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Handball Handball: Wilhelmshaven als Türöffner

Von STEFFEN BRACHERT 01.03.2011, 21:26

Dessau-Rosslau/MZ. - Auf die Deutsche Post wollte sich Thomas Zänger nicht verlassen. "Es wäre", gab der Präsident des Handball-Zweitligisten Dessau-Roßlauer HV zu, "eh nicht mehr zu schaffen gewesen." Punkt 8 Uhr hatte Marko Rösike, der Sportliche Leiter, am Dienstag die fertigen Unterlagen vom Binden geholt - und sich dann selbst aufgemacht nach Dortmund. 15.30 Uhr musste dort der Lizenzantrag für die eingleisige Zweite Liga, Saison 2011 / 2012, vorliegen.

Kraftakt für Dessau-Roßlau

"Die vergangenen Tage und Wochen waren ein Kraftakt", sagte Zänger. Nicht nur die Verpflichtung von Neuzugang Daniel Strbac war zu organisieren. "Ganz nebenbei" galt es, die neue Saison finanziell abzusichern. "Die Lizenzierungsrichtlinien haben inzwischen Umfänge erreicht, die unglaublich sind", beschreibt Zänger den Kraftakt. Der Dessau-Roßlauer HV war doppelt betroffen, da der Verein im vorigen Jahr eine Sportmarketinggesellschaft gegründet hat - und nun zwei von einem Wirtschaftsprüfer testierte Jahresabschlüsse vorlegen musste. "Das in nicht einmal drei Monaten hinzukriegen war eine sportliche Aufgabe. Letztes Jahr", erinnerte Zänger, "musste der Lizenzantrag erst am 10. März vorliegen."

Die künftig eingleisige zweite Handball-Bundesliga steht vor einem Umbruch. Mitten in der sportlich spannendsten Saison aller Zeiten kommt es zu einer wirtschaftlichen Zäsur voller Überraschungen. Aus der Nordstaffel haben die HSG Varel und der Wilhelmshavener HV auf einen Lizenzantrag verzichtet. In der Südstaffel haben mit der TSG Groß-Bieberau, dem TV Groß-Umstand, dem OSC Rheinhausen und der HSG Frankfurt sogar vier Vereine die weiße Fahne gehisst. Keiner aus dem Quartett steht derzeit allerdings auf einem Qualifikationsplatz. Alle wollen einen Neuanfang in der dritten Liga, für die es kein Lizenzierungsverfahren gibt. Bislang jedenfalls.

Im Norden hat vor allem der Rückzug des Wilhelmshavener HV überrascht. Die Mannschaft von Trainer Andrzej Staszewski steht derzeit mit 21:23 Punkten auf Relegationsplatz 10 und damit einen Platz vor Dessau-Roßlau, das 19:23 Punkte auf dem Konto hat. Am Wochenende erst haben die Norddeutschen mit einem knappen 25:24-Sieg gegen den TV Emsdetten überrascht. Die Spieler hatten kurz vor dem Anpfiff von der Entscheidung ihres Vereins erfahren.

"Trotz einer gesunden wirtschaftlichen Lage und der sportlichen Chance, die Qualifikation zur eingleisigen zweiten Liga zu erreichen, stehen auch zur kommenden Saison weitere Einschnitte im Budget an", teilte der WHV mit. Um den Verein in der dritten Liga in einem ruhigen finanziellen Fahrwasser zu halten, scheine dieser Schritt notwendig. Die vorliegenden Zahlen für die kommende Saison inklusive der Prognosen der bisherigen Sponsoren hätten einen seriösen, geregelten Spielbetrieb in der neuen Spielklasse nicht zugelassen. "Für eine halbwegs konkurrenzfähige Mannschaft inklusive den deutlich steigenden Unkosten benötigt man einen Saisonetat von etwa eine Million Euro", schätzt Wilhelmshavens Manager Dieter Koopmann. "Nur dann kann man im Mittelfeld der Liga mitmischen." Der WHV hat 600 000 Euro akquirieren können. Der Dessau-Roßlauer HV hat in seinem Lizenzantrag einen Etat von 850 000 Euro angegeben, 100 000 Euro mehr als in diesem Jahr.

Rückzug als Chance

In Dessau-Roßlau hat man die Entwicklungen um die Lizenz aufmerksam verfolgt. "Ich habe immer gesagt, dass ich nicht glaube, dass alle Vereine in die eingleisige Zweite Liga wollen", erklärt Präsident Zänger, ohne nun Genugtuung zu spüren. "Dass ein Traditionsverein wie Wilhelmshaven zurückzieht, ist bezeichnend. Doch die haben ihre Erfahrungen aus der ersten Liga und wollen manche Fehler nicht wiederholen", sagt Trainer Peter Pysall, für dessen Team der Rückzug neue sportliche Chancen bringt. "Für uns steht eine weitere Tür in die eingleisige Zweite Liga offen. Jetzt müssen wir nur durchgehen." Die Leistung in Rostock sei dafür eine gute Basis.

Aus dem Dreikampf um den letzten Qualifikationsplatz 9 ist nun ein Zweikampf zwischen TuSEM Essen und dem Dessau-Roßlauer HV geworden. Zumindest, wenn der TSV Altenholz und der VfL Edewecht auf Distanz gehalten werden können. Dessau-Roßlau hat das selbst in der Hand. Am Sonnabend, 16 Uhr, ist Edewecht in der Anhalt-Arena zu Gast. Nach dem Auswärtsspiel in Nordhorn kommt am 27. März der TSV Altenholz.