Großauftrag für Dessauer Firma Großauftrag für Dessauer Firma: Cemag baut ein Zementwerk im Iran
Dessau/MZ. - Im August 2001 gegründet, war die Anfangszeit für die Cemag in Dessau schwierig. "Wir haben Angebot auf Angebot geschrieben", erinnert sich Lutz Skupin, Prokurist und Verkaufsleiter an der Mulde. Meist war es umsonst. "Irgendwann dachten wir schon: Wir produzieren hier nur Kosten. Wie lange geht das gut?" Doch Geduld und Beharrlichkeit haben sich ausgezahlt: Vorige Woche hat die Cemag Group mit ihren sechs Tochterunternehmen einen 35 Millionen Euro teuren Auftrag für den Bau eines Zementwerkes im iranischen Naien erhalten. Die Projektierung erfolgt in Dessau. "Das lastet uns gut ein Jahr aus", sagt Skupin. Bedenken, dass der Krieg im benachbarten Irak den Auftrag gefährdet, gibt es kaum. "Anfangs tauschen wir doch nur Papiere aus."
Die Planungen haben längst begonnen. Neue Leute sind dringend erforderlich. "Wir planen Neueinstellungen." Die Firma will sich von 10 auf 25 Mitarbeiter, später noch weiter vergrößern. In den Cemag-Büros in der Erich-Köckert-Straße hat Skupin ausschließlich ehemalige ZAB-Mitarbeiter versammelt. "Wir haben einen ziemlich hohen Altersdurchschnitt", gibt der Prokurist zu. "Das macht uns ein paar Sorgen." Doch Nachwuchs zu finden ist schwierig. "Was wir brauchen, lernt man nicht alles an der Hochschule. Erfahrung ist eine Sache, die mit viel Zeit zu tun hat." Die Kenntnisse aus ZAB-Zeiten sind es, die den Standort Dessau für Cemag so wertvoll machen.
Memari Fahrd, ein gebürtiger Iraner mit deutschen Pass und Niedersachsens Existenzgründer des Jahres 2000, hat mit seiner Firma in Hameln eine erstaunliche Entwicklung genommen. "Immer, wenn ich hinkam, waren es mehr Büros geworden", erinnert sich Skupin. Doch die Cemag stieß an ihre Grenzen. "Die wollten komplette Anlagen bauen, doch dafür fehlte der Bereich Brenntechnik." Ein Bereich, den ZAB einst in Dessau abdeckte. Fahrd, schon zu DDR-Zeiten Geschäftspartner, erinnerte sich daran.
"Wir standen Mitte 2001 vor der Wahl, die Leute nach Hameln zu schicken oder hier eine neue Firma zu gründen." Skupin konnte Fahrd von der zweiten Variante überzeugen. Seit August 2001 hat Cemag seinen Sitz in der Köckert-Straße, teilen sich die zehn Mitarbeiter eine halbe Büroetage, projektieren neue Zementwerke, überlegen, wie alte Anlagen leistungsfähiger gemacht werden.
Ein Umzug ist längst geplant: Für etwa fünf Millionen Euro wird die Cemag auf dem Gewerbegebiet Dessauer Flugplatz ein vier Etagen zählendes Engineering-Zentrum bauen. Der Grundstein dafür wird noch im April gelegt. In einem Jahr ist der Einzug geplant, gibt es Platz für bis zu 80 Ingenieure. Skupin, der von 1971 bis 1993 bei ZAB war und sich danach selbständig machte, ist stolz auf darauf. "Wir haben die feste Absicht, Dessau als Standort für den Zementanlagenbau wieder zu beleben." Die KHD Humboldt Wedag AG hatte diesen Ende 1999 endgültig geschlossen und Dessaus Zementanlagenbauer in die Arbeitlosigkeit geschickt.
Jetzt gibt es neue Hoffnung: Die Auftragslage ist gut. Die Märkte in Deutschland, in Europa, sind zwar abgedeckt. "Ich glaube kaum, dass hier noch ein neues Zementwerk gebaut wird." Doch in Asien, Afrika und Lateinamerika ist die Nachfrage groß. Firmenchef Memari Fahrd hat dorthin beste Kontakte. Ein Großauftrag für Libyen steht vor dem Abschluss. Um über 90 Millionen Euro geht es bei diesem Projekt. Verhandlungen laufen auch mit Pakistan und Abu Dhabi.
Die Ferne der Länder kann Skupin und seine Kollegen nicht schrecken. "Schon zu DDR-Zeiten waren wir doch viel unterwegs. Dessau hat dort überall einen guten Namen." Oft genug stehen vor Ort noch Maschinen, die einst an der Mulde projektiert und gebaut wurden. In Syrien ist das Skupin vor kurzem erst aufgefallen. "Die funktionieren alle noch", lacht der Geschäftsmann. "Wir haben keinen Schrott geliefert." Und das zahlt sich heute aus.