1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Landrat hebt Gröbzig in den Sattel

Landrat hebt Gröbzig in den Sattel

03.12.2004, 16:26

Köthen/MZ/mb/hda. - Die Post aus Köthen hat deswegen solch einen Wirbel gemacht, weil der Landrat damit einen Konsens zerstört, der bei immerhin 21 der 25 Gemeinden schon seit Monaten vorhanden war. Diese 21 nämlich hatten bereits eine Vereinbarung unterschrieben, in der die Gemeinde Weißandt-Gölzau als Hauptsitz der VG festgeschrieben worden war. Nun legt Schindler fest, das die Stadt Gröbzig als Sitz dienen soll - mit der Begründung, dass es zu den Standorten Weißandt-Gölzau, Gröbzig und Quellendorf bisher kein einheitliches Votum aller zukünftigen Mitgliedsgemeinden gegeben habe.

Was zweifellos richtig ist: Bloß fehlten bislang zum einheitlichen Votum nur Wieskau, Radegast (das gern eine Außenstelle behalten würde und deswegen zögerte), Hinsdorf (wo man in Richtung Dessau guckt) und Gröbzig selbst, wo man den Zug in Richtung VG anfangs komplett verpasst hatte, im Zuge der Schuldiskussion lange ernsthaft darüber nachdachte, den Kreis Köthen in Richtung Löbejün zu verlassen und erst aufsprang, als das Gefährt schon im Rollen war. Aber selbst in Gröbzig war man - bei allem Widerstand gegen die Pläne zu einem Verwaltungsneubau in Gölzau - doch nie so vermessen, öffentlich für sich den Hauptsitz der VG zu fordern.

Kein Wunder also, dass viele Bürgermeister am Freitag und am Donnerstag damit beschäftigt waren, Widersprüche gegen die Anordnung zu verfassen oder in Auftrag zu geben. "Cosa hat Widerspruch eingelegt", bestätigt Olaf Feuerborn. Mit der Anordnung werde gegen den Willen der Mehrheit der Bürger verstoßen, die den Hauptsitz in Weißandt-Gölzau haben wollten. "Man kann doch nicht mit einem Federstrich darüber hinweg gehen, dass 21 Gemeinden eine Vereinbarung unterschrieben haben, in der das klipp und klar drin stand." Er sei der Meinung, dass die Verwaltung dort sein müsse, wo die Wirtschaft boomt, wo das Geld produziert wird. Was jetzt passiere, sei ein trauriges Beispiel dafür, "was wird, wenn wir uns nur damit beschäftigen, uns selbst Steine in den Weg zu legen". Das beziehe sich auf den Kreis und auf einige Gemeinden, so Feuerborn, ein Befürworter des Verwaltungsneubaus in Gölzau.

"Nicht nachvollziehbar", findet Hinsdorfs Bürgermeister Rainer Homann Schindlers Entscheidung. Für die Bürger des Ortes könne so etwas als Ansporn wirken, sich endgültig in Richtung Dessau zu orientieren. Man betrachte die Angelegenheit aber eher zurückhaltend, "wir werden erst dann wieder aktiv, wenn wir den Bürgerentscheid haben". Mit diesem sei etwa Mitte März zu rechnen.

Roberto Peine aus Fraßdorf hat "dazu noch nicht viel zu sagen". Am Montag, sagt er, werden sich Bürgermeister aus dem Quellendorfer Bereich treffen und sich über die Angelegenheit austauschen.

"Wenn mit dem Verwaltungssitz in Gröbzig der Neubau eines Verwaltungsgebäudes in Weißandt-Gölzau verhindert wird, können wir mit der Anordnung des Landrates leben." Diese Meinung vertritt der Görziger Bürgermeister Eckehardt Kniestedt. Er habe sich bereits mit einigen Gemeinderäten kurz verständigt. "Und die Abgeordneten vertreten die gleiche Meinung wie ich", sagte Kniestedt. Er bekräftigte seinen Standpunkt: "Ein Neubau ist unnötig. Er würde die Pro-Kopf-Verschuldung der Mitgliedsgemeinden der VG enorm nach oben treiben."

Burkhard Bresch empfindet die Anordnung des Landrates als "sehr unglückliche Entscheidung". Ulf Schindler habe außer Acht gelassen, dass sich in den vergangenen Monaten 21 Gemeinden zu der künftigen Verwaltungsgemeinschaft und ihrem Verwaltungssitz bereits positioniert haben. "Es wäre besser gewesen, diese Entscheidung zu respektieren", sagte der Weißandt-Gölzauer Bürgermeister.

Auf die Frage, ob er sich über die Ersatzvornahme freut, entgegnete der Gröbziger Bürgermeister Lutz Webel, dass es in dieser Angelegenheit "weder um Freude noch eine Siegerpose gehe". "Nach den vielen Auseinandersetzungen muss endlich Ruhe einkehren", sagte er. Wichtig sei, eine kostengünstige Variante für die künftige Verwaltungsgemeinschaft umzusetzen. Die sei mit der Festlegung des Verwaltungshauptsitzes in Gröbzig gegeben, hier müsse nichts Neues gebaut werden. "Dann kommt dieser geplante Neubau nicht, und für die Mitgliedsgemeinden wäre damit ein großer Kostenfaktor vom Tisch." Die Entscheidung des Landrates hält Webel für "vernünftig". "Die Ersatzvornahme ist für mich bindend."

Auch der Wieskauer Bürgermeister Randolf Sitte führte die Kosten ins Feld, die mit einem Neubau auf die Mitgliedsgemeinden zukommen würden. "In dieser Frage hat man aber in Gölzau keinen Widerspruch geduldet", erinnerte er. Nun sei Gröbzig als Verwaltungssitz festgeschrieben, da könne er mitgehen. "Aber ich denke, dass trotz der Ersatzvornahme noch nicht das letzte Wort gesprochen ist", sagte Sitte.