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Dessauer Lesefest "Literares" Dessauer Lesefest "Literares": Die Nasa weiß von nichts

Von Danny Gitter 25.08.2014, 09:53
Karsten Lückemeyer alias Peter Ghost beim ersten Dessauer Lesefest mit dem kleinen Bücherfreund Paul Fuchs (6 Jahre).
Karsten Lückemeyer alias Peter Ghost beim ersten Dessauer Lesefest mit dem kleinen Bücherfreund Paul Fuchs (6 Jahre). Sebastian Lizenz

Dessau - Hat die Weltöffentlichkeit da etwa was verpasst und sieht es zu Unrecht als Riesenerfolg an, wenn ein kleiner Roboter spektakuläre Aufnahmen vom Mars sendet? „Ja“ sagt Peter Ghost. Er behauptet, der erste Mensch auf dem Mars gewesen zu sein.

Ende 1999, so die Legende sei ein Team von fünf Astronauten auf der streng geheimen Mission „Apollo 22“ im Auftrag der Nasa gewesen. Nur er erreichte den roten Planeten. Nur er kehrte von der Mission wieder zurück. „Das ist noch immer alles streng geheim. Die Nasa behauptet bis heute von nichts zu wissen“, verkauft Ghost die krude Story für Verschwörungstheoretiker und Naivlinge ziemlich überzeugend. Für alle anderen ist es einfach nur eine amüsante Geschichte.

Erstes Lesefest Dessaus

Hinter der Kunstfigur „Peter Ghost“ verbirgt sich Karsten Lückemeyer. Im Astronautenanzug gibt er gerne den verkannten Helden und Entertainer. Ein Hörbuch mit dem Titel „Benni, das Knuddelmonster - Mit Apollo 22 zum Mars“ ist vor kurzem in seinem eigenen Machtwortverlag erschienen. Auch im Literaturbetrieb ist Marketing die halbe Miete. Bei einem Magdeburger Literaturfestival ist Lückemeyer schon zu Gast gewesen und dachte sich kurzerhand, das kann Dessau-Roßlau auch. Gesagt - getan. Am Sonnabend hatte das erste Dessauer Lesefest „Literares“ Premiere im Vor-Ort-Haus in der Wolfgangstraße.

Zentraler Ort

„Der Dessauer redet ja immer gerne viel und macht dann doch wenig. Ich dagegen sage: einfach mal machen“, erklärt Lückemeyer. Ein Bekannter hatte ihm für seine Idee das Vor-Ort-Haus empfohlen. Die Studierenden haben den Verleger in seinem Vorhaben schon im Vorfeld des Lesefestes und auch am Sonnabend selbst tatkräftig unterstützt. „Ich könnte jetzt viel von Idealismus erzählen und dass ich durch meine Veranstaltung das Haus bekannter machen will. Es ist einfach ein guter zentraler Ort, um mein Hörbuch zu promoten“, ist Lückemeyer ehrlich. Das Vor-Ort-Haus bekannter zu machen, war aber am Sonnabend ein positiver Nebeneffekt.

Lesestunde für Kinder und Erwachsene

„Ich bin gerade mit meinem Sohn hier vorbeigelaufen und ganz spontan nach dem Hinweis auf das Literaturfestival mal reingegangen“, erzählt Aline Fuchs. „Endlich mal ein Anlass, um das Haus näher kennenzulernen“, so die junge Mutter. Ab 15 Uhr und bis abends um neun gestaltete Lückemeyer unter seinem Pseudonym Peter Ghost eine Lesestunde für Kinder und am Ende des Tages für Erwachsene. Zwischendurch stellten noch vier andere Autoren, die bei ihm unter Vertrag sind, ihre Bücher vor. Draußen im Garten des Vor-Ort-Hauses gab es Suppe aus einer mobilen Kücheneinheit und verschiedene Getränke. Drinnen - neben Buchvorstellungen, Autorengesprächen und Autogrammstunden - Kuchen und einen Bücherbasar gegen Spenden für das Vor-Ort-Haus. Und hier ließ sich neben einem Dutzend anderen Besuchern auch der Sohn von Aline Fuchs in den Bann von Benni, dem Knuddelmonster, und Peter Ghost ziehen. Mit seinen sechs Jahren weiß Paul Fuchs schon, was er im Leben vorhat. „Ich werde die größte Rakete der Welt bauen“, sagt er ganz selbstbewusst. Solche Begeisterung ist ein gelungener Auftakt für Lückemeyer und sein Lesefest.

Bergsteiger und Rocker

Aus dem Alltag einer Pennälerin erzählte mit „Ach Sie sind Lehrer?“ sarkastisch und polemisch Sigrid Suszek, die in Eisenhüttenstadt an einer Gesamtschule Deutsch und Russisch unterrichtet. Mit „Die Vergangenheit holt auf“, platzierte Jessica Rebeling aus Chemnitz bereits 2008 mit 15 Jahren ihr Debüt - ein Roman für Pferdeliebhaber - in Lückemeyers Verlag. Mittlerweile ist schon bei einem anderen Verlag ein zweites Buch von ihr erschienen. „Schreiben ist ein sehr schönes Hobby“, sagt die 21-jährige Studentin auf Grundschullehramt. Mit Bergsteigergeschichten und Erinnerungen eines Rockmusikers aus Köthen wurde das erste Lesefest komplettiert.

„In drei, vier Jahren werden wir das Fest etabliert haben. Dann vielleicht auch mit bekannten Namen anderer Verlage“, ist Lückemeyer optimistisch. Er ist ganz froh darüber, überhaupt erst einmal angefangen zu haben und der Stadt vielleicht auch langfristig zu einem weiteren kulturellen Höhepunkt zu verhelfen. (mz)