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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Viele Details in Puzzle eingefügt

Von silvia bürkmann 26.06.2012, 18:55

dessau/MZ. - Die Karte zur Ausstellungseröffnung erinnert auf den ersten Blick unweigerlich an noch nicht zusammengesetzte Puzzlestücke. Bunt, eckig, unregelmäßig. Vom Grafiker Rainer Sauerzapfe entworfen als Sinnbild. "Zerrissenes Anhalt " - inwiefern und für wen ist dieses untergegangene Land ohne Staat noch ein Thema? Mit seiner Ausstellung in der Kunsthalle am Museum hat sich der Anhaltische Kunstverein auf ein Wagnis eingelassen. Will keine Konkurrenz sein zu den großen Ausstellungen im Jubiläumsjahr Anhalt 800. Auch nicht eine unter vielen. Sondern ein auf aktiver Mitarbeit von Bürgern gegründetes kommunikatives Projekt.

Das im März gestartete Unterfangen lief an, wie es auch die glühendsten Enthusiasten erwartet haben - schleppend. Etwa 100 Leuten war das Ausstellungskonzept in persönlichen Schreiben mit Bitte um Mitwirkung vorgestellt worden. Neben den Leihgaben waren die Ausstellungsmacher vor allem an Geschichten interessiert, an dem, was das 800-jährige Anhalt für die Menschen heute erlebbar macht.

Und dann nahm doch alles seinen gewünschten Lauf. Nicht jeder hat auf dem Dachboden ein historisches Objekt aufgespürt. Aber es meldeten sich immer neue Mitstreiter. Auch wenn sie nur gehört hatten von jemandem, der mal jemanden kannte...

31 mit Anhalt verbundene Bürger statteten die Ausstellung aus mit rund 100 Objekten. Die sind verschiedenster Art und Herkunft. Da erarbeitete der Kunsthandwerker Dietrich Genau aus Hoym die alten anhaltischen Wappen aus Holz, schnitzte das Wappen der Askanier und das Staats- und Familienwappen der Herzöge von Anhalt aus Lindenstamm. Der 76-jährige hat zugleich noch Gemälde der anhaltischen Schlösser Bernburg, Ballenstadt und Hoym für die Ausstellung beigesteuert. Joachim Grossert "grub" bei der Regionalgruppe Bernburg / Anhaltischer Harz im Verein für Anhaltische Landeskunde (VAL) eine alte Landkarte von 1924 aus, auf der in alter Zeit ein Lehrer feinsäuberlich mit Hand die Grenzen Anhalts mit seinen winzigen Exklaven eingetragen hatte. Das älteste Ausstellungsstück freilich brachte Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze bei: Einen geschmückten Becher der Bernburger Kultur. Unversehrt und etwa 2 900 Jahre alt.

Neben diesen greifbaren Prachtstücken aber haben die Leute wirklich ein paar Geschichten erzählt. Bühnenbildner Carlheinz O. Städter wohnte im anhaltischen Leopoldshall. Seine Bühne aber, wo er 1963 mit "Minna von Barnhelm" debütierte, war das Salzland Theater im preußischen Staßfurt. "Da war ich täglich ein Grenzgänger."

"Anhalt- (K)ein Thema"- vom 28. Juni bis 19. August, Kunsthalle am Museum, geöffnet Mittwoch bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, erweiterte Öffnungszeiten zum Sachsen-Anhalt-Tag (6. bis 8. Juli); www.anhaltischer-kunstverein-dessau.net