 14.12.2003, 20:32

Coswig/MZ. - "Ich vorigen Jahr hat sie meistens Märchen der Gebrüder Grimm vorgelesen. Diesmal ist es ein Weihnachtskrimi", flüstert Tobias Giersch kurz bevor der Laden vor dem Weihnachtsfenster aufklappt. Der 11-Jährige ist Stammgast der Märchenstunde. Hat am Sonnabend, dem 13. Dezember, bereits sieben Vorstellungen besucht und war im Vorjahr am Ende als fleißigster Besucher geehrt worden: Mit 21 von 24 möglichen Teilnahme-Punkten. Klasse. Doch wer ist "Sie"? "Na die Bürgermeisterin", raunt Tobias, ehe er sich ganz der neuen Erzählung widmet.

Frau Holle ist nämlich traurig. Und die Kinder ahnen, warum. Weil die Pechmarie Dienst schiebt. Ganz anders als im Märchen, wo die fleißige Schwester zuerst antrat, hat die arme Frau in den Wolken diesmal viel zu lange den Faulpelz um die Ohren. Doch in der kommenden Woche, hat Frau Holle vom Wetterdienst abgelauscht, soll die Goldmarie endlich für den von den Kindern so erhofften Schnee sorgen.

Wohlan. Frau Holle, alias Doris Berlin, klappt die großen Bücher auf. Liest zuerst von Milli und Panik, den kleinen Detektiven, die einem dritten Weihnachtsmann auf der Spur sind und sich von Tag zu Tag tiefer in einen Kriminalfall verstricken. Dann von Metteborg, der noch kein Geschenk für die geliebte Oma hat, aber eine haarsträubende Idee: Und auf einem Flohmarkt Fundstücke des Haushalts an den Mann zu bringen versucht.. mit katastrophalen Folgen für den Familienfrieden...

Die Geschichten hat Doris Berlin mitgebracht vom Stadtallendorfer Herbstmarkt. Ein Buchhändler hatte die verschiedensten Weihnachtsgeschichten im Angebot und die Coswiger Bürgermeisterin zeitig erinnert, dass sie ja wieder in eine besondere Rolle schlüpfen wird. Nach der "Großmutter" im Premierenjahr und der "Babuschka" im vorigen nimmt das Coswiger Stadtoberhaupt zum dritten Mal die Kinder ihrer Stadt mit auf die Reise ins Weihnachtsmärchenland. "Es macht Spaß wie am ersten Tag", gönnt sich Doris Berlin jeden Tag die Freude, Kindern Freude zu machen. Die Resonanz ist gut. In der Start-Woche war die Märchenstube oft bis zum letzten Platz besetzt; danach im Durchschnitt gut besucht.

Die süße Märchenstunde mit Leckerei und Präsenten im Adventskalender möglich gemacht haben die Gewerbetreibenden der Elbestadt, Volksbank und Sparkasse mit Spenden. Kein Euro, kein Cent aus städtischen Mitteln floss in das nun traditionelle Coswiger Vorweihnachtsprogramm, wie Doris Berlin betont und seufzt: "Geld hätten wir ja sowieso nicht." Aber die Möglichkeit, für die Kinder aus dem "Amselgarten" am Dienstagmorgen um 10 Uhr noch eine Extra-Märchenstunde einzurichten, weil deren Muttis am Nachmittag schlecht Zeit hätten.

Zum ersten Mal Zeit fand am Sonnabend Anna-Franziska. Die Fünftklässlerin und frisch gebackene Gymnasiastin hat im Vorfeld am Preisausschreiben teilgenommen, war als Gewinnerin ausgelost und gezielt für den schulfreien Tag eingeladen worden. Alles gewusst? Der zierliche Blondschopf guckt verlegen. Dass Stadtallendorf die Partnerstadt Coswigs ist, ja, das wusste sie. Welches Bundesland? Das ließ sich mit Atlas-Hilfe klären. Aber dass die Städtepartnerschaft seit zehn Jahren besteht? "Da hat Mama geholfen." Anna kann das Türchen Nr. 13 öffnen und sich bei einem nächsten Quiz testen. Oder ein neues Puzzle zusammenbauen. Natürlich mit einem Coswig-Motiv.