Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: In Raucherzimmern und Biergärten qualmt es weiter
DESSAU-ROSSLAU/MZ. - "Es kommen immer weniger Gäste. Vorher war es besser", erzählt der Gastwirt. Vorher, das war Anfang 2008 und vor der Einführung des Rauchverbots in Sachsen-Anhalt, das nur wenige Ausnahmeregelungen zulässt.
Dem strengsten Rauchverbot aller Bundesländer, das seit Sonntag in Bayern gilt, wo ohne Ausnahmen in allen gastronomischen Einrichtungen nicht mehr geraucht werden darf, kann Spyros erst recht nichts abgewinnen. "Rauchen ist doch wie Essen und Trinken ein Genuss", beschreibt der Gastwirt seine Sicht der Dinge. Es gefiele ihm nicht, dass er manchen Gästen, die um Erlaubnis zum Rauchen gebeten hätten, diesen Wunsch abschlagen musste. "Die gehen nach ganz kurzer Zeit wieder", beobachtet Spyros. Er würde eine gesetzliche Lösung favorisieren, die den Gastwirten freie Hand bei der Entscheidung für ein Nichtraucher- oder Raucherrestaurant ließe.
Raucherzimmer für den Winter?
Da die Landesregierung in Magdeburg kurz nach dem Volksentscheid in Bayern gegenüber verschiedenen Medien betonte, vorerst keinen Änderungsbedarf des hiesigen Nichtraucherschutzgesetzes zu sehen, liebäugelt Spyros mit der Einrichtung eines Raucherzimmers. "Der Umbau ist sehr teuer, deshalb habe ich es bis jetzt nicht gemacht", so der Betreiber des Restaurants "Athen". Jetzt im Sommer, wo viele Gäste draußen sitzen und dort auch rauchen dürfen, freut sich Spyros über den Umsatz und die Gästezahlen. Doch in den kälteren Monaten ist das Nichtraucherschutzgesetz ihm ein echter Dorn im Auge.
In Griechenland, wo die gesetzliche Regelung ähnlich wie in den meisten deutschen Bundesländern ist, bemerkt Spyros dennoch Unterschiede. "Durch unsere Mentalität kann die Regierung die Gesetze dort kaum durchsetzen", denkt Spyros ein bisschen wehmütig an seine Heimat.
Eine konsequente Umsetzung des bayerischen Nichtraucherschutzes auch in Sachsen-Anhalt würde sich dagegen der Dessauer Wirt Michael Fartak wünschen. Der Chef des Restaurants am Georgengarten ist vehement gegen den blauen Dunst. "Wir sind ein Nichtraucherrestaurant", erklärt er. "Zigarettenrauch hat beim Essen einfach nichts zu suchen. Wir richten auch keine Raucherräume ein", so der Küchenchef des Restaurants, der weiß, dass diese Konsequenz ihm schon manchen Gast und Umsatz gekostet hat. Gerade im Winter, könne er regelmäßig beobachten, wie Raucher, die ungeduldig nach draußen gingen, Unruhe bei den anderen Gästen am Tisch erzeugten und so die Verweildauer verkürzten. "Statt des zusätzlichen Glases Weins, wird dann oft die Rechnung verlangt, um zu bezahlen und dann zu gehen", beschreibt Fartak seine Erfahrungen.
Die Idee, das Nichtraucherrestaurant auch hierzulande gesetzlich zu verankern, fände der Betreiber der Lokalität am Georgengarten nur allzu fair. "Dann würden ohne Ausnahmen die selben Spielregeln für alle gelten und die Gästezahlen wieder steigen", so seine Hoffnung.
Ein konsequentes Rauchverbot? - "Das würde uns das Genick brechen", meint Babett Briege von "Bibers Corner" in der Zerbster Straße ganz spontan. Ein Schild am Eingang "Raucherkneipe! Ab 18" fasst kurz und prägnant den Status quo zusammen. "Wir als Einraumkneipe finden die derzeitige Regelung natürlich in Ordnung", erläutert Briege. Wenn der Laden voll ist und es wird zu stickig, dann legten die Raucher auch schon mal eine Pause ein, schildert die Bedienung. Auch ohne Gesetze würden Raucher und Nichtraucher ein Auskommen finden, um gesellige Abende in der Kneipe in der Zerbster Straße zu verbringen, beobachtet Briege.
Ein Auskommen finden die Gäste auch im Kiez-Café in der Bertolt-Brecht-Straße, wo allen Rauchern ein Raum zur Verfügung steht. Mit einem schnellen Verbot rechnet man dort nicht: Am Wochenende wurde der Raum neu dekoriert - mit Raucher-Bildern aus der ganzen Welt.
Unmut ist Geschichte
Ihre Erfahrungen mit dem Rauchverbot sieht Brigitte Schmidt von der Gaststätte "Grüner Baum" in Kochstedt, wo auch viele Großveranstaltungen stattfinden, mittlerweile gelassen. "Der Unmut über das Gesetz war unter den Karnevalisten und den anderen Gästen am Anfang groß", schildert die Geschäftsführerin. "Jetzt, wo sich aber alle drauf eingestellt haben, ist auch die Akzeptanz größer geworden", meint Schmidt.