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Hobbyautorin Hobbyautorin: «Lesungen» am Literatur-Telefon

Von Heidi Thiemann 20.12.2001, 18:40

Roßlau/MZ. - Für das Leipziger Literaturtelefon waren die Aufnahmen gedacht.

Und plötzlich stand die Frage im Raum, ob die Frauen nicht Lust hätten, eine einstündige Sendung für den Offenen Kanal zu gestalten. "Können wir das? Wollen wir das?" In Gedanken wiederholt Brigitta Rauchfuß ihre damaligen Bedenken. Aus dem Bauch heraus haben sich die Frauen dann für den Versuch entschieden. "Liane Fischer und ich haben kunterbunt durcheinander gelesen", lächelt die 60-Jährige vor sich hin. So schnell kommt man ins Fernsehen . . . Und "aus dieser Sendung wurden dann die Aufnahmen für Leipzig herausgenommen", erzählt die Hobby-Autorin weiter. Und nun sind zwei Geschichten von ihr noch bis Ende Dezember am Leipziger Literaturtelefon zu erleben.

Sie selbst, verneint die Roßlauerin, hat sich am Telefon noch nicht zugehört. Keine Zeit? Brigitta Rauchfuß hebt kaum merklich die Schultern. "Ich war sehr skeptisch, was das bringen soll. Aber Frau Schubert war begeistert." Denn das Telefon sei eine gute Möglichkeit, die Roßlauer Autorengruppe über die Stadt- und Kreisgrenzen hinaus bekannt zu machen. Doch selbst heute scheint die Skepsis noch nicht gewichen, denn Resonanz hat Brigitta Rauchfuß auf ihre Lesung bislang nicht erhalten.

An Helga Schubert lag es, erinnert Frau Rauchfuß, dass "Federkiel" im Februar 2000 einen Neubeginn startete. Schon 1966 gab es die "Schreibenden Arbeiter", aus denen die "Schreibenden Amateure" und schließlich die "Roßlauer Schreibwerkstatt" wurde. Die Dessauer Schriftstellerin Ursula Hörig hatte den Zirkel stets geleitet, stand aber ab Anfang 2000 nur noch dem Zirkel in Dessau zur Verfügung. Zwar waren die Roßlauer auch bei den Dessauern willkommen, aber sie entschieden sich anders. Und aus dem "alten, harten Kern" wurde "Federkiel".

Nun steht wieder eine Zäsur bevor. Helga Schubert, bedauert Brigitta Rauchfuß, legt die Leitung des Zirkels, dem noch Liane Fischer, Peter Hübsch, Erna Feistner als Autoren sowie Heidi Haseloff als Illustratorin angehören, aus den Händen. "Wir haben den Willen weiterzumachen", sagt die Hobby-Autorin.

Sie selbst ist erst vor sieben Jahren zu den schreibenden Roßlauern gestoßen. "Geschrieben habe ich schon immer gern", sagt die literaturbegeisterte Frau. Der Phantasie freien Lauf lassen, Erlebtes in Worte zu kleiden, das sei auch ein Ausgleich für ihre früher eher "trockene" Tätigkeit. Von Hause aus ist Brigitta Rauchfuß Handelsökonom. Durch eine ABM in der Roßlauer Stadtinformation, die im gleichen Haus wie die Stadtbibliothek zu finden ist, war sie auf die Autorengruppe aufmerksam geworden, die sich ebenfalls im Haus in der Südstraße traf. Vielleicht war das die Initialzündung für sie, den Alltag in seiner Vielfalt aufs Papier zu bringen - oder besser gesagt: mittlerweile im Computer festzuhalten.

Doch nicht nur im stillen Kämmerlein gehen Brigitta Rauchfuß und die anderen Laienautoren ihrem Hobby nach. Zu verschiedensten Anlässen werden sie eingeladen, sind gern gesehener Gast in Schulen, in der Ölmühle und auch in der Bibliothek. "Wichtig ist, dass man sich darstellt", findet die 60-Jährige. "Verdienen kann man damit aber nichts", setzt sie sogleich hinterher. Aber Spaß, ja, das mache das Hobby sehr.

Doch "Federkiel", bedauert die 60-Jährige, fehlt es an Nachwuchs. Lesungen, Veröffentlichungen - u. a. in "Anhaltiner Achterbahn" vom Felis-Verlag und in der Broschüre zum Roßlauer "Schifferfest" - oder jetzt das Literaturtelefon sind Möglichkeiten, mit denen die Hobbyautoren auf sich aufmerksam machen. Vielleicht gibt dies dann beim selber schreibbegeisterten Leser oder Hörer auch eine Inititialzündung, dass er zu den Treffen von "Federkiel" kommt. Das nächste ist am 5. Februar um 16 Uhr in der Roßlauer Bibliothek geplant.