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Erste Hilfe im fernen Tibet

Von Thomas Schaarschmidt 29.03.2005, 18:16

Dessau/MZ. - Die Tibeter leben mittlerweile schon in dritter Generation in dem fremden Land. Nach der Invasion chinesischer Truppen im Jahr 1949 und der darauf folgenden Kulturrevolution wurden viele Tibeter, vor allem die buddhistischen Mönche, getötet oder systematisch vertrieben.

Heike Bodner kam mit diesem Thema über Betsy MacNeil in Kontakt. Die in Heidelberg lebende Amerikanerin lernte sie während des Hochwassers im Jahre 2002 kennen. Bodo Götze ließ sich von seiner Kollegin Heike schnell anstecken, und so machte sich die siebenköpfige Gruppe Mitte Februar von Heidelberg aus über Frankfurt und Paris auf den Weg nach Bombay, im Gepäck Arzneimittel und Taschen voller Verbandsmaterial.

"Wir hatten in Bombay anderthalb Tage Zeit, um uns ein wenig an Indien zu gewöhnen", erinnert sich Götze, "aber dieser Eindruck hat uns erst einmal völlig erschlagen. Indien ist voller Gegensätze, schicke Wohnhäuser neben schmutzigen Ghettos. Zwei Welten, getrennt nur durch eine Mauer." Heike Bodner hatte vor allem mit dem Schmutz und dem Smog in der Millionenstadt zu kämpfen. "Wir sind in Deutschland bei Minusgraden abgeflogen, in Bombay waren es selbst in der Nacht noch dreißig Grad. Die Luft war dreckig und stinkig, man hatte das Gefühl, man wäre ständig schmutzig."

Nach einer weiteren siebenstündigen Autofahrt erreichte die kleine deutsche Gruppe in Mundgod das Camp. "Der Empfang war sehr herzlich, nach der lauten indischen Großstadt kamen wir in eine vergleichsweise leise Welt." Dort arbeiteten Götze und Bodner täglich in der "Gaden Jangtse Medical Buddha Clinic", einem kleinen, mit Spenden erbautes Krankenhaus. "An die schlechte Körperhygiene, bedingt durch die unzureichende Wasserversorgung, mussten wir uns erst gewöhnen. Hautkrankheiten, Pilzinfektionen und vereiterte und entzündliche Wunden standen auf der Tagesordnung, aber auch die üblichen Krankheiten wie Bluthochdruck, Zucker oder normale Erkältungskrankheiten."

Das Team aus Ärzten, Schwestern und auch Lehrern kümmerte sich aber nicht nur um die unmittelbare Versorgung, bei dem dreiwöchigen Aufenthalt ging es vor allem um das Schaffen von Wissensgrundlagen im Umgang mit Medikamenten und Verbandsmaterial. "Was hängen bleibt", überlegt Bodo Götz, wieder in Dessau, "ist eine gewisse Gelassenheit, wenn man sieht, wie dort mit den Problemen umgegangen wird. Da relativieren sich die eigenen kleinen Alltagssorgen hier in Deutschland."

Die nächste Reise ins Flüchtlingscamp der Tibeter ist schon geplant. Im Januar setzt sich die kleine Gruppe erneut in Richtung Mundgod in Bewegung. "Wir brauchen auf jeden Fall wieder Verbandsmaterial, Medikamente und natürlich Geld für die Reise", betont Heike Bodner noch einmal. Wer mehr über das Projekt wissen will, kann direkt Kontakt zu Heike Bodner aufnehmen. Unter der Telefonnummer (0178) 355 155 0 gibt sie gern Auskunft.