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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Pflaumenblüte mit Regenbogen

Von THOMAS ALTMANN 23.05.2011, 18:00

WÖRLITZ/MZ. - Am Fuß des falschen Vulkans, am Rande des englischen Gartens ertönen periphere Verweise auf chinesisch modulierte Gartenpartien oder auf gesammelte Seltenheiten aus der Südsee; und schon beginnt mit den ersten Regentropfen der indonesische "Tanz der tausend Hände". Das erscheint weltumspannend. Aber warum trägt der Globus Euter am Südpol?

"Wörlitz international. China und Indonesien zu Gast im Gartenreich" hieß es am Freitag auf der Felseninsel Stein in Wörlitz. Teilnehmer des Landesstudienkollegs, die an der Hochschule Anhalt in Köthen sprachliche Grundlagen für ein Studium an einer deutschen Hochschule erwerben, sangen und tanzten. Infolge des Studententages entstanden, gab es hier eine thematisch-geografische Auskopplung der kulturellen Darbietungen aus den Heimatländern der rund 400 Studenten in spe aus 40 Nationen. Das wechselnde Ensemble selbst, so Juri Quirin von der Hochschule Anhalt, habe sich den Namen "Die Kühe" zugelegt, mit beschaulicher Referenz an die Heimat auf Zeit. Nun flattert auf dem Logo ein Spruchband: "Eine Weltmusik aus Köthen". Deshalb trägt der Globus Euter.

Vor dem ersten Regentropfen und dem ersten Tanz verwies Uwe Quilitzsch von der Kulturstiftung Dessau / Wörlitz kurz auf den chinesisch-englischen Garten, den Fürst Franz mit Teehaus und Pagode neben dem Barockensemble in Oranienbaum gestalten ließ. Er verwies auch auf die zwei Zimmer im Schloss Wörlitz, ausgeführt nach Art der China-Mode, und auf den Südseepavillon, der auf dem Eisenhart nach Plänen von Erdmannsdorff erbaut wurde. Der Museumspavillon beherbergt die Südseesammlung, die Fürst Franz 1775 vom Naturforscher und Weltreisenden Johann Reinhold Forster und von dessen Sohn Georg geschenkt bekam. Beide waren Teilnehmer der Zweiten Weltumseglung von James Cook (1773-1775). Der südliche Polarkreis wurde überquert, Neuseeland, Tahiti oder die Tonga-Inseln angesteuert.

Ein Stückchen entfernt, in Indonesien tanzt man den Saman, den "Tanz der tausend Hände", kniend und somit den religiösen Hintergrund transportierend. Es ist ziemlich gewandt, was in dieser Haltung so synchron wie vital im Amphitheater zu Füßen des falschen Vesuvs aufgezeigt wird. Conga und Gitarren - und eine Schönheit singt indonesische Volkslieder. Es folgen ein chinesisches Interludium, ein graziler Solotanz und Volkslieder mit weichgespülter Begleitung aus der Dose: "Die Strahlen der Sonne erwärmen die Wiese und uns und die wartenden, knospenden Triebe der Pflaume, die nun zu blühen beginnt", im Winter, im Schnee. Ja, der Text wurde vorher in deutscher Übersetzung gelesen.

Paradiesvogel und Einwohnerzahlen: Kleine Moderationen gibt es im Nummernprogramm, welches in jede Schulaula passt. Ein Reiseveranstalter verteilt Gutscheine am Eingang. Doch mit Ferne und Nähe, mit dem Ort und den Bezügen zum Ort wird nicht eben gewuchert. Die jungen Leute verteilen trotzdem ganz unverstellt Freude. Der Chor aus Papua klingt richtig rund, und die Trachtengruppe der Insel tanzt den Yospan-Tanz, barfuß um Liebe, Trennung und Happy End. Dann scheint auch die Sonne, obgleich es noch immer regnet: Ein Regenbogen spannt sich auf, jenseits der italienischen Landschaft, am Rande des englischen Gartens zum papuanischen Tanz.