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Lackierfachbetrieb König Lackierfachbetrieb König: Lederduft im Autocockpit

Von Sylke Kaufhold 21.01.2004, 18:32

Dessau/MZ. - Die jetzt zumeist mausgrauen Kunststoffteile nehmen dank des Königschen Verfahrens jede Farbe an. Rezeptur und Verfahren hat Roger König im Dezember vorigen Jahres zum Patent angemeldet. Dass sein "König-Lack" (einen Namen gibt es noch nicht) einschlägt in der Branche, danach sieht derzeit alles aus. Kaum ein Tag vergeht, an dem es nicht Anfragen per E-Mail, Telefon oder Fax gibt. "Mit vier Großkonzernen bin ich bereits in Verbindung, wo ich Prüfmuster hingeschickt habe", berichtet der Erfinder stolz. "Wir produzieren Muster wie verrückt."

Seine erste Feuerprobe bestand das "Lederimitat" im November beim Werkstofftag für die Automobilindustrie in Köln. Nach eineinhalbjähriger Tüftelzeit war das Ergebnis noch ganz frisch. "Ich wollte einfach wissen, ob dies überhaupt jemand haben will." Es wollte. Erste Teile schickte er quasi vom Fleck weg zur Ford Company nach London. Den Internationalen Markt soll der König-Lack, so wünscht es sich der Erfinder, auf der "Zuliefermesse 2004" erobern.

Der größte Vorteil seiner Erfindung, gegenüber dem bisherigen, sei die Wasserlöslichkeit und damit Umweltverträglichkeit, erklärt König. Die Mixtur könne außerdem auf eine bestimmte Härte und damit verschiedene Eigenschaften (z. B. kratzfest) eingestellt werden. "Und ich kann jede Form problemlos überziehen." Auch für die Großindustrie sei es nutzbar, denn Roboteranlagen brauchen nicht groß umgebaut werden. "Wir wollen das Leder nicht ersetzen, aber alle Plasteteile können mit dem neuen Lack den Ledereigenschaften angepasst werden, auch in der Farbe", sieht König einen weiteren Vorteil und sieht auch Einsatzmöglichkeiten in der Boot- und Computerbranche, bei der Bahn. "Überall wo Sie Plasteteile haben."

Ein neues Standbein für den Familienbetrieb hatte Roger König gesucht, als er erste Kontakte zur Automobilindustrie aufnahm und im

Jahr 2002 Aussteller auf der Zuliefermesse in Leipzig war, damals mit einer speziellen Lackierung in Wurzelholzoptik. "Da habe ich gemerkt, man braucht etwas wirklich Neues, um Interesse zu wecken." Der 35-Jährige nahm diese Beobachtung als Auftrag und machte sich an die Arbeit. Wochenenden und Abendstunden gehörten fortan dem Unternehmen. "Er ist schon immer unser Tüftler", bescheinigt ihm Schwester Konstanze Sackewitz eine große Kreativität.

Zehn Jahre führt er mit seiner Schwester den väterlichen Betrieb. In diesen Jahren hat König eines gelernt: Gute Ideen allein reichen nicht. Man muss auch den Mut haben, seine Produkte an den Mann zu bringen. "Keine Angst vor großen Namen", ermuntert er andere.

Die hat der Dessauer längst abgelegt. "Ich weiß, was ich kann und was ich will." - Arbeitsplätze sichern und vielleicht sogar neue schaffen in Dessau, das ist sein oberstes Ziel. Dafür würde König sogar noch mal anbauen - Platz genug hat er in der Zunftstraße.