Kleinste Bäckerei der Welt Kleinste Bäckerei der Welt: Dessau hat ein Mini-Museum

dessau/MZ - Die Museumslandschaft der Doppelstadt ist seit Sonntag um eine Einrichtung reicher. Nicht irgendeines, sondern „das kleinste Bäckereimuseum der Welt“ öffnete in der Alten Bäckerei in der Johannisstraße.
Auf gerade 8,32 Quadratmetern können die Besucher sozusagen am historischen Ort Bäckereigeschichte erleben. Herzstück des Museums ist ein alter Backofen, gebaut vermutlich Mitte der 1920-er Jahre. Wie dieses Wunderwerk der Technik funktionierte, in dem knusprige Brote und leckere Kuchen gleichzeitig gebacken werden konnten, das kann Günter Weiske, Mitglied des Schwabehausvereins, genau erklären. Und tat es am Sonntag während des Adventmarkes des Schwabehausvereins in einer „Endlosschleife“.
Denn der Andrang zur Museumseröffnung war groß. Und viele Besucher kamen angesichts des guten, alten Backofens ins Erzählen. „Ich kenn das noch als Bäckerei, da stand immer 'ne kleine dicke Frau hinterm Ladentisch“, erinnerte sich eine Dessauerin an ihre ersten Jahre in der Stadt. Das war Mitte der 1960-er Jahre. „Die Brötchen waren besonders lecker“, ergänzte eine andere, dass sie sogar von Ziebigk hierher gekommen sei.
Viele Geschichten kann die Alte Bäckerei erzählen, die bis 1975 noch in Betrieb war und später als Zuckerbäckerei fortgeführt wurde. Einen Einblick in die Arbeit eines Bäckers vor knapp 100 Jahren geben die Utensilien, die im Museum gezeigt werden. „Das haben wir alles hier gefunden“, betont Holger Schmidt, Vorsitzender des Schwabehausvereins, und macht auf eine Brötchen-Portioniermaschine aufmerksam, die ähnlich alt wie der Ofen sein dürfte. Aber auch die guten, alten Papiertüten mit buntem Aufdruck erregten die Aufmerksamkeit der Besucher und gaben Anlass für muntere „Weißt du noch...“-Geschichten. Was die sorgfältig aufbewahrten Bierflaschenscherben mit dem Backofen zu tun haben, das konnten die Besucher sich Am Sonntag von Günter Weiske erklären lassen oder nachlesen.
Doch nicht nur das Mini-Museum zog die Besucher in seinen Bann. Auch die Alte Bäckerei insgesamt lockte viele Neugierige. Das Nebengebäude des Schwabehauses präsentiert sich als wahres Schmuckstück, in dem längst neues Leben eingezogen ist.
Im Erdgeschoss lebt ein Friseursalon die Backstuben-Geschichte nach, die Verbraucherzentrale hat ihr Domizil im Haus und auch ein Yogazentrum hat sich etabliert. Das Dachgeschoss will der Verein als Atelier für eine wechselnde Nutzung herrichten. Ein Förderantrag bei Lotto-Toto ist gestellt. „Im nächsten Frühjahr wollen wir auch den Innenhof gestalten“, blickt Holger Schmidt voraus. Die Pläne dazu gibt es natürlich schon - Spalierobst, Stauden, eine Schotterrasenfläche sollen dem Hof Struktur geben. Fördermittel seien auch hierfür beantragt. „Ansonsten sammeln wir wie gehabt Spenden.“
Die Erlöse des Adventsfestes sind fest dafür eingeplant. Bereits zum 14. Mal hatte der Verein am 3.Advent zu einem besinnlichen Nachmittag mit Kaffee, Kuchen, Musik, Glühwein und Deftigem eingeladen, gab es ganz besondere Lesungen für die jüngsten, es konnten am Trödelstand, Buchbasar oder am kleinsten Töpfermarkt nach Geschenken gestöbert werden oder eine Kostprobe selbst gemachter Marmeladen und Chutneys erstanden werden. Kurzum, es war ein Nachmittag, der Gelegenheit bot zum Innehalten in der sonst eher hektischen Adventszeit heutiger Tage.
