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Hochwasser in Dessau Hochwasser in Dessau: Katastrophe wiederholt sich im Landhaus

Von Martin Paul 20.06.2013, 18:54
Der Freisitz vor dem „Landhaus“ war vollkommen überspült. Das Haus ist im Erdgeschoss nicht nutzbar.
Der Freisitz vor dem „Landhaus“ war vollkommen überspült. Das Haus ist im Erdgeschoss nicht nutzbar. Sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Thomas Richter, Inhaber des „Landhauses“, ist verärgert: „Hier sieht es aus wie nach dem Krieg. Wenn ich drei Tage früher informiert worden wäre, dann hätte ich den Schaden bestimmt um die Hälfte reduzieren können.“

Nach Ausbau und Sanierung des Landhauses im Jahr 2002 trifft das Hochwasser den Wirt nun schon zum zweiten Mal. Der höchste Wasserstand lässt sich deutlich an den grau verschlammten Bäumen und Hecken ablesen. An dem alten Backsteingebäude stand das Wasser bis über die Fensterkante im Erdgeschoss. Der Garten, der Pavillon und der Kinderspielplatz waren vollkommen überspült.

„Am Sonntagnachmittag um 16.35 Uhr habe ich noch zwei Kugeln Schokoladeneis verkauft“, zeigt Thomas Richter den letzten Abrechnungsbon. Er läuft durch den immer noch feuchten und verschlammten Gastraum. Die Stühle sind hochgestellt, in der Kühlung stehen Getränkeflaschen. Für ihn ist die ganze Situation unverständlich. „Wir leben im Land der Ingenieure, haben für Thailand ein Tsunamifrühwarnsystem entwickelt und bekommen es nicht hin ein ordentliches Hochwasserwarnsystem zu installieren.“

Auf der Internetseite des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft könne man zwar die aktuellen Pegelstände und Warnstufen ablesen, aber was das letztendlich für die Anlieger bedeute, werde nicht kommuniziert. Auch diesmal hat Richter per SMS Nachrichten über die jeweilige Warnstufe bekommen.

Nach einem Anruf beim örtlichen Amt für Katastrophenschutz am Sonntag, wurde ihm lediglich mitgeteilt, dass am Montag die Straße zu seinem Grundstück gesperrt sei. Nur deswegen konnte er mit Autoanhängern noch einige Wertgegenstände in Sicherheit bringen. „Wir haben mitgenommen, was wir tragen konnten.“ Aber alles war längst nicht zu retten. Eine Hochwasser-Versicherung greift im Landhaus nicht und mit den Soforthilfen des Landes will er lieber nicht rechnen. „Nach dem Ausbau 2002 musste ich alles wieder zurückzahlen, weil ich kein Trocknungsgerät nachweisen konnte.“

Mehr Glück hatte er dagegen mit seiner zweiten Pension, dem „Elbzollhaus“ im Weltkulturerbe Gartenreich Dessau-Wörlitz. Hier konnte Thomas Richter über Facebook rechtzeitig Helfer für den Bau eines Sandsackwalls mobilisieren und so das Haus vor der Überflutung schützen. „Bei aller Kritik an zu großem Aktionismus, bin ich doch sehr froh über die Hilfe“, will der Gastronom sich auch bei Patrick Hergert von der Facebook-Initiative „Hochwasser Sachsen-Anhalt“ bedanken. Dadurch, dass viele die Nachrichten gelesen hatten, waren immer schnell Freiwillige vor Ort.

Für Richter ist nach den Ereignissen der letzten Tage klar, dass sich diese Katastrophe immer wiederholen kann. Daher will er mit der Beseitigung der Hochwasserschäden auch das „Landhaus“ hochwassersicher machen. Der Gartenpavillon soll umgebaut werden, so dass er im Notfall auf Stelzen gestellt werden kann. Die festeingebaute Küche und Einbauten werden rollbaren Varianten weichen und die Fenster und Türen werden wasserdicht gemacht.

Die Gaststätte des „Landhauses“ wird in diesem Jahr aber nicht mehr in Betrieb gehen. „Ich hoffe, die vier Pensionszimmer in der ersten Etage fertigzustellen und zumindest einen Freisitz mit Imbisswagen aufzubauen.“ Ab Anfang Juli könnte es soweit sein. Bis dahin benötigt Thomas Richter noch einiges an Unterstützung.

Thomas Richter, Inhaber des „Landhauses“: „Wir haben mitgenommen was wir tragen konnten.“
Thomas Richter, Inhaber des „Landhauses“: „Wir haben mitgenommen was wir tragen konnten.“
Lutz Sebastian Lizenz