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Luisium Luisium: Heimat von Feen und Musen

Von Luisa Aehlig 20.07.2015, 05:22
Am östlichen Eingang startetet Ines Gerds die Führung.
Am östlichen Eingang startetet Ines Gerds die Führung. Sebastian Lizenz

Dessau - Ganz besondere Einblicke in die bewegte Vergangenheit des Landsitzes der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau sowie das Leben und Wirken jener Adligen boten sich am Sonnabend den Besuchern der Erlebnisführung durch das Gartenreich Luisium.

Innerhalb des Projektes „Stadtsprung. Städte zwischen Harz und Elbe“, einer Tourismuskooperation, an der sich neben Dessau-Roßlau noch sechs weitere Städte in ganz Sachsen-Anhalt beteiligen, finden das ganze Jahr über Veranstaltungen statt, die auf die kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Region aufmerksam machen und interessante Tagesausflugsziele bieten.

Einen Höhepunkte dieser Veranstaltungsreihe bildete am Wochenende die Führung durch die kleinste Anlage im Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Die Stadtsprung-Erlebnisführung erzählte die Sommernachtsgeschichte im Luisium ein empfindsames Gartenporträt.

Rund 20 Interessierte waren gekommen, um unter Leitung von Stadtführerin Ines Gerds in die sanfte Melancholie und Einsamkeit des Gartens einzutauchen, seine Tiefen zu ergründen und so manches Geheimnis zu lüften. Ganz anders als beispielsweise im Wörlitzer Park, wo sich dem Besucher ständig neue Blickfänge offenbaren und das Auge nie zur Ruhe kommt, besticht das Luisium mit seiner Schlichtheit und „philosophischen Stille“. 1774 lässt Fürst Franz von Anhalt-Dessau durch den Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorf im Grün des ehemaligen Vogelherds ein kleines Landhaus für seine Gemahlin bauen. 1780 erhalten Haus und umliegender Garten deswegen den Namen „Luisium“

Ein Teil des Gartenreichs gehörte dabei immer dem Fürsten, nur der andere diente der Fürstin zur Entfaltung und nicht zuletzt auch als Rückzugsort. Es schienen sich Franz und Louise - was die Gestaltung des Gartens anging - meist einig gewesen zu sein. Doch sie führten keineswegs eine glückliche Ehe. „Ich habe meinen zukünftigen Gemahl kennengelernt. Es überkam mich das Fieber“, schrieb Louise in ihr Tagebuch, bevor sie 1767 mit 17 Jahren auf Weisung des Preußenkönigs Friedrich IIFriedrichII. den DessauLeopold III LeopoldIII. Friedrich Franz heiratete. Louise Henriette Wilhelmine galt als geistvollste deutsche Fürstin ihrer Zeit. Eine empfindsame Seele, gebildet, heiter, die ihr Glück vergeblich in der Liebe suchte. Diese sanfte Persönlichkeit spiegelt sich deutlich in der Gestaltung des Gartens wieder. Schon beim Betreten schlägt dem Besucher eine gewisse Einsamkeit und Stille entgegen. Gewundene Wege führen vorbei an mystisch wirkenden Statuen und Ruinen. Augen und Füße sollen getrennte Wege gehen, um dem Herzen zum größtmöglichen Genuss zu verhelfen. Sichtschneisen verstärken das Gefühl, als befände man sich in einem einzigen großen Garten. Man passiert Pforten, von denen aus die Häupter von Philosophen herabblicken. Es gibt Grotten, um die sich abenteuerliche Geschichten wie die von „Mause Martens Höhle“ ranken.

Im anderen Teil des Gartens, dem des Fürstens, wurde getreu dem Motto „Schönes mit Nützlichem zu verbinden“ auch Obst- und Gemüseanbau betrieben. Auf dem zum Schloss führenden Weg sieht man, bevor es tatsächlich hinter einer Biegung auftaucht, erst nur sein Spiegelbild in einem der Wassergräben, die einst nur zur Begrenzung der Gärten dienten.

„Tempel der weiblichen Tugend“ oder „Feentempel“ wird das schlichte Bauwerk nach seiner Namensgeberin genannt. Den Mittelpunkt bildet ein Brunnen, der „Musenquell“. Alles wirkt sorgfältig durchdacht und doch natürlich und zufällig. Diese schlichte Schönheit ist es auch, die die Besucher heute noch staunen lässt und schon den Dichter Wilhelm Müller zu der Annahme verleitete, „in des Landes schönstem Gartens“ zu wandeln. (mz)