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"Magnet" "Magnet" in Dessau: In ehemaliges HO-Kaufhaus soll wieder Leben einziehen

11.05.2016, 09:34
Das Kaufhaus „Magnet“ in der Kavalierstraße um das Jahr 1977.
Das Kaufhaus „Magnet“ in der Kavalierstraße um das Jahr 1977. Stadtarchiv Dessau-Roßlau

Dessau - Einst nicht nur dem Namen nach ein „Magnet“ für viele Dessauer, ist das ehemalige HO-Kaufhaus an der Museumskreuzung kurz nach der politischen Wende in eine Art Dornröschenschlaf gefallen. Das soll sich bald ändern. 40 nationale und internationale Studierende der Hochschule Anhalt entwickeln derzeit unter der Leitung der Architekturprofessorin Natascha Meuser nachhaltige Nutzungskonzepte für das prominente Gebäude in der Kavalierstraße 72. Im MZ-Gespräch mit Danny Gitter erläutert die Architektin, welche Potenziale in dem über 90-jährigen Gebäude stecken und wie diese wieder geweckt werden können.

Das ehemalige Warenhaus hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Kaufhaus Zeeck, Kaufhaus Magnet, danach Leerstand der oberen Etagen. Welche Bedeutung hat das Gebäude noch heute für sein Umfeld?

Natascha Meuser: Es liegt in der Kavalierstraße, eine der wichtigsten Achsen der Stadt. Auch wenn sich Dessau mit der Definition eines Zentrums schwer tut, hier spielt sich sehr viel urbanes Leben ab. Daher hatte das Gebäude einst eine große Anziehungskraft als Kaufhaus. Heute wird ja das Erdgeschoss für Gewerbe genutzt. Aber die vier Etagen drüber liegen brach. Da geht für die Zukunft der Kavalierstraße viel Potenzial verloren.

Das wollen Sie ja ändern, indem sie in Kooperation mit dem Eigentümer, der Stadt und der Stiftung Bauhaus nachhaltige Nutzungskonzepte erarbeiten. Wie ist da der Stand der Dinge?

Meuser: Für die Benennung konkreter Nutzungskonzepte stehen wir noch ziemlich am Anfang. Ziel ist es zum Ende des Sommersemesters, also im Juli, konkrete Vorschläge unterbreiten zu können. Dafür arbeitet derzeit eine Gruppe von rund 40 Studierenden aus den Fachbereichen Architektur, Facility Management und Denkmalpflege an machbaren Lösungen. Erst einmal müssen wir uns aber die Grundlagen erarbeiten. Die Geschichte recherchieren und das Gebäude in seiner Gesamtheit erforschen. Da unterstützt uns auf ganz wunderbare Weise auch die Dessauer Bevölkerung mit Fotos, Dokumenten und persönlichen Erinnerungen. Nach einem öffentlichen Vortrag Ende April bei uns an der Hochschule zum ehemaligen Kaufhaus haben wir viele Zuarbeiten und Anregungen bekommen.

Mögliche Nutzungen hängen auch vom Umfang der nötigen Investitionen ab. Haben die oberen Etagen sehr unter dem jahrelangen Leerstand gelitten?

Meuser: Bei ersten Begehungen waren wir sehr positiv überrascht, wie gut das Gebäude doch noch erhalten ist. Größere Schäden, die eines hohen Sanierungsaufwandes bedürfen, haben Mitarbeiter und Studierende der Hochschule sowie die Vertreter der Stiftung Bauhaus und der Stadt nicht festgestellt. Die Blechfassade scheint schon ein bisschen in die Jahre gekommen zu sein. Ansonsten schreien die einzelnen Etagen danach, wieder mit Leben gefüllt zu werden.

Unabhängig von den Nutzungskonzepten, die gerade erarbeitet werden, was ist vorstellbar für die oberen Etagen?

Meuser: Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Von Kultur bis Gewerbe ist vieles denkbar. Konkret erarbeiten wir auch eine Machbarkeitsstudie für die Stiftung Bauhaus, ob das Depot und Archiv in der Alten Brauerei in die Kavalierstraße 72 umziehen könnte. Das wäre dann zumindest eine interessante Klammer im Zusammenhang mit dem geplanten Bauhausmuseum im Stadtpark. Aber wie gesagt, alles ist noch offen. (mz)

Auch die Stadt Dessau-Roßlau sieht in der Wiederbelebung der oberen Etagen des ehemaligen Kaufhaus „Zeeck“ und „Magnet“ einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Innenstadt. Das Warenhaus gilt im Rathaus als Schlüsselimmobilie im Zuge der Umgestaltung der Kavalierstraße, wie der Stadtsprecher Carsten Sauer auf MZ-Nachfrage bestätigt.

In Absprache mit dem Eigentümer soll die Fassade verbessert werden und die Dachabdichtung instand gesetzt werden. Nutzungskonzepte, die derzeit in Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt und der Stiftung Bauhaus erarbeitet werden, sollen nachhaltig den Standort reaktivieren. „Aktuell werden auch gangbare Finanzierungsmöglichkeiten erörtert, um die gesteckten Ziele kurz-, mittel- und langfristig umzusetzen“, so Carsten Sauer. (dgi)

Das HO-Kaufhaus in den 1950er Jahren.
Das HO-Kaufhaus in den 1950er Jahren.
Stadtarchiv Dessau-Roßlau/Bernhard Heim
Natascha Meuser mit einem Entwurf zum Kaufhaus.
Natascha Meuser mit einem Entwurf zum Kaufhaus.
Lutz Sebastian