Jubiläum in Pülzig Jubiläum in Pülzig: Was treibt ein Schwabe im Fläming?
Pülzig/MZ. - Was denn hier los sei, will der Passant wissen und fehlt nicht weit mit der Annahme, ein Volksfest sei hier im Gange. Die Dorfstraße in Pülzig ist am Sonnabend zugeparkt mit Autos, deren Kennzeichen Gäste von nah und fern ausweisen. Dixieland schallt durch den Cobbelsdorfer Ortsteil, und wer wissen will woher, der folgt dem Fingerzeig der jungen Männer in der Zimmermannskluft: Es kommt vom Gelände der Firma Volker Alt Holzbau GmbH. Zehn Jahre existiert der Betrieb und ist inzwischen für diesen winzigen Ort das, so findet manch einer, was Bayer für Bitterfeld.
Der Vergleich stammt von Holger Hövelmann, Landrat von Anhalt-Zerbst, angereist, das achtbare Jubiläum weitab der großen Gewerbegebiete zu würdigen. Formal, daran erinnert Rainer Haseloff, Staatssekretär für Wirtschaft und Arbeit im Land, sei das hier ein Wohngebiet, in dem sich - dank der Sondergenehmigung von oben und der Akzeptanz von unten - ein Arbeitgeber von derzeit 15 Fachleu-ten mit überregionalem Ruf hat breit machen können. Sieben junge Leute hat der Betrieb ausgebildet.
Warum ausgerechnet in Pülzig? "Zufall", spricht der Gründer: Volker Alt kommt aus dem Schwabenlande und ging von dort aus in den 80er Jahren als Tischler-Geselle auf die Walz, drei Jahre und einen Tag lang, und blieb, wie er sagt, irgendwann in Berlin hängen. Er büffelte noch einmal für den Zimmermann-Meister und gründete die Zimmerei, die seither stetig wächst. Auf der Suche nach einem großen Grundstück landete er eines Tages mitten im Fläming - und blieb. "1993 haben wir unseren Firmensitz nach Pülzig verlegt."
Es hat sich viel getan. Lag der Schwerpunkt der Firma früher auf der Altbausanierung, kamen später der gewerbliche Neubau, die Fertigung und Montage von Dachstühlen, Hoftoren, Carports, Eingangsüberdachungen dazu. Außerdem gelte sein besonderes Interesse, so Alt, dem konstruktiven Ingenieurholzbau und dem Bau von hochwärmegedämmten Wohnhäusern.
Gefeiert wird an diesem Tag in der imposanten Fertigungshalle mit Kranbahn, ohne die, sagt er, vieles nicht möglich gewesen wäre. Allein im vergangenen Jahr produzierte die Firma 14 Holzbrücken, zugelassen für den Schwerlastverkehr bis zu 30 Tonnen. Bei der Baumaßnahme der Halle, betont er, wirkten im Übrigen Handwerksfirmen, Baudienstleister und Architekten aus der Region mit.
Und noch mehr hat der 40-jährige Unternehmer vor: So plant er die Herstellung und Montage von jährlich bis zu zehn handwerklich vorgefertigten Wohnhäusern in Holzrahmenbauweise. Es müssten natürlich neue Bedingungen geschaffen werden: Zum Beispiel bedürfe es überdachter Lageflächen, mehr Freiflächen für Umschlag, Transport und Lagerung, einer Zufahrt für Schwerlastfahrzeuge und so weiter. Die Hausbank müsse natürlich mitspielen, Behörden ebenso.
Dass es die Pülziger tun, ist nach den Worten der Bürgermeisterin Giesela Gebauer anzunehmen: Sie scheut sich nicht in deren Namen zu sagen, dass sich der Ort auch mit Alts Engagement, über das Geschäftliche hinausgehend, aus einem hässlichen Entlein in einen Schwan verwandelt habe.