Kosten von 1,5 Millionen Euro Kosten von 1,5 Millionen Euro: Verwaltung legt Plan für Archivumzug vom Schloßplatz in Dessau vor

Dessau - Für den Umzug der Archivbestände aus der ehemaligen Berufsschule am Schloßplatz 4/5 legte das Kulturamt am Dienstag dem Kulturausschuss einen detaillierten Lösungs- und Kostenplan vor. Zuletzt hatte es von der Politik heftige Kritik an der Verwaltung gegeben, die sich nach Meinung der Räte viel eher darum hätte kümmern müssen. Nach der Diskussion im Finanz- und Hauptausschuss steht die Planung am 4. Dezember im Stadtrat zur Beschlussfassung auf der Tagesordnung.
Ist dies geschehen, soll der Kaufvertrag mit Getec unterschrieben und unverzüglich mit den Vorbereitungen für den Auszug des Archivgutes begonnen werden. Die Übergabe des beräumten Grundstücks an den Investor plant die Stadt für das dritte Quartal 2020. Getec will den Hotelneubau bis zum Ende des Jahres 2021 realisieren.
Umfangreiche Schrift- und Kunstgutgegenstände sind am Schloßplatz gelagert
Die Suche nach Ausweichdepotflächen für die umfangreichen Schrift- und Kunstgutgegenstände gestaltete sich schwierig, so dass auch die Kosten bisher nicht beziffert werden konnten. „Wir haben mehrere kommunale und private Gebäude geprüft“, erläuterte Kulturamtsleiter Steffen Kuras. Auf der Prüfliste stehen unter anderem die ehemalige Rathausschule in der Flössergasse, das Museum für Naturkunde, das Technische Rathaus in Roßlau, das ehemalige Haus des Reisens in der Kavalierstraße und das ehemalige Kaufhaus Zeek.
Für das Kunstgut der Anhaltischen Gemäldegalerie, etwa 1.800 Gemälde und 160 Plastiken, wurde auch die Möglichkeit der Einmietung im Lagerpark Dessau in der Lessingstraße geprüft. Wegen hoher Mietkosten und unzureichendem Brand- und Sicherheitsschutz wählte die Verwaltung diese Variante ab. Stattdessen soll mit einer europaweiten Ausschreibung eine passende Einmietmöglichkeit gesucht werden. „Wir wollen diese im ersten Quartal 2020 vergeben“, gab der Beigeordnete für Kultur, Robert Reck, einen Zeitplan vor.
2.000 laufenden Meter Schriftgut sollen interimsmäßig im Technischen Rathaus untergebracht werden
Die etwa 2.000 laufenden Meter Schriftgut sollen interimsmäßig im Haus 3 (80 %) und Haus 4 des Technischen Rathauses untergebracht werden. Die Kosten für die bauliche Ertüchtigung des Gebäudes veranschlagt die Verwaltung mit 43.500 Euro, die noch in diesem Jahr ausgegeben werden sollen. Zur Deckung der außerplanmäßigen Ausgabe werden Mittel aus einer nicht realisierbaren Brandschutzmaßnahme in der Ölmühle verwendet.
Weitaus höher - bei 450.000 Euro - liegen die Kosten für die Nutzbarmachung des Hauses 4. Hier sollen hauptsächlich die Bestände der Wissenschaftlichen Bibliothek, die wegen der anstehenden Sanierung freigelenkt werden muss, untergebracht werden. Die statischen, klimatischen und sicherheitstechnischen Anforderungen sind sehr hoch.
Das Haus steht derzeit leer, es befindet sich zu 60 Prozent im Eigentum der Stadt Coswig, so dass Mietkosten fällig werden. Die veranschlagt die Stadt mit 65.000 Euro im Jahr. Das Haus 4 soll im kommenden Jahr als Depot hergerichtet und genutzt werden. Dafür sind etwa 602.000 Euro im Haushalt einzustellen.
Umlagerung der Kunst- und Archivbestände soll insgesamt 1,5 Millionen Euro Kosten
Zu Buche schlagen in 2020 außerdem die Kosten für die Einmietung des Kunstgutes, geplante 60.000 Euro, für den Transport von Kunst- und Schriftgut, geplante 130.000 Euro sowie 6.000 Euro für den Betrieb von Haus 3.
Die Interimslösung für das Archivgut veranschlagt die Stadtverwaltung für fünf Jahre. Demnach fallen jährlich Miet- und Betriebskosten von etwa 132.000 Euro an. Demnach fallen für die Umlagerung der Kunst- und Archivbestände insgesamt Kosten von 1,5 Millionen Euro an. Die laut Kämmerin Elke Wirth noch nicht vollständig gedeckelt sind.
Parallel steht ein Archivneubau als Aufgabe - für eine dauerhafte Depot-Lösung. Die Erweiterung von Archiv- und Depotflächen wird seit 2015/16 angestrebt, bisher fand sich allerdings noch keine umsetzbare Lösung. Die dramatische Situation im Stadtarchiv konnte durch den Umzug in den Alten Wasserturm in der Heidestraße und die Kooperation mit dem Landesarchiv entspannt werden. (mz)
