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Dessau-Roßlauer HV Dessau-Roßlauer HV: Herz ohne zu viel Herzblut

Von Steffen Brachert 05.12.2013, 09:03
Trainer Sven Liesegang schwört seine Mannschaft ein.
Trainer Sven Liesegang schwört seine Mannschaft ein. HARTMUT BÖSENER Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - Sechs Jahre ist Sven Liesegang dort ein- und ausgegangen. Von 2003 bis 2007 als Spieler. Von 2010 bis 2012 als Trainer. Bernburgs Bruno-Hinz-Halle ist für Dessau-Roßlaus Trainer etwas Besonderes. „Man kennt die Fans und weiß um die ganz besondere Atmosphäre. Man kennt dort jede Ecke und Kante, man kennt den Geruch.“ Sechs Jahre lang hat Liesegang davon profitiert - manche Schlacht gewonnen. Freitag, 19 Uhr, steht der Trainer das erste Mal auf der anderen Seite.

Gegensätzliche Vorzeichen

Es ist Derby-Zeit in Anhalt. Doch wenn in dieser Woche Anhalt Bernburg und der Dessau-Roßlauer HV aufeinander treffen, könnten die Vorzeichen unterschiedlicher nicht sein. Bernburg hat sieben Spiele in Folge gewonnen, Dessau-Roßlau wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg. Liesegang hofft trotzdem. „Ich will jetzt nicht sagen, dass Derbys eigene Gesetze haben“, muss selbst Liesegang schmunzeln. „Doch im Positiven wie im Negativen ist dort alles möglich.“ Eines sei sicher: „Von der Papierform her sind wir sicher kein Favorit.“

Eine Stunde hat der Dessau-Roßlauer HV am Dienstag das 22:22 gegen Rodgau Nieder-Roden ausgewertet und eine Schlussphase voller Fehler gesehen. „Wir bringen uns selber um die Früchte unserer Arbeit“, sagte Liesegang. „Es ist ja nicht so, dass uns der Gegner auseinandernimmt. Nein, wir scheitern an uns selber.“ Warum die Mannschaft immer dann Nerven zeigt, wenn ein Sieg in Reichweite ist, ist eines der Rätsel. „Uns fehlt die Selbstverständlichkeit, mit Druck umzugehen.“ Erlernbar ist das kaum. „Das geht nur über Erfolgserlebnisse.“

Er wird Halvar, dem berühmten Wikingerhäuptling aus der Fernsehserie „Wickie und die starken Männer“, immer ähnlicher. Seit dem 12. Oktober steht der Rasierapparat von Martin Hoffmann unberührt im Badschrank. Sehr zur Freude des am Dienstag gerade zwei Jahre altgewordenen Töchterchens Leni, das liebend gern mit dem „Rauschebart“ von Papa abends im Bettchen kuschelt.

Nach dem sensationellen 29:27-Erfolg gegen den Spitzenreiter Eintracht Baunatal hatte Hoffmann nämlich einen Schwur geleistet. „Der Bart kommt in diesem Jahr erst wieder ab, wenn wir verlieren“, sagte der Student für Rechtswissenschaften an der Fern-Uni Hagen - und konnte nicht ahnen, dass eine Siegesserie von sieben Spielen folgte.

„Wir wissen, dass wir gegen den DRHV Vollgas geben müssen, um unsere Serie auszubauen“, sagt Hoffmann und hofft, dass er noch einmal um eine Rasur drumherum kommt und warnt trotzdem: „Nur weil wir Vierter sind und Dessau Zwölfter, wird es keine klare Geschichte.“

Bernburg kann das bestätigen. Das Team ist mäßig in die Saison gestartet, hat dann aber Spitzenreiter Baunatal mit 29:27 besiegt. Liesegang hat das Spiel damals beobachtet. „Das war der Knackpunkt. Seither klappen all die Dinge, die vorher schief gegangen sind. Seither haben die ein Selbstvertrauen bei der Spielanlage, Respekt.“ Viel hängt dabei an Steffen Cieszynski, der mit 87 Treffern in 13 Spielen auf Platz 4 der Torjägerliste steht. „Steffen ist der Dreh- und Angelpunkt bei den Bernburgern, nicht nur als Torschütze. Er hat inzwischen ein gutes Gefühl entwickelt, wann er werfen muss und wann ein Pass zum Kreis besser ist“, lobt Liesegang. „Ihn müssen wir in den Griff kriegen.“

Der Gang nach Bernburg wird schwierig. „Wir brauchen Herz, aber nicht zu viel Herzblut. Wir müssen kühlen Kopf bewahren“, sagt Liesegang. Denn eines sei schwierig in der Bruno-Hinz-Halle. „Wenn man dort einmal zurückliegt, findet man nur schwer zurück ins Spiel.“ Seine Spieler nimmt der Trainer deshalb in die Pflicht. „Ich will, dass die nicht nur vom Derby reden. Die sollen das ganz bewusst annehmen.“

Chris Alisch wird fehlen

Personell ist im Dessau-Roßlauer Lager noch einiges unklar. Chris Alisch wird erkrankt fehlen. Ob Luka Krajnc und Martin Danowski dabei sind, entscheidet sich kurzfristig. Liesegang will darüber aber gar nicht lamentieren. „Wir kommen aus unserer schwierigen Situation nur allein raus - mit denen, die spielen können“, sagt der Trainer und hofft vor allem, dass die Abwehr wieder steht.

26, 23 und 22 Tore hat die Dessau-Roßlauer Defensive in den letzten drei Spielen nur zugelassen. Gegen Rodgau Nieder-Roden kam Andreas Sprecher früh von der Bank und trumpfte mit 14 Paraden auf. „So eine Torhüterleistung brauchen wir auch im Derby“, sagte Liesegang und wünscht sich in Bernburg eine Quote von „10 plus X“. Um dann für eine Überraschung zu sorgen? Glaube und Hoffnung daran sind da.