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Dessau-Roßlau Dessau-Roßlau: Flatterechos im Mausoleum gesucht

Von ILKA HILLGER 21.09.2010, 17:53

DESSAU/MZ. - Die Suche im Dessauer Mausoleum gilt außergewöhnlichen Dingen: Flatterechos beispielsweise oder auch der Nachhallzeit.

Viele Ideen für Mausoleum

Sechs Musiker stehen in dem monumentalen Bauwerk auf dem Tierpark-Gelände, für dessen künftige Nutzung es in den vergangenen Wochen so manche Idee gab. Wilhelm Schulze, Architekt der Sanierung in den 1980er Jahren, schlug eine Begräbnisstätte und damit eine Nutzung vor, wie sie auch Architekt Franz Heinrich Schwechter im Sinn hatte, als das Mausoleum Ende des 19. Jahrhunderts für die Herzöge von Anhalt gebaut wurde. Ein anderer Vorschlag beschäftigt sich mit einer Walhalla, einer Ruhmes- und Ehrenhalle.

Der Montag aber war im Mausoleum der Musik gewidmet. Die Musiker der Anhaltischen Philharmonie waren samt ihren Instrumenten erschienen, um einer Akustikmessung zu dienen.

Kann man im Mausoleum Konzerte veranstalten? "Das wollen wir heute klären", sagt Roger Hochmuth vom Mausoleum-Förderverein. Die Dessauer Antje Berger und Wolfgang Wengel hatten sich bereiterklärt, solch eine Messung vorzunehmen. So stehen im großen Raum unter der gewaltigen Kuppel vier Mikrofone, verbunden mit Aufnahmetechnik. Wengel erklärt, was und wie er messen will. "Es gilt, dieses Experiment zu wagen", sagt er - und schon klingt ein Mozart-Satz durch den Raum.

Bassist Ekkehard Neumann hört zuerst vom Rand aus seinen Kollegen im Streichquartett zu und vermisst die Prägnanz der tiefen Streicher. "Da müsste man extrem artikulieren." Dann wechselt Neumann den Hörerplatz, setzt sich näher ans Zentrum und ist sichtlich beeindruckt. "Das ist ein ziemlich großer Klang", sagt der stellvertretende Solokontrabassist der Anhaltischen Philharmonie.

Mit seinen Mikrofonen wechselt auch Wolfgang Wengel immer wieder den Standort. Drei Mal ist der Mozart zu hören. "Das klingt doch richtig gut", findet Tierpark-Chefin Christine Kilz, die für ein paar Minuten zum Lauschen gekommen ist. Und auch Roger Hochmuth ist sichtlich beeindruckt und fiebert der Auswertung der Messung entgegen. "Wenn die Ergebnisse gut ausfallen, könnte man ein Benefizkonzert für die Sanierung des Mausoleums veranstalten", sagt der Mann vom Förderverein.

Hochmuth, bis zu seiner Pensionierung Mitarbeiter des Stadtgeschichtsmuseum, hatte dort Wolfgang Wengel, früher Sammlungsleiter des Berliner Museums für Kommunikation, kennen gelernt. "Beim Denkmaltag vor einem Jahr wurde die Idee für diese Akustikmessung geboren", sagt Hochmuth. Mit einem handfesten wissenschaftlichen Ergebnis könne man vielleicht auch jene Zweifler überzeugen, die bislang dem Mausoleum eine schlechte Akustik für klassische Musik bescheinigten.

Die Musiker jedenfalls sind begeistert vom Klang unter der Kuppel. Erst recht, als Trompeter Arne Lagemann sein Instrument auspackt und Noten von Andrea Grossi spielt. "Ich habe zwei Echos gehört", sagt Cellist Gerald Manske zu seinem Kollegen, der in der einen Hand die Trompete hält und mit der anderen gegen die Mücken kämpft. Deren Sirren hat freilich keine Chance gegen das, was da aus dem Instrument kommt und das Trommelfell vibrieren lässt. "Das klang wunderbar. Es gibt hier viel Hall, es kam viel zurück. Das hat sich richtig potenziert, ich habe es mitgehört", sagt der Trompeter. Gerade für langsame Stücke sei dies nicht schlecht.

Schnelle Ergebnisse versprochen

Nach 45 Minuten ist alles gemessen. Die Mikrofone werden abgebaut, die Aufnahmen daheim ausgewertet. Roger Hochmuth führt die Musiker, zu denen noch Katja Wallraff, Johannes Schmidt und Satoko Iwasaki gehören, zum Abschluss zu einer Besichtigung hinab in die Gruft des Mausoleums. Antje Berger verspricht schnelle Ergebnisse. "Wir haben das als Dessauer gerne gemacht", sagt sie. Und selbst draußen vor der Tür in der Herbstsonne hat sich schon die Begeisterung fortgepflanzt. "Das klang toll. Die Trompete haben wir bis hierher gehört", freut sich die Kassiererin am Tierpark-Eingang.