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Dienstältester Chefarzt geht in Rente

Von HEIDI THIEMANN 19.12.2008, 18:25

DESSAU/MZ. - Wie schon 14 Tage zuvor bei Zwillingsbruder Hermann (Chefarzt der HNO-Klinik) kamen zahlreiche Gäste ins Steigenberger Hotel, um dem Chefarzt der Orthopädischen Klinik die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben.

Die Berentung von Engelbert Seeber "bedeutet einen Verlust", sagte Dr. Joachim Zagrodnick, Ärztlicher Direktor des Klinikums. Seeber war der dienstälteste Chefarzt und ein hoch geschätzter Kollege. Und trotz aller Differenzen ("die Chirurgie und die Orthopädie sind sich nicht immer ganz grün"): Das Wohl der Patienten stand immer an erster Stelle. Was Seeber in seiner langjährigen Tätigkeit aufgebaut habe, wolle er bei der Zusammenführung der Kliniken für Orthopädie und Unfallchirurgie weiterführen, so Zagrodnick, der sich aber weiterhin die Unterstützung Seebers wünscht. Beispielsweise bei der Weiterführung der Orthopädischen Gemeinschaftstagung Brakel - Dessau.

Dass das Wissen des nun scheidenden Chefarztes, der 1962 als Praktikant am ehemaligen Bezirkskrankenhaus Dessau anfing, jedoch nicht verloren geht, dass er sich weiterhin für Patienten einsetzt, darüber sei er froh, gestand Zagrodnick. Seeber werde im MVZ des Klinikums als Orthopäde tätig.

Und so wird der Ruhestand ganz gewiss ein Unruhestand, auch wenn Seeber - in der Freizeit engagierter Heimatforscher und Rotarier - am Freitag seiner Frau versprach, der Freitag werde künftig sein "Feiertag". Auf nicht nachlassendes Engagement nämlich hofft die Hochschule Anhalt, wo Seeber - wie Zwillingsbruder Hermann - seit 2001 als Professor berufen ist. Der Orthopäde bringt sich in der Lehre und auf dem Gebiet der Endoprothetik für Studenten der biomedizinischen Technik ein. Über 30 Veröffentlichungen und ein Patent entstanden allein aus dieser Zusammenarbeit, so Prof. Hilmar Killmey.

Nicht nur an der Hochschule gibt Seeber sein Wissen weiter. Engagiert in nationalen und internationalen Arbeitskreisen, führt er seit vielen Jahren in Polen, Vietnam, der Türkei, der Ukraine und Jordanien Operationen durch, bildet Kollegen weiter, hilft in Ambulanzen, wie sein Kollege Prof. Michael Menge aus Dessaus Partnerstadt Ludwigshafen darlegte. Beide lernten sich bei einem Einsatz in der Türkei kennen und schätzen.

Schätzen vor allem lernten in den 38 Arbeitsjahren wohl tausende Patienten Seebers Arbeit. Nicht nur sein Bruder Clemens, der dank Knie- und Zehprothesen von seinen Leiden befreit werden konnte. Er habe stets viel Freude an der Arbeit gehabt, blickt Engelbert Seeber zurück. Seinem Nachfolger im Klinikum wünscht er "immer gute und glückliche Entscheidungen bei den orthopädischen Patienten."