1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Kein Platz für Geheimnisse

Kein Platz für Geheimnisse

Von Carla Hanus 12.03.2006, 16:54

Dessau/MZ. - Eine Antwort allerdings blieb den meisten Besuchern vorenthalten, die sich am Sonnabend in dem ehemaligen Verwalterhaus des Gestüts im Luisium umschauten. Denn nur wenige hatten eine Führung gefunden. Die meisten schauten sich selbständig in den sanierten Gebäuden um. Im historischen Stall, in dem künftig unter anderem drei Ferienwohnungen auf Gäste warten. Im so genannten neuen Stall, der auch schon acht oder neun Jahrzehnte zählt, und in dem wohl ein Dutzend Pferde untergebracht werden können. Und eben im ehemaligen Verwalterhaus, das als Wohnhaus und somit privat genutzt werden soll.

Nur beim Tag der offenen Tür im Gestüt, da blieb nichts von Privatsphäre. Neugierig erklommen Ältere wie Jüngere schmale Treppen, öffneten Fenster und Badtüren, bückten sich unter Balken hindurch, klopften an Wände und betasteten den Steinfußboden. Da blieb kein Platz für Geheimnisse.

Wobei die Neugier verschiedene Gründe hatte. Da waren die, welche das Gestüt noch von früher kannten und dessen Verfall mit erlebt hatten. Sie staunten, wie sich alles verändert hat und dabei vieles erhalten geblieben ist. Der historische Stall zum Beispiel, der von außen diesen Eindruck wahrt, zugleich aber mehrere Zimmerchen, Sanitärbereiche und separate Aufgänge umschließt, die dem Pächter in Zukunft ermöglichen, sowohl einen Bürobereich als auch einen Pensionsbereich dort vorzuhalten. Da kam selbst eine Besucherin arg ins Grübeln, wo früher ihr Bett gestanden habe, als sie als Kind hier acht Jahre gelebt hatte.

Aufmerksam schauten sich aber auch die um, die an Lösungen im Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden interessiert waren. Wie aus den Klappen für die Heuluken zum Beispiel Fensterladen in den Gauben und daneben noch Dachfenster eingebaut werden konnten. Dann gab es etliche Besucher, die erfahren wollten, wie die Hochwasserschäden beseitigt und welche Vorsorge getroffen wurde. Sie erfuhren, dass zwischen nötigen Dämmungen und Fachwerkmauern genügend Luft gelassen wurde und dass zum Beispiel im historischen Stall sozusagen ein Zwischendeck entstanden sind.

So manchen schließlich hatte die Gerüchteküche um den neuen Pächter der Stuterei an diesem Tag angelockt, den Thomas Weiss, der Direktor der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, dann auch vorstellte: Rainer Westphal und Tochter Ann-Kristin Westphal.

Sie hätten eine GbR gegründet, erzählte der Zahnarzt, der mit seiner Tochter eine Gemeinschaftspraxis betreibt. Als ehemalige Walderseer und Pferdenarren erfüllen sie sich damit einen Traum. "Eine spontane Idee ist es dennoch nicht gewesen", gestand Rainer Westphal. Über ein Jahr hätten die Gespräche mit der Kulturstiftung gedauert, in denen beide Seiten aufeinander zugegangen seien. Seine Tochter und deren Partner werden in dem Kulturdenkmal wohnen, im ehemaligen Verwalterhaus, kündigte er an, wobei Thomas Neuendorf die Geschicke vor Ort schultern soll. Wozu dann die öffentliche Bewirtschaftung des Gestüts für Ross und Reiter, für Pensionsgäste und für die gemischte Herde gehört.