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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Vorfreude auf einen Porsche-«Schrotthaufen»

Von Heidi Thiemann 12.04.2012, 17:33

Dessau/MZ. - Da stehen sie nun nebeneinander: drei rot glänzende Porsche-Diesel-Traktoren - Junior 109, Super 133 und Super 308 N - in der Werkhalle des Dessauer Schaltschrankbaus. Eher unscheinbar ist der Vierte im Bunde: ein Porsche Junior 108. Und bis der genauso glänzt wie seine drei Nachbarn, müssen jede Menge Fleiß und Schweiß investiert werden. Vorgenommen haben sich das acht Schüler (zwei Mädchen und sechs Jungen) der Sekundarschule "Am Rathaus".

"Schön, dass ihr nach der Betriebsführung nicht abgesprungen seid", freut sich Lehrausbilder Frank Thümmel. Gemeinsam mit Clemens Troschke, dem Personalreferenten bei der Geyer Gruppe Industrieholding GmbH, empfängt er am Donnerstag die Gruppe mit Schulleiterin Monika Reinsperger und Technik- und Wirtschaftslehrer Ulf Stopperka. Im Herbst hatten die Schule und die Schaltschrank- und Gehäusetechnik GmbH einen Kooperationsvertrag geschlossen. Nun geht es offiziell los mit dem praktischen Projekt der Traktor-Restaurierung. "Wir hoffen, dass ihr viel Spaß dabei habt", sagt Troschke den Schülern. Das Projekt biete ihnen die Möglichkeit, Einblick in den Bereich der Metallverarbeitung zu gewinnen "und vielleicht sehen wir den einen oder anderen von euch später als Auszubildende von uns", so der Personalreferent.

Zwar spricht Frank Thümmel noch von einem "Schrotthaufen", der da in der Werkstatt steht, doch er hat auch eine Überraschung für die Schüler parat. "Unsere Auszubildenden haben schon eine Menge gemacht", verrät er und gibt Markus Sendrowski aus dem dritten Lehrjahr ein Zeichen. Der schwingt sich auf den Sitz, lässt den Traktor vorglühen ... und dann tuckert der Motor los. "Der Motor funktioniert noch", freut sich Thümmel, auch das Getriebe bleibe, wie es ist. "Alles andere aber wird auseinandergenommen."

Das Auseinanderschauben ist schon eine "Heiden-Arbeit", weiß Thümmel. Dann heißt es, die alte Farbe von Kotflügel, Motor- und Armaturenhaube und den Seitenverkleidungen zu schleifen, Ausbeularbeiten durchzuführen und anderes mehr. Dabei werden die Schüler freilich angeleitet und unterstützt, versichert der Lehrmeister. Und einen Zeitdruck gibt es auch nicht. 14-täglich kommen die Schüler donnerstags für zwei Stunden in die Firma, um sich der Restaurierung zu widmen.

"Das wird ein cooles Gefühl sein, wenn wir das gepackt haben", ist sich Dominic Musehold sicher. Außerdem findet er, dass er mit dem Projekt den Kopf freibekommt und am Nachmittag nicht nur vorm Fernseher oder Computer sitzt.

Erfahrungen sammeln wollen Lisa-Marie Kosel und Anne Schwarzkopf. Vielleicht orientieren sie sich beruflich auf etwas Handwerkliches. Und für die Bewerbung, finden sie, sei es sicher auch nicht schlecht, wenn sie nachweisen könne, dass sie außerschulisch an solch einem Projekt mitgemacht haben. Schon immer was Handwerkliches wollte Shinuar Adel-Zuber machen, "denn das macht Spaß". Und Philipp Moritz findet es auch nicht schlecht, dass er später sagen kann, "ich habe einen Porsche restauriert".

Der Eifer ist zu spüren, die Schüler wollen loslegen. "Bisher hatten wir nur Projekte mit kulturellen Einrichtungen", sagt Schulleiterin Reinsperger, die es deshalb sehr lobt, dass die Firma den Schülern diese Chance bietet. Wichtig sei, dass es ein Langzeitprojekt ist, "die Schüler können an etwas Greifbarem arbeiten". Das findet auch Simone Kosel gut, die am Donnerstag die Chance wahrnahm und ihre Tochter Lisa-Marie in die Firma begleitete. "Hier können die Schüler etwas anderes lernen", sagt sie und vor allem auch die Freizeit sinnvoll verbringen.