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Festtag im Rosenhof Festtag im Rosenhof in Dessau: Jäger organisieren Weihnachtsessen im Obdachlosenheim

Von Silvia Bürkmann 20.12.2019, 08:27
Angelika Dörre (r.) und Petra Richter reichen den Weihnachtsschmaus aus.
Angelika Dörre (r.) und Petra Richter reichen den Weihnachtsschmaus aus. Ruttke

Dessau - So eine Ansprache hört man gern. Kurz und knackig und alles ist gesagt: „Lasst es Euch schmecken. Frohe Weihnachten.“ Der Rest ist artiges Schlangenstehen und zufriedenes Gemurmel und Kauen.

Simone und Michael Mitsching haben Essen zum fünften Mal organisiert

Zum fünften Mal haben Simone und Michael Mitsching, der Kreisjägermeister aus Meinsdorf, die Einwohner vom Obdachlosenheim im Rosenhof zum Weihnachtsessen eingeladen. Aufgetischt wurden Entenbrust, Grünkohl und Kartoffeln sowie im Nachgang Gebäck und Stollen bei Kerzenschein. „Es hat prima geschmeckt“, heißt es ein halbe Stunde später am Tisch. Fast ein bisschen zuviel sei es eher gewesen, kommt noch ein kleiner Einwand. „Mensch Blondi, dann nimm es Dir doch zum Abendbrot mit ins Zimmer!“ Alles klar.

Aktuell sind im Rosenhof 37 von insgesamt 48 Einzelplätzen in Zwei-, Drei- oder Vierbettzimmern belegt. Zwei davon von Frauen. Bereitgehalten werden in den Nachbarhäusern Rosenhof 2 und 4 auch 20 Wohnungen für Familien. Hier haben derzeit sieben Familien mit insgesamt zehn Kindern Obdach gefunden.

Bewohner im Dessauer Rosenhof sind zwischen einem Vierteljahr bis Ende 60

„Unsere Bewohner sind zwischen einem Vierteljahr alt bis Ende 60“, beschreibt Heimleiterin Kerstin Sachtler ein weites Spektrum von Menschenschicksalen, die in den Rosenhof führen. Die Aufenthaltsdauer im Obdachlosenheim freilich hat sich im Laufe der Jahre signifikant verschoben. „Die Belegung wechselt jetzt viel öfter. Was früher Jahre waren, sind heute Wochen, dann ziehen die Bewohner wieder aus.“

Nicht immer in eine stabile Bleibe. So klopfen gerade Gegangene nach einer Weile auch wieder an. „Ein dauerhafter Absprung und Wiederaufstieg gelingt selten“, sagt Kerstin Sachtler ernst. Sie ist seit 1997 in der Obdachlosenhilfe aktiv. Zuerst in der Elballee, seit 2002 im Rosenhof. Einmal bei der Stadt, nun in Trägerschaft der Human Care GmbH Bremen.

Hans-Jürgen Giesen ist Standortältester im Objekt. Der 69-Jährige gebürtige Freiberger kam 1980 aus Sachsen nach Dessau. Als das Bezirksjugendobjekt „Plattenwerk“ anlief, wurden Lokführer gesucht. Giesens Ehe ging kaputt, die Kinder Romana und Alexander hat es nach Zürich und an unbekannte Adresse verschlagen. Nach der Wende häuften sich die Schulden...

Um das Weihnachtsfest im Rosenhof etwas fröhlicher zu machen, kommt am Montag der Weihnachtsmann mit Geschenken für die Kinder. Überreicht für ein kleines Lied oder Gedicht. (mz)

Hans-Jürgen Giesen (links) ist von Beginn an dabei und weiß: Das Weihnachtsessen von Familie Mitsching ist immer sehr lecker.
Hans-Jürgen Giesen (links) ist von Beginn an dabei und weiß: Das Weihnachtsessen von Familie Mitsching ist immer sehr lecker.
Thomas Ruttke