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Ferien- und Workcamp in Dessau Ferien- und Workcamp in Dessau: Wo Arbeit ein Vergnügen ist

Von DANNY GItTEr 19.08.2013, 06:44
Campteilnehmer reparieren Fenster am Vor-Ort-Haus.
Campteilnehmer reparieren Fenster am Vor-Ort-Haus. Sebastian Lizenz

DESSAU/MZ - Vor-Ort-Haus? Da standen bei Christian Zenker erst einmal große Fragezeichen. „Ich habe nicht gewusst, was das ist und wo das liegt“, gibt der 14-Jährige unumwunden zu. Aber spannend klang das schon, was Daniela Lütje vom Netzwerk für Jugendliche im Quartier in seiner Schule am Zoberberg vorstellte. Ferien- und Workcamp der Quartiersoffensive Theater- und Johannisviertel. Zwei Tage Arbeiten im Vor-Ort-Haus in der Wolfgangstraße, vier Tage Erholung in der Nabu-Öko-Scheune in Tangerhütte. Und das alles für lau. Insgesamt 12 Plätze waren zu vergeben. Sechs Anmeldungen lagen Lütje vor. Fünf Teilnehmer im Alter von 14 bis 17 Jahren haben sich am Freitag und Sonnabend in der Wolfgangstraße eingefunden. „Mit der Resonanz bin ich angesichts der vielen ähnlichen Angebote in der Stadt recht zufrieden“, sagt Lütje.

Der Freundeskreis der Hochschule Anhalt, der im Vor-Ort-Haus derzeit einiges auf Vordermann bringt, konnte die zehn helfenden Hände gut gebrauchen. „Wasserleitungen isolieren, Sachen von oben in den Keller tragen, alte Tapeten entfernen, Beine für einen Tischkicker bauen, Fensterrahmen kitten...“ Die Liste ist lang, die Zenker aufzählt. So ein Urlaub will schließlich verdient sein. Doch der Neuntklässler der Ganztagsschule Zoberberg hat daran Gefallen gefunden. „Da ist viel Neues und vor allem viel praktische Arbeit dabei“, erzählt er. Und das liegt ihm. Schule kann da anstrengender sein. Wofür er und die anderen vier das machen, ist ihm auch schnell klar geworden. Für den eigenen Urlaub natürlich und für die Nutzer des Vor-Ort-Hauses.

Designstudenten probieren sich hier aus

„Hier verbringen Studenten ihre Freizeit. Probieren viel aus und können sich richtig austoben“, erklärt Zenker das Konzept aus seiner Sicht. Das Vor-Ort-Haus ist ein kreativer Ort, wo vor allem Design-Studenten seit gut einem Jahr Projekte entwickeln und im geschützen Raum auf ihre Marktfähigkeit testen können. Es ist aber auch ein Ort, der den Campus mitten in die Dessauer Stadtgesellschaft trägt und wo sich mit Bürgern ausgetauscht werden soll.

Zenker findet es gut auch nach dem Ferien-und Workcamp hier willkommen zu sein. „Ich werde in nächster Zeit bestimmt mal ab und zu hier vorbeischauen und gucken, was die Studenten so machen“, hat sich der Neuntklässler fest vorgenommen. Auch seine Mitstreiterin Mandy Reichel, die im neuen Schuljahr die achte Klasse im Produktiven Lernen von der Mauerschule besucht, fühlte sich vom ersten Moment an in der Wolfgangstraße wohl. „Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Aber die Leute sind nett und es herrscht ein cooles Klima“, resümiert sie.

Jan Steinbrück vom Freundeskreis der Hochschule sieht im Ferien- und Workcamp des Netzwerkes für Jugendliche im Quartier auch eine wichtige Botschaft an die Teilnehmer. „Wenn junge Leute einen Platz für ihre Kreativität suchen, ist das Vor-Ort-Haus eine richtige Adresse und hilft vielleicht dabei, die eigene Zukunft in der Stadt aktiv zu gestalten“, so der Architekt und Künstler.

Probenraum im Keller

Die Percussion-Gruppe „Drumstein“ hat sich im Keller des ehemaligen Schulgebäudes einen Probenraum eingerichtet. Genug Platz für andere Projekte ist vorhanden. „Wir nutzen derzeit noch nicht einmal 50 Prozent des Gebäudes“, sagt Steinbrück. Vieles ist noch aus Sicherheitsgründen gesperrt. Alle warten für eine umfassende Sanierung auf einen positiven Bescheid aus dem Stadtumbau-Programm Ost. Hagelschäden in jüngster Vergangenheit haben dem Gebäude zusätzlich zugesetzt. Viele Fenster sind zu Bruch gegangen.

„Das ist eine ganz dufte Truppe, die uns wirklich viel geholfen haben“, lobt Steinbrück den zweitägigen Einsatz der Campteilnehmer. „So etwas wäre auch mal als Projekttag von der Schule aus ganz interessant“, regt Zenker an.

So viel Einsatzbereitschaft hätte sich Nicole Naumann vom Verein Punkt, die gemeinsam mit der Quartiersoffensive zum zweiten Mal ein Camp ausrichtet, auch im vorigen Jahr gewünscht. „Beim letzten Mal in Deetz war bei den sieben Teilnehmern viel mehr Chillen als Arbeiten angesagt“, so Naumann. „Jetzt freuen wir uns auf eine schöne Zeit in Tangerhütte“, hat Zenker trotz aller Begeisterung für die zwei Tage im Vor-Ort-Haus die Belohnung nicht vergessen. Von Sonntag bis Mittwoch gibt es u.a. Lagerfeuer, Geocaching, Schlauchboot-Touren und mehr.