1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Historischer Friedhof: Historischer Friedhof: Sicherung statt Sanierung des Nordportals

Historischer Friedhof Historischer Friedhof: Sicherung statt Sanierung des Nordportals

Von Annette Gens 24.07.2013, 20:25
Die zwei Anbauten hinter dem Portal, einst Wohnung des Totengräbers und Lagerraum für Bahren.
Die zwei Anbauten hinter dem Portal, einst Wohnung des Totengräbers und Lagerraum für Bahren. PreiSS Lizenz

Dessau/MZ - Es staubt, wenn die Handwerker die Dachziegel von den beiden Seitendächern des Nord-Portals am Historischen Friedhof in der Dessauer Chaponstraße werfen. Mittlerweile liegen die Balken beider Vorhäuser frei. Sie sind noch im Original vorhanden, schließt Annett Preiß aus der Bauweise. Erdmannsdorff habe in den Holz-Konstruktionen seine Handschrift hinterlassen, erklärt die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, die das Bauvorhaben fachlich begleitet.

Das Eingangsportal zum Historischen Friedhof ist seit wenigen Wochen wegen Bauarbeiten gesperrt. Insgesamt 150000 Euro standen für Planungen und stehen derzeit für Sicherungsarbeiten zur Verfügung. 90 Prozent des Geldes stammt vom Bund, der einen Fond für die Sanierung von besonderen Bauten im Weltkulturerbe bereit hält. Das Portal, das 1788/89 in Form eines antiken Triumphbogens entstand, ist Bestandteil des von der Unesco als Welterbe anerkannten Dessau-Wörlitzer Gartenreichs.

Mit dem zur Verfügung stehenden Mitteln kann das Nordportal zwar nicht komplett saniert werden, „aber wir sind in der Lage, einer Großmutter wieder auf die Beine zu helfen“, umschreibt Kirsten Lott vom Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Denkmalpflege bildlich die anstehenden Maßnahmen. Die zur Verfügung stehenden Mittel reichen unter anderem, um Bausünden auszumerzen. Als Dessau Mitte der 80er Jahre auf den 250. Geburtstag des Baumeisters Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff zurückschaute, wurde das Hauptportal des Historischen Friedhofs saniert. Leider mit einem sehr zementhaltigen Putz. Damals, räumt Lott ein, gab es noch nicht so viele Erkenntnisse im Umgang mit historischen Bauten. Heute werde für dieses Bauwerk eher ein kalkhaltiger Putz verwendet, von dem sich die Fachleute erhoffen, dass das Bauwerk besser atmen kann.

Die Fugen im Sandstein müssen ebenso erneuert werden, wie das Dach eine Zinkabdeckung erhalten soll. Beide Vorhäuser erhalten eine neue Dacheindeckung samt Schneefanggitter, Dachrinne und Fallrohr. An Teilen des Portals soll die Verblechung erneuert werden. Darüber hinaus sollen alte Belüftungsöffnungen wieder hergestellt werden, verdeutlicht Lott und hofft, dass das Geld auch noch reichen werde, um am Portal eine Vertikalsperre einzubauen. Alle Arbeiten werden vom Coswiger CBM Baumanagement koordiniert.

Dabei wäre am Portal wesentlich mehr zu tun. Die beiden dahinter liegenden Gebäude - Erdmannsdorff konzipierte das eine als Totengräber-Wohnung und das andere zur Aufbewahrung von Bahren und einer Halle - erhalten vorerst keinen neuen Putz - aus Kostengründen. Die Skulpturen, die sich auf und am Triumphbogen befinden, können nicht saniert werden, sagt Lott über die überlebensgroße Skulptur namens Hoffnung, die von zwei Sandsteinvasen umgeben ist. Im Portal hatte Erdmannsdorff Zwillinge Platz nehmen lassen. Dabei handelt es sich um Hypnos (Schlaf) und Tanatos (Tod). Eine der beiden Brüder ist beschädigt. Vermutlich wird er seinen Platz verlassen müssen, um - bis Geld da ist - sicher verwahrt zu werden.