Drachenfest Drachenfest: Treff für Überflieger und Spätstarter
Roßlau/MZ. - Die Sonne schickt die wärmenden Strahlen auf die Wiese, wo sich Kind und Kegel mit ihren Flugobjekten tummeln. Einer der Drachen scheint Klärchen bedrohlich nahe zu kommen. Vielleicht wird er ja der Gewinner des Wettbewerbs? Christfried Rauch schlendert durch das Gras und schaut gen Himmel. Nicht nur auf die Höhe kommt es an, sondern auch ein klein wenig auf Schönheit. Auf Selbstgebastelte will der Blitzableiter-Chef besonders Rücksicht nehmen.
Doch die gekauften Drachen überwiegen am Samstag zum Drachenfest auf den Elbwiesen. Doch es zeigt sich, dass die teuersten nicht immer die besten sein müssen. "Der ist jetzt schon seit vier Stunden oben", deutet Mario Nitze aus Rosslau auf den Drachen, den er mit Tochter Vivienne und deren Freundin Jessica hat steigen lassen. Schon vor Eröffnung des Festes, in den Mittagsstunden, waren sie an diesem warmen Herbsttag auf den Elbwiesen.
"Da ist Batman drauf", weiß eines der Mädchen. Doch der Drachen ist zu hoch, eindeutige Formen sind nicht mehr darauf zu erkennen. Wie lang die Leine ist, weiß selbst Nitze nicht mehr genau. "Gestern hatte ich drei Leinen. Und heute hab ich noch eine ''rangeknippert", erzählt er, der mit den Mädchen schon am Vortag das Wetter genutzt hat. Die Leinenrolle ist inzwischen bis auf den letzten Meter abgelassen, der Drachen fliegt hoch oben, und Nitzes müssen sogar aufpassen, dass er nicht mit einem vorbeikommenden - echten - Segelflugzeug kollidiert.
Bei Dieter Bredereck und seinem vierjährigen Enkelsohn Leon hingegen gibt es derweil noch einige Startschwierigkeiten mit dem Drachen. Während Leons Opa über den unebenen Grasuntergrund läuft, um den grün-gelb-rosa Drachen zum Fliegen zu bewegen, stolpert Leon hinter ihm her und hält den Rest der Leine. Doch obwohl der Wind den Flieger nicht in die Lüfte heben will, ist den beiden der Spaß an den Versuchen anzusehen.
"Wenn der einmal da oben ist, dann bleibt er auch oben. Da ist es egal, ob Wind ist oder nicht", weiß Mario Nitze. Ein Profi sei er, nach eigenen Angaben, nicht. Aber wenn das Wetter sich so anbiete, dann könne man das doch nutzen.
Auch Christfried Rauch, der Blitzableiterchef, ist begeistert vom Wetter. "Einwandfrei, besser könnte es gar nicht sein", sagt er, während sein Blick über die rund siebzig Menschen schweift, die nicht aufgeben, ihren Drachen steigen zu lassen oder den sich Mühenden einfach nur zusehen. Denn viele haben es sich sogar auf einer Picknick-Decke bequem gemacht. "Es ist ein Kommen und Gehen hier", freut sich Rauch. "Viele Radfahrer halten einfach an, um zu schauen". Inzwischen gibt er etwas Acht, dass kein Müll herumliegt, weil er die Natur wieder so verlassen möchte, wie er sie vorfand.
"Ein bissel Musik fehlte jetzt noch", sagt Mario Nitze, dessen Drachen unverändert schätzungsweise mehr als hundert Meter an Höhe hat. Bei einem Drachenfest in einer großen Stadt im Norden habe er diese Erfahrung gemacht. "Da hat eine Band gespielt und da sind sogar die Chinesen mit ihren Drachen gekommen", schwärmt er von diesem Ereignis.
Dann blickt er zuerst auf den Drachen, dann auf Vivienne und Jessica und fragt: "Und wer rollt die Leine nachher wieder ein?" Die Frage scheint berechtigt, denn es dauert eine ganze Weile, bis die Leinenrolle wieder eingerollt und der Drache wieder auf festem Boden liegt. Wie lange, kann Nitze nicht genau sagen. "Aber zwanzig Minuten sind es bestimmt".