Stadt will Änderungen Ärger über Gastronomie-Pläne für Anhalt Arena Dessau: Veranstalter sagt Oldie-Nacht und Schlagerparty ab
Die Stadt Dessau-Roßlau schreibt die Gastronomie in der Anhalt Arena im kommenden Jahr neu aus. Veranstalter dürfen nicht mehr ihr eigenes Bier mitbringen - und sagen zum Teil ganz ab. Unklar sind die Konsequenzen für Handball-Zweitligist Dessau-Roßlauer HV.

Dessau/MZ. - Dessau-Roßlauer Fans von Schlagermusik oder Hits der 60er und 70er Jahre müssen im kommenden Jahr weite Wege auf sich nehmen, um ihre Lieblingsmusik zu hören. Zwei geplante Konzerte in der Anhalt Arena - die „Schlagernacht mit Vanessa Mai“ und die „Oldienacht“ sind abgesagt, beziehungsweise in andere Städte verschoben.
Veranstalter von Konzerten: Keine Getränke und Snacks mehr
Grund ist nicht etwa eine Absage der Künstler, ein Schaden in der bis zu 3.700 Plätze fassenden Anhalt Arena oder ein schleppender Ticketverkauf, sondern Bier und Würstchen! Veranstalter von Konzerten oder sportlichen Wettkämpfen sollen ab dem kommenden Jahr nicht mehr selbst Getränke und Snacks vom Bierwagen aus ausschenken dürfen. Grund ist, dass die Stadt als Eigentümerin der Halle die Gastronomie ausschreibt und nur noch der Pächter Becher und Pappteller über den Tresen reichen darf.
Erste Veranstalter kehren der Stadt daher bereits den Rücken. So wie Rudolf Hauptmann, der in der Oberlausitz eine Veranstaltungsfirma hat und die Schlager- sowie die Oldienacht in Dessau geplant hatte. „Sich beim Veranstalten eines Konzerts nur auf den Kartenverkauf zu verlassen, ist wirtschaftlich gefährlich. Zwar ist der Anteil des Getränkeverkaufs am Gesamtumsatz nur gering, aber verzichten wollen viele Veranstalter darauf trotzdem nicht und ich auch nicht“, sagte er.

Hauptmann sei überrascht gewesen, als das Sportamt ihm erklärt habe, dass er künftig nicht mehr seinen Bierwagen mitbringen dürfe. „Das ist eigentlich nicht üblich“, sagt er. Zumal die gastronomische Versorgung auf zwei seiner Konzerte in diesem Jahr in der Anhalt Arena problemlos funktioniert habe. Die Oldienacht 2024 und ein Konzert mit Kerstin Ott seien gut besucht gewesen.
Veranstalter aus der Oberlausitz weicht mit der Oldienacht und Schlagerparty auf andere Orte aus
Aufgrund der neuen Regelung sei es ihm ebenfalls nicht mehr möglich, weitere Konzerte 2026, darunter eins mit Beatrice Egli, in Dessau zu veranstalten. Unüberhörbar sarkastisch weist Hauptmann am Ende einer schriftlichen Mitteilung darauf hin, dass man sich bei den zahlreichen Gästen dieses Jahres bedanke, frohe Weihnachten wünsche und sich freue, sie im städtischen Kulturhaus Wolfen und Zerbst „mit zahlreichen Konzerten“ zu begrüßen. Tenor: Wenn Dessau es nicht nötig hat, Konzerte zu ermöglichen, spielen die Künstler eben anders.
Auf Nachfrage der MZ bestätigt ein Stadtsprecher, dass über eine Ausschreibung der gastronomischen Versorgung in der „Sport Arena“ ab Mitte 2025 „nachgedacht“ werde. Bei den Hintergründen bleibt es aber kryptisch. „Hauptsächlich geht es darum, eine klare Regelung für die Absicherung der Veranstaltungen zu schaffen. Die genauen Gründe werden derzeit nicht näher ausgeführt. Zum geplanten Ausschreibungszeitraum können aktuell noch keine konkreten Angaben gemacht werden“, so der Sprecher. Ziel sei es, „langfristige und einheitliche Strukturen“ zu schaffen.
Dass ein Ausschank der Veranstalter in diesem Jahr noch möglich war, habe daran gelegen, dass es noch keine vertraglich gebundene Versorgung gegeben habe. Sorge, dass die Stadt einen Imageverlust als Veranstaltungsort erleidet, sollten noch mehr Organisatoren der Arena den Rücken kehren, hat man im Rathaus offenbar nicht. Man bedauere die Absage, betone aber, dass die Entscheidung darüber beim Veranstalter liege. Womöglich pokere der auch nur, ist aus der Antwort herauszulesen.
Dessau-Roßlaus Stadtverwaltung sieht durch Absagen keinen Bedeutungsverlust für Dessau
„Ob dieser tatsächlich beabsichtigt, künftig keine weiteren Veranstaltungen in Dessau durchzuführen, ist der Verwaltung nicht bekannt.“ Die Stadt sehe darin indes keinen unmittelbaren Verlust an Kultur- und Freizeitmöglichkeiten, da weiterhin ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen bestehen bleibe. Ein Bedeutungsverlust Dessaus als Veranstaltungsort sei nicht zu befürchten.
Nach MZ-Informationen ist man unter Veranstaltern und Vereinen, die die Arena nutzen, aber alles andere als begeistert von den Plänen, die Gastronomie in nur noch eine Hand zu geben. Es könnten, so heißt es, zahlreiche Veranstaltungen wegfallen, weil Organisatoren großer Events sich den Ausschank nicht vorschreiben lassen wollen.
Hinzu kommt: Die Ur-Krostitzer Brauerei ist Sponsor unter anderem vom DRHV und Anhalt-Sport. Würde ein neuer Pächter künftig andere Biermarken ausschenken, könnte sich die sächsische Brauerei zurückziehen. Der DRHV wollte sich am Dienstag nicht zu dem Thema äußern.